Clara hat eine Entscheidung für ihr Leben getroffen. Sie wird ihre Heimat Millegart verlassen und mit ihrem Verlobten nach Stockholm ziehen. Dort wird sie Teilhaberin in der Kanzlei ihres Schwiegervaters in spe. Es scheint die Chance ihres Lebens zu sein. Doch dann lernt Clara in dem beschaulichen Ort am See Stellan kennen, einen Landschaftsgärtner, der nach Jahren wieder in Schweden aufschlägt und ausgerechnet beim Vater ihres Verlobten eine lukrative Anstellung findet. Er ist vor allem wegen seiner Großmutter nach Millegart zurückgekehrt. Neben der unglücklichen Liebe steht weiteres Ungemach ins Haus: ein wertvolles Gemälde ist Stellans Großmutter vor 30 Jahren auf dem Weg zu einer Ausstellung gestohlen worden. Jetzt entdeckt es der Enkel in der Villa seines neuen Arbeitgebers. Der angesehene Rechtsanwalt ein Kunstdieb? Clara weiß nicht mehr, was sie denken soll. Ist ihr Leben nicht schon genug aus den Fugen geraten?! Und dann ist da auch immer noch ihre Teenager-Schwester, die mit ihren unüberlegten Robin-Hoodschen Eskapaden Claras Rechtssinn mächtig herausfordert.
Foto: ZDF / Elke Werner
ZDF und Bavaria haben für „Inga Lindström – Der Tag am See“ einen sehr filmogenen Sehnsuchts-Ort gefunden. Das warme Sommerlicht legt sich wohlig über die Bilder und vermag so, die Banalität der Story im Verlauf der Handlung immer besser zu verschleiern. Dieser Film beeindruckt denn auch vornehmlich als Wahrnehmungsphänomen. Die Charaktere werden Hollywood-like nicht nur von Szene zu Szene schöner, sie kommen dem geneigten Zuschauer auch rasch näher. Das ist nicht nur ein dramaturgischer Selbstläufer, der damit zusammenhängt, dass wir (wie im Leben) jemanden kennen und lieben lernen. Dass wir jemanden kennen lernen wollen, das setzt schon eine gewisse Qualität des Verhaltens, des Äußeren, der Haltung voraus. Vor allem ist es das beiläufige Spiel der beiden Hauptdarsteller, relative No-Names, das für deren Charaktere einnimmt. Dass ausgerechnet eine verdiente Schauspielerin wie Gerlinde Locker zu Beginn schicksalvolles Overacting der alten Schule zu spielen hat und sich so eine Bedeutsamkeitsstarre in der Szene ergibt, in der das Gemälde ins Spiel kommt, ist schade. Dietrich Mattausch macht es in der „Auflösungsszene“ weniger dramatisch, passt sich dem jungen, frischen Stil dieses Lindström-Melos an, zu dem auch Sarah Becks Rolle der Aktivistin maßgeblich mit beiträgt. Natürlich ist das alles Kalkül. Wie erzeugt man Emotionen? Wie kriegt man die Jüngeren? Hier geht es nicht um eine Geschichte, die erzählt sein will, sondern es geht darum, Wirkungen zu erzielen, Gefühle zu evozieren.
Das funktioniert zunehmend besser – nicht, weil die Story gut ist, sondern weil die Menschen sympathisch sind, nicht, weil das Drehbuch keine logischen Schwächen besitzt, sondern weil die Kamera nah ran geht an die sympathischen Menschen und magische Momente, die Einheit von Mensch und Umgebung, sucht und findet und – natürlich – weil sich die Konflikte so schnell und ohne große Blessuren in Wohlgefallen auflösen. Würde man nicht dauernd in „Der Tag am See“ Sätze hören, die man schon 1000fach in schlechten Melodramen gehört hat, wie „Es ist so eine alte Geschichte“ oder „Es ist schon so lange her“ oder zur Abqualifizierung eine Figur einen so dämlichen Satz wie „Du bist Partner bei Hagen & Hagen – dafür würden andere Anwälte töten“, könnte man sich das alles durchaus gefallen lassen.