Bei Anna geht es immer nur um das eine: Liebe & Romantik. Gerade hat Markus, Junggeselle aus gutem Hause, ihr einen Antrag gemacht. Die Freude ist groß – auch weil sie damit liebenswerte Schwiegereltern hinzugewinnt. In ihrem Beruf steht das Beziehungsthema ebenfalls an erster Stelle: Anna ist Sachbuchautorin und sie moderiert eine beliebte Radiotalk-Show, in der sie Tipps für die Liebe gibt. Bisher schmiss sie die Sendungen mit Leichtigkeit. Doch jetzt, so kurz vor der endgültigen Bindung, scheint ihre Unbefangenheit verflogen zu sein. Sie macht sich Gedanken darüber, weshalb sie über persönliche Probleme, anstatt mit ihrem Bräutigam, lieber mit Henrik redet, ihrem besten Freund seit Jugendtagen. Und sie kommt auch nicht darum herum, sich mit der tiefen Verletzung auseinanderzusetzen, die Vater Ole ihr als Kind zugefügt hat, indem er sich für eine andere Familie entschied und nicht für sie da war. Er ist gerade zu Besuch in Kopenhagen bei Annas Halbschwester Pia. Sie weiß nichts vom Geheimnis des Vaters, kennt Jana nur vom Radio, ist aber wie sie mit Henrik befreundet. Und irgendwann sollte Jana auch Markus von ihrer Familie erzählen…
Foto: ZDF / Arvid Uhlig
Soundtrack: Amy McDonald („Pride“), Rhythms Del Mundo feat. Coldplay („Clocks“), Jack Johnson („You and your heart“), Norah Jones („Cold cold heart“), Alanis Morissette („You learn“)
Das Beziehungskarussell dreht sich. „Inga Lindström – Die Sache mit der Liebe“ gehört zu den gelungenen Filmen der deutschen „Sehnsuchtsort-Schweden“-Reihe. Es ist keine klassische Romanze, sondern eher ein Liebesfilm. Alle Geschichten kreisen um das beliebte Thema: da ist das Paar, Anfang 30, das ein bisschen blauäugig den modernen Traum von einer Liebe zwischen Romantik und Pragmatismus träumt; da ist die Nähe zwischen den Langzeitfreunden, hinter deren Beziehung sich vielleicht das „Harry-und-Sally“-Syndrom verbergen könnte; da ist eine langjährige Liebe, die offenbar von der Gewohnheit aufgefressen wurde; da ist die Liebe eines reuigen Vaters, da ist die Liebe zwischen Geschwistern, da ist Freundschaft. Das Drehbuch von Christiane Sadlo gewinnt ungemein durch seine multiperspektivische Zuspitzung. „Die Sache mit der Liebe“ – der Titel passt. Der Film liefert eine Art Meta-Diskurs, indem er die Botschaften dieser Wohlfühlreihe in fast jeder Szene verhandelt. Dass die Heldin quasi als „helles“ ZDF-Gegenstück zum Radio-Beziehungstalker Flemming das Liebesthema auch noch in ihren Sendungen reflektiert, ist natürlich nicht neu, gibt dem Film dramaturgisch Dichte und ästhetisch Frische mit auf den Weg zum Happy End.
Foto: ZDF / Arvid Uhlig
Auch in den Nuancen ist „Die Sache mit der Liebe“ fast eine ganze Klasse besser als durchschnittliche TV-Romanzen. Man bekommt den Eindruck oder man sollte besser sagen, hat das Gefühl, dass es die Heldin ist, die am Ende über die Wahl des Partners entscheidet, nicht die Konventionen des Genres. Auch die Besetzung trägt dazu bei, dass man als Zuschauer nicht sofort weiß, wer am Ende wen bekommt. In diesem Beziehungskarussell, in dem ja auch noch die Schwester der Hauptfigur eine Rolle spielt, ist einiges möglich. Es ist einfach sehr viel mehr Leben in dieser Großstadt-Geschichte mit telegener Landflucht als in den oft etwas puppenstubenhaft geschlossen wirkenden Inga-Lindström-Geschichten.
Dazu passen auch die Gesichter, allen voran Jana Klinge, eine ideale Besetzung für ein solches leichtes Format-Relaunch: mit ihrer Hübsche bricht sie zwar nicht das Liebliche des Genres, aber ihre leicht herbe Ausstrahlung mit den markanten Zügen, was sich auch in ihrer leicht erotisch rauchigen Stimme spiegelt, sorgen dafür, dass dieser Film nicht von zu viel Nettigkeit zugekleistert wird. Auch das Frauenbild ist – gemessen am Genre – fast (abbild)realistisch. Bei so viel angenehmer Abwechslung spielt die Inszenierung, die andere Sonntagsfilme im ZDF oft „retten“ muss, keine große Rolle mehr. Dass sie etwas mehr Pepp vertragen hätte, keine Frage. Nur eines an diesem Film stört (den Kritiker) so sehr, dass es ihm mindestens einen halben Stern kostet: die Musik ist ein derartiges Gesülze, dass es einem die Ohren verklebt. Und was noch schwerer wiegt: Sie unterläuft damit das, was an „Die Sache mit der Liebe“ frisch, modern und (in Maßen) anders als gewohnt wirkt. Überspitzt ausgedrückt: In diesem Fall klaut der Score den Figuren ihre „Individualität“, das belanglose Gedudel entwertet die Geschichten, in denen es um etwas gehen soll: Liebe.