Lena Walter heißt der neue Weißkittel beim MDR. Eine Frau mit Emotionen und Engagement, privat wie im Beruf. „Eine junge Ärztin, die versucht, sich gegen die Übermacht der Mutter durchzusetzen und sich außerdem gegen die kalte schulmedizinische Art ihres Chefs abgrenzt“, beschreibt Hauptdarstellerin Katharina Abt ihre Rolle in „Hoffnung für Julia“ von Peter Probst („Vollnarkose“) und Regie-Routinier Bernhard Stephan („Verdammtes Glück“).
„Ich denke immer, da könnte auch ich liegen“, sagt sich die Assistenzärztin Lena Walter. Ihr größtes Anliegen ist die individuelle Betreuung der Patienten. Ihr Chef indes, Professor Klaus Haber, hat mehr Beziehung zu seinen Apparaten als zu den Menschen. Eine nach statistischer Erkenntnis unheilbare junge Krebspatientin hat er längst aufgegeben, während seine junge Kollegin sie psychisch aufbauen und sie zum Kämpfen animieren will. Eine weitere Patientin, die ihr sehr am Herzen liegt, ist ihre Mutter. Eigensinnig wie die alte esoterisch angehauchte Frau ist auch ihr Herz(rhythmus). Doch von der Schulmedizin hält sie wenig, was auch ihr Schwiegersohn in spe, ein forschungsbesessener Kardiologe, ständig zu spüren bekommt.
KRITIK zu „Ärzte – Hoffnung für Julia“
Es tönt nicht mehr so moll durch die Klinikgänge in der neuen „Ärzte“-Episode des MDR. Spielten in den ersten Weißkittel-Dramen des Senders Uwe Kockisch, Hannelore Elsner, Gudrun Landgrebe oder Klausjürgen Wussow den Schicksals-Blues, schlich sich in „Hoffnung für Julia“ immer häufiger ein leichtes Schmunzeln ein beim Zuschauer. Denn wenn eine „Kräuterhexe“ mal so richtig mit Hilfe der Apparate-Medizin durchgecheckt wird, dann kann das – zumindest im Fernsehen – durchaus komische Seiten haben. Zumal wenn sie mit der gespielten Unbedarftheit des Alters den Spieß umkehrt – und den Klinikbetrieb ein ums andere Mal unterläuft. Dabei helfen der großartig aufspielenden Rosemarie Fendel in kleinen, aber feinen Rollen Renate Krößner als permanent hicksende Allergikerin und Günter Schubert als gewitzter Pfleger. Aber auch der ernsthafte Strang in Peter Probsts Geschichte, die in Naturheilkunde und Schulmedizin ihre handlungsweisenden Gegenpole fand, das schlimme Schicksal einer krebskranken jungen Frau, bringt der Autor lebensbejahend in den 90 Minuten unter. Natürlich riecht es mitunter nach fernsehüblichem Gutmenschentum, doch die Verknpfung der verschiedenen Geschichten relativiert immer wieder diesen Eindruck. Ausnahmsweise gewinnt einmal das (gespielte) Leben die Oberhand über die Dramaturgie. Auch die Figuren (außer der Hauptfigur) passen nicht ins übliche Raster aus sympathisch / unsympathisch, altruistisch / egoistisch. In der Alltäglichkeit ihres Tuns und der Beiläufigkeit des Spiels (z.B. Hansa Czypionka) lag die Stärke dieses von Bernhard Stephan unauffällig inszenierten Films.
„Besser eine gute Hexe als ein schlechter Arzt!“ Unsere Sympathie hat sie. Die Alte, die so harmlos wirkt, ist mit allen Wassern gewaschen. Sie isst Fliegenpilze, sammelt seltene Kräuter, mixt Tinkturen, sie lässt aber auch das Pendel kreisen und befragt die Karten. Johanna Walter gibt der Geschichte einen besonderen Charme. Die großartige Rosemarie Fendel („Leinen los für MS Königstein“) verkörpert die „Kräuterhexe“ mit Augenzwinkern. Das leicht Spleenige liegt ihr. „Gependelt habe ich nie – dafür habe ich mir extra ein Buch gekauft“, sagt Fendel. Alternative Heilmethoden sind ihr da schon eher ein Begriff. Sie findet es „ideal, wenn Ärzte neben der Schulmedizin auch Naturheilkunde anwenden“.
Auch die Männer im Klinik-Bunde sind zwei Hochkaräter: Hansa Czypionka („Jenseits der Stille“) und Hans-Michael Rehberg. Czypionka, der den Zuknftigen von Lena Walter spielt, sieht seine Rolle nicht so negativ, wie im Film seine Schwiegermutter in spe. „Er ist ein guter Mensch, ein toller Arzt. Ich wünschte, ich wäre er. Leider werden sein guter Wille und sein Einsatz nicht immer gewrdigt.“ Der Czypionka spielt ihn mit bewährter Sanftheit und einigen emotionalen Aussetzern. Ob er der Richtige ist für Lena – diese Frage halten er und die Handlung stets offen. Dieser Verzicht auf klare Fronten in Schwarz/weiß-Dramaturgie ist die Stärke des Drehbuchs von Peter Probst. Nur in Ansätzen brauchen die weiblichen Lichtgestalten männliche Buhmänner.