20 Jahre war Duncan nicht mehr in seiner alten Heimat. Jetzt kehrt er mit Tochter April nach Neuseeland zurück, um das elterliche Hotel mit den angrenzenden Ländereien zu verkaufen. Mit seinem tyrannischen Vater, von dem er über Jahre misshandelt wurde, hatte er sich als junger Mann überworfen. Seine Mutter hatte Duncan vor der Gewalt des Vaters nicht geschützt, entsprechend kalt ist heute das Verhältnis der beiden. Mutter Melissa kultiviert ihre Wehwehchen und Zynismen und Duncan hat seinen Schmerz in sich vergraben. Erschwert wird der Konflikt zwischenzeitlich durch den Hotelverkauf. Während Melissa gemeinsame Sache mit einer Firma macht, die es mit den Wassernutzungsrechten für die Allgemeinheit nicht so genau nimmt, ist Duncan daran interessiert, durch den Verkauf keinen Unfrieden im Ort zu stiften. Das hat auch zu tun mit Dorfärztin Mara. Für den Anbau ihrer medizinischen Kräuter benötigt sie den Zugang zum See. Die beiden sind sich schnell sympathisch. Die Blicke werden länger. Tochter April träumt schon von einem Leben in diesem Paradies für Kinder. Doch dann der Schock: Duncan und Mara könnten Halbgeschwister sein.
Wow, ein Mann kommt zu Beginn des Films mit dem Auto angefahren. Das ist ja mal ganz was Neues im ZDF am Sonntag. Aber dieser Duncan, zum Liebhaben verkörpert von Oliver Mommsen, dem netten Mann für alle Fälle, besitzt genug Identifikationspotenzial für die Zielgruppe. Erfrischend und weiblich zielstrebig ergänzt wird seine mentale Mischung aus tiefem Schmerz und großem Harmoniebedürfnis von „Kräuterhexe“ Mara alias Tessa Mittelstaedt. WDR-„Tatort“-Assistentin Franziska trifft Stedefreund vom „Tatort“ Bremen. Mary Poppins trifft Graf Dracula, heißt es dagegen im Film, der bei all den schweren Themen, die er anschneidet, mit der auf diesem Sendeplatz erwarteten Leichtigkeit zu Werke geht. Da zeigt nicht nur Mutter Melissa (stark: Elisabeth Trissenaar) hinter großen Sonnebrillengläsern, dass ihr die ungeklärte Beziehung zu ihrem Sohn auf der Seele brennt, da stellt sich nicht nur der Held seinen Dämonen und bricht großformatig in Tränen aus – auch andere „Emotionen“ werden ins Bild gerückt: Zärtlichkeiten werden ausgetauscht zwischen Palmen, Kindesmund darf herzige bis drollige Akzente setzen und die (gespielte) gute Laune ist immer mal wieder tonangebend. Fazit: ein Emilie-Richards-Dramolett, das von der Besetzung profitiert, von der thematischen Durchdringung und der lebensklugen Variation des immergleichen Happy-End-gesteuerten Dramaturgiekonzepts. (Text-Stand: 17.9.2011)