Von einem auf den anderen Tag muss ein Hamburger Kommissar sein Leben von Grund auf ändern. Probleme mit der ukrainischen Mafia zwingen ihn ins Zeugenschutzprogramm. Jetzt heißt er Tom Schmitz – und ist nicht mehr die große Nummer der Hansestadt, sondern ein kleiner Provinzbulle, versetzt aus persönlichen Gründen, der immer wieder vergisst, dass die junge Kollegin Lisa seine Chefin ist. Für die tägliche Arbeit bedeutet das: tiefstapeln. Emotional kompliziert und noch gefährlicher wird die Lage dadurch, dass „Toms“ Teenager-Kids mit von der Partie sind – denn auch sie sind höchst gefährdet. „Wir finden euch“, stand mit großen Lettern nach einem Anschlag auf ihr Heim an der Hauswand. Und dann auch noch das Sauerland – kein Handy, kein Internet, tschüss Facebook. Stattdessen heißt es für „Aletta“ und „Eric“ ihre neue Vita pauken und das Motto beherzigen: „nur nicht auffallen“!
„Gebt den Leuten, was sie hören wollen“, diesen Rat bekommen die Halbwüchsigen von ihrem Vater. Was wohl Sat 1 gefordert hat von der Produktionsfirma? Jünger werden? Krimi mit Familienanbindung? Vom Dorfkrimi-Boom profitieren? Leichte Unterhaltung? Bisschen emotional? Nach der ersten Folge ist nicht abzusehen, in welche Richtung sich „Familie undercover“ entwickeln wird. Alles andere als leichtfüßig beginnt der Trip ins Westfälische. Der Fall ist austauschbar – nur Mittel zum Zweck, um zu erfahren, wie die Figuren ticken. Zwei Teenager am Arsch der Welt und ein Top-Bulle, der ein Doppelleben führt als Vater und Kommissar und sich als Feld-Wald-Wiesen-Polizist klein machen muss – das ist die Ausgangslage. Daraus könnten Komödie, Thriller, Krimi oder Familien(melo)dram werden. Sat 1 wird wohl aufs „Menschliche“ zielen und das Ganze vorabendkrimi-like aufladen. Ob das funktionieren kann? Der Rahmen der Serie ist einerseits extrem ausgedacht, andererseits soll an alltägliche Familien-Erfahrungen (Trennung, der lange Zeit abwesende Vater, pubertärer Widerstand, Schuldgefühle) angedoggt werden. Stephan Luca geht konzentriert und sympathisch seinen Weg, während Susan Sideropoulos gewöhnungsbedürftig ist und die beiden Jungdarsteller überfordert wirken für diesen unentschiedenen, schwer zu spielenden Genre-Mix. Ob das aufgehen kann? Ob das das ist, was die Leute sehen wollen?!