Jana und der Buschpilot – Streit der Stämme

Eva-Maria Grein von Friedl, Kai Schumann, Ulli Baumann. Die Ärztin & der Flieger

Foto: ZDF / Ilze Kitzhoff
Foto Tilmann P. Gangloff

Aus Johanna wird Jana, aber sonst ändert sich nicht viel: Auch der dritte Film aus der „Herzkino“-Reihe über eine Ärztin in Afrika und ihren Buschpiloten kombiniert eine komödiantisch erzählte widerwillige Liebesgeschichte mit einem dramatischen Vorfall. Eva-Maria Grein von Friedl und Kai Schumann spielen das ganz ordentlich, aber ansonsten lebt „Jana und der Buschpilot – Streit der Stämme“ vor allem von tollen Afrikabildern.

Es gibt eine Vielzahl von Fortsetzungen, in denen die Darsteller von Hauptfiguren ausgetauscht werden mussten. Meist setzen sich Sender und Produzenten unbekümmert darüber hinweg, dass beispielsweise Commissario Brunetti, der bislang wie Joachim Król aussah, plötzlich Uwe Kockisch gleicht; oder dass sich der Veterinär an der Seite von „Landärztin“ Christine Neubauer von Francis Fulton-Smith erst in Martin Feifel und dann in Timothy Peach verwandelt hat. Insofern gebührt dem ZDF schon fast ein Lob dafür, dass es nicht stillschweigend über den Personalwechsel der „Herzkino“-Reihe „Johanna und der Buschpilot“ hinweggeht. 2012 ist die Titelfigur in zwei Filmen von Julia Brendler verkörpert worden. Jana ist eine Freundin und Kollegin Johannas und soll sie in der afrikanischen Buschklinik als geschäftsführende Ärztin vertreten; Eva-Maria Grein von Friedl hat schon in der RTL-Serie „IK 1“ bewiesen, dass sie als Partnerin eines kernigen Kerls (dort Tobias Oertel, hier Kai Schumann) eine ebenso gute Figur macht wie in Szenen, die eine gewisse Physis erfordern. Flugs dichtet das Drehbuch Jana und dem Piloten Thomas eine frühere Fast-Beziehung an, damit es auch entsprechend knistert, als sie ihren Job antritt. „Streit der Stämme“ stammt wie die beiden ersten Filme vom Gespann Timo Berndt und Ulli Baumann.

Abgesehen von den entsprechenden Verbalscharmützeln, die Schumann und Grein von Friedl im Rahmen des Genres glaubwürdig spielen, lebt die Spannung der Handlung vor allem von der Frage, ob der sympathisch eingeführte Minenbesitzer Michael (Simon Böer) tatsächlich der nette Kerl ist, für den ihn Jana hält. Der Hintergrund der Story ist nicht uninteressant: Zwei offenbar seit Generationen verfeindete Stämme haben vor dreißig Jahren einen Friedenspakt geschlossen. Als ein Mann auf einer Straße angefahren wird und später seinen Verletzungen erliegt, soll auch der Fahrer des Unfallwagens sterben, obwohl ihm das Opfer direkt vors Auto getorkelt ist. Beide gehörten jeweils einem der beiden Stämme an; ein Leben für ein Leben. Bei der Autopsie stellt Jana fest, dass der Tote ohnehin gestorben wäre: Sie findet tödliches Cyanid in seinem Körper. Die Quelle, aus der beide Stämme ihr Trinkwasser schöpfen, ist voll von dem Salz, das im Bergbau verwendet wird; aber der hilfsbereite Michael ist viel zu nett, um etwas mit dieser perfiden Brunnenvergiftung zu tun zu haben.

Jana und der Buschpilot – Streit der StämmeFoto: ZDF / Ilze Kitzhoff
Im Einsatz. Ist der Minenbesitzer Michael ein Guter? Eva-Maria Grein von Friedl und Simon Böer in „Streit der Stämme“

Soundtrack: Ed Sheeran („I See fire“, “Even My Dad Does Sometimes”, “One”), Emiliana Torrini (“Nexttime Around”)

Während es im Hauptstrang um Leben und Tod geht, findet der Film immer wieder Zeit für die etwas kindisch anmutenden Streitereien zwischen Jana und Thomas, und natürlich sollen die gegenseitigen Kratzbürstigkeiten übertünchen, dass die beiden nach wie vor eine Menge füreinander empfinden. Die Konstellation ist allerdings nicht sonderlich einfallsreich, zumal sich die Heldinnen in auffallend vielen solcher Geschichten in Piloten verlieben; der Sat-1-Film „Buschpiloten küsst man nicht“ (2011), ebenfalls in der Umgebung von Kapstadt entstanden, bietet exakt das gleiche Muster von Ärztin und Flieger. Immerhin ist die Rolle von Kai Schumann nicht ausschließlich auf die des unrasierten Abenteurers reduziert, zumal er als „König des Chaos“ hin und wieder auch moderate Slapstickeinlagen einstreuen darf.

Eher undifferenziert sind dagegen die Ureinwohner ausgefallen. Abgesehen von der Sache mit dem Pakt dienen sie weitgehend als Stichwortgeber; dazu passt, dass alle einheitlich perfekt Deutsch sprechen, was vor allem dann irritiert, wenn sie sich untereinander unterhalten. Im Grunde sind die Afrikaner ein ähnlich exotischer Blickfang wie die in gelegentlichen Zwischenschnitten gezeigten Giraffen. Handelnde Personen sind ausschließlich die Weißen; die Schwarzen sind Opfer, die zudem archaisch anmutenden Gebräuchen anhängen. Aber wer Naturaufnahmen mag (Kamera: Peter Döttling), kommt dank der vielen Flugszenen auf seine Kosten, zumal die stimmige Musik von Karim Sebastian Elias eine schöne Untermalung der eindrucksvollen Bilder ist. Den nächsten Film der Reihe zeigt das ZDF am 20. September.

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Reihe

ZDF

Mit Eva-Maria Grein von Friedl, Kai Schumann, Ndoni Khanyile, Kevin Otto, Simon Böer, Chris April, Andile Nebulane, Yule Masiteng

Kamera: Peter Döttling

Szenenbild: Willow Howell

Schnitt: Manuela Kempf

Musik: Karim Sebastian Elias

Produktionsfirma: mecom fiction, Two Oceans Production

Drehbuch: Timo Berndt

Regie: Ulli Baumann

EA: 13.09.2015 20:15 Uhr | ZDF

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