Fluss des Lebens – Verloren am Amazonas

Klare, Gerschke, Malovcic, Rola. Dschungel-Kammerspiel & Road-Movie zu Wasser

Foto: ZDF / Stephanie Kulbach
Foto Rainer Tittelbach

Vor fünf Jahren ist seine Frau über dem Amazonasgebiet abgestürzt. Seither keine Spur von ihr. Jetzt glaubt er, sie doch noch gefunden zu haben. Doch sie erkennt ihn nicht – und er ist ohnehin glücklich in seiner neuen Beziehung… „Fluss des Lebens – Verloren am Amazonas“ erzählt vom Loslassen und Ankommen, vom sich verlieren in der Vergangenheit und von der Arbeit an einer glücklichen Zukunft. Ein wirkungsvolles ZDF-„Herzkino“-Melodram der besseren Sorte. Romantischer, gut besetzter Abenteuerfilm auf Selbstfindungskurs!

Soll sich Robert Wegener freuen oder nicht? Vor fünf Jahren ist seine Frau über dem Amazonasgebiet abgestürzt und nie gefunden worden. Jetzt ist ein Foto aufgetaucht, auf dem er seine Iris zu erkennen glaubt. Zwar hat er die Jahre über nie wirklich loslassen können, in ihrem Zimmer sieht alles noch so aus wie damals – dennoch gibt es eine neue Liebe in Roberts Leben, Katja, so langsam wird es ernst mit den beiden. Robert will Klarheit. Er fliegt nach Brasilien, macht sich auf in den Regenwald, dorthin, wo das Foto gemacht wurde. Er sieht „Iris“, sie erkennt ihn nicht und wirkt dabei völlig natürlich. Sie kann es nicht sein. Doch dann dieses Lachen. Diese Frau muss doch seine Frau sein, mit der er einige Jahre verheiratet war. Robert versucht, der Frau, die sich Yara nennt und ihn anlächelt wie einen Fremden, näher zu kommen – bis Aussteiger Karl dem Deutschen Yaras tragische Geschichte erzählt.

Fluss des Lebens – Verloren am AmazonasFoto: ZDF / Stephanie Kulbach
War es möglicherweise doch ein Fehler von Katja (Edita Malovcic), Robert nach Brasilien fahren zu lassen?

Dieser Robert Wegener steckt in einem echten Dilemma. Er ist gewillt, das Alte abzuschließen, um endlich mit seiner neuen Beziehung „richtig“ beginnen zu können. Mit diesem Vorsatz reist er offenbar an den Amazonas – doch was ist, wenn diese Frau, egal, ob sie Iris ist oder nicht, ihn in ihren Bann schlägt? „Fluss des Lebens – Verloren am Amazonas“ erzählt vom Loslassen und Ankommen, vom sich verlieren in der Vergangenheit und von der Arbeit an einer glücklichen Zukunft. Dieser Sonntagsfilm im ZDF ist in erster Linie ein Melodram, das heißt fürs Personal: das Denken ist dem Fühlen untergeordnet. Und für den Zuschauer bedeutet es: die emotionale Wirkung ist wichtiger als die narrative (Psycho-)Logik. Mit dieser Maßgabe funktioniert der Film mit seinen – gemessen am ZDF-„Herzkino“ – kernigen Charakteren, den schönen Frauen und dem verunsicherten Deutschen, den sein Schicksal sensibilisiert, fast traumatisiert und der nun zwischen kühl aparter „Blacky“ und der wilden Frische von „Blondie“ hin- und hergerissen wird. „Ich bin eine Tochter des Amazonas, eine Sirene, die sich nimmt, was sie will“, haucht die naturbelassene Yara. In ihren Armen vergisst der brave Architekt seine Vorsätze – um beide herum die grüne Hölle des Amazonas, die zwischenzeitlich paradiesische Züge annimmt: Robert & Yara spielen Tarzan & Jane.

„Fluss des Lebens“ erzählt von einem Dilemma, um das manch ein Zuschauer den Helden beneiden dürfte. Der Film von Carlo Rola ist ein romantischer Abenteuerfilm, mal eine Art zu Wasser gelassenes Road-Movie, mal ein auf Selbstfindung abzielendes Dschungel-Camp, mal ein mit Beziehungsratgeber-Weisheiten angereichertes Outdoor-Kammerspiel. Wer Melos zu schätzen weiß und die Setzung des Ausgangskonflikts widerstandslos akzeptiert, wen es nicht stört, Tobias Oertel als Deutsch radebrechenden Regenwald-Macho zu sehen und wer über das Hoppla-di-hopp-Happy End mit der moralischen Entrüstung der „zweiten“ Frau des Helden („Du hast mit ihr geschlafen“) nicht stolpert – der sollte Freude haben an diesem Film. Felix Klare macht die passend verunsicherte Miene zum emotional tragischen Spiel. Gerschke und Malovcic sind ideal für die Rollen gecastet und zeigen, wie wichtig in „Oberflächengenres“ wie dem Melodram Physis und Erotik, Ausstrahlung und Aussehen sind.

Fluss des Lebens – Verloren am AmazonasFoto: ZDF / Stephanie Kulbach
„Ich bin eine Tochter des Amazonas, eine Sirene, die sich nimmt, was sie will.“, sagt Yara (Isabell Gerschke) in Brasilien. Kann sie in Deutschland zu Iris werden? Felix Klare

Am telegensten aber ist der Amazonas. Das ist für den Zuschauer kein filmischer Touri-Trip – das ist Dank der souveränen Kamera von Frank Küpper sinnliche Natur und zugleich auch Sinnbild: ein ganz spezieller Fluss des Lebens. Und das Einstiegsbild – nichts für Menschen mit Höhenangst und übersteigerter Phantasie – ist das atemberaubende, 3-D-verdächtige Gegenbild zu den gemächlichen Kameraflügen des „Herzkinos“. (Text-Stand: 30.3.2013)

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Reihe

ZDF

Mit Felix Klare, Isabell Gerschke, Edita Malovcic, Tobias Oertel, Walter Kreye, Inga Busch, Andreas Günther

Kamera: Frank Küpper

Schnitt: Friederike von Normann

Produktionsfirma: Schiwago Film

Drehbuch: Ulli Stephan, Michel Birbaek – nach einer Idee von Andy Hoetzel & Ina Siefert

Regie: Carlo Rola

Quote: 5,02 Mio. Zuschauer (14% MA)

EA: 21.04.2013 20:15 Uhr | ZDF

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach