Ein Deutscher in China dreht durch. Piraten nehmen in Malaysia Urlauber als Geiseln. Ein deutscher Schwerverbrecher wird durch den Dschungel gejagt. In Kambodscha verschwindet ein Mann spurlos und seine Freundin wird des Mordes angeklagt… Wenn für brave Touristen ein Traumurlaub zum Alptraum oder wenn ein deutscher Staatsbürger zur Zerreißprobe für die internationale Diplomatie wird, dann schickt das BKA Mitarbeiter in ferne Länder, um solche Krisen zu meistern. Florian Blessing ist einer von ihnen, ein harter Hund, ein cooler Vorzeige-Macho, der gewohnt ist, das letzte Wort zu haben. Seine Abteilung klingt alles andere als sexy: Internationale Koordinierung des BKA. Ob man ihm deshalb eine attraktive Blondine an die Seite gestellt hat? Nadja Hansen ist zwar blond, doch sie beeindruckt den erfahrenen Beamten von Einsatz zu Einsatz mehr – mit Köpfchen, Körpereinsatz und Kommunikations-Talent. Sie sollte ein Auge auf den schwer kontrollierbaren Draufgänger werfen, doch die junge Frau, die durch ihren aufopferungsvollen Einsatz fernab der Heimat eine Schuld abzutragen versucht, geht selbst an die Grenzen des Erlaubten. Sich gegen eine Geisel austauschen zu lassen, steht nicht im BKA-Handbuch für internationale Einsätze.
„Was ist denn hier los, verdammt noch mal, hier sind ja lauter Chinesen!“ Ein fast nackter Mann rennt durch den Central Market von Hongkong. Er spricht deutsch, denkt deutsch, weiß aber nicht, wer er ist und wie er hierher gekommen ist. Blessing und Hansen sollen die Identität des Mannes klären, bevor sie ihn nach Deutschland schicken. Doch so einfach ist das nicht. Ein Killerkommando ist hinter dem Mann her, der sich zumindest an eines erinnern kann: seine chinesische Familie. „Hongkong“ heißt die Auftakt-Folge der neuen RTL-Serie „IK 1 – Touristen in Gefahr“. Nach dem mit 3,8 Millionen Zuschauern insgesamt mittelprächtig, mit 17,1% Marktanteil bei den unter 50-Jährigen indes gut gelaufenen Pilotfilm hat der Sender erst einmal vier Folgen bei der Bavaria in Auftrag gegeben. Gemessen an dem, was RTL zuletzt in Sachen serielle Unterhaltung auf die Beine gestellt hat, sieht das ziemlich gut aus: mit Drehorten wie Thailand, Hongkong oder Laos hat man einen deutlichen Standortvorteil gegenüber einem Serien-Konkurrenten wie „Die Autobahnpolizei. – Einsatz für Cobra 11“.
Auch Tobias Oertel und Eva Maria Grein von Friedl bilden ein telegenes Duo, dem man im deutschen Winter gern in die asiatische Sonne folgt. Der grelle, farbenfrohe Hochglanz-Look mit überzogener Weitwinkeloptik passt zum Format, das Tempo ist flott, die Storys besitzen einige erwartbare Wendungen – doch die Beziehungsspielchen hätten durchaus etwas Raffinesse vertragen können. Auch bei der Darstellung der einheimischen Figuren hätte man die üblichen Klischees (korrupt, gewaltbereit, schwach) ruhig das ein oder andere Mal unterlaufen können. Selbst die Amerikaner, Asiatenhasser vor dem Herrn, versuchen so etwas in ihren Filmen. Bleibt der Eindruck: „IK 1 – Touristen in Gefahr“ ist zu sehr auf die Genre-Vorlieben & Geschlechterbilder der RTL-Zielgruppe abgestimmt. (Text-Stand: 12.12.2012)