Katja, die heilige Mediatorin
Dorfhelferin Katja muss sich um eine psychisch instabile junge Frau kümmern, die es nicht verkraftet, dass ihr Mann sie verlassen hat und nun, nach eineinhalb Jahren, wieder heiratet. Noch macht die „heilige Katja“ aus dem bayerischen Dörfchen Frühling der gebürtigen Südafrikanerin Charlize nur den Haushalt oder kümmert sich um deren tieftraurigen Sohn Gary. Als „Familienrichterin“ ohne Mandat und Mediatorin muss sie sich erst später ins Zeug legen. Die Sorgerechtsfrage ist bislang noch nicht geklärt; Vater Philipp hat momentan nicht einmal das Umgangsrecht für den Jungen. Erwirken Einstweiliger Verfügungen ist die einzige Kommunikationsform zwischen dem einstigen Ehepaar. Als Charlize ein paar Tage ihren kranken Vater in der Heimat besucht, sieht Philipp eine Chance, dem enttäuschten und offenbar von seiner Mutter instrumentalisierten Sohn seine Liebe zu beweisen. Gary, dem der Vater so lange vorenthalten wurde, taut auf. Katja schaut genau hin, sie tut emotional das Richtige und doch ist es juristisch falsch und könnte ihr den Job als Dorfhelferin kosten.
Von Schlangen und „Exen“
Sechster Einsatz von Simone Thomalla als weltliche Schutzheilige für alle Verzweifelten. In „Einmal Frühling und zurück“ muss sie einen verspäteten Rosenkrieg, der auf Kosten eines Kindes geführt wird, schlichten und jenem völlig verunsicherten Jungen sowohl den ihm lange vorenthaltenen Vater als auch das Urvertrauen in die Erwachsenenwelt zurückgeben. Dem Thema werden keine neuen Aspekte abgerungen. Frauenversteher Mark wird dieses Mal mit Sätzen wie „Die Kinder sind immer die Leidtragenden“ als Gemeinplatzverwalter eingesetzt, und die Heldin stellt sich gewohnt altruistisch hinten an – obwohl sie sich langsam ihre Gefühle für Mark zugesteht. Ausgerechnet jetzt kommt er mit „einer ganz alten Geschichte“. Dafür hat Katjas Tochter Kiki bald nicht nur ein fahrbares Gefährt, sondern auch einen neuen „Gefährten“. Der ist Maler, hat eine Schlange, die eines Tages in einer Kiste vor der Haustür steht. Schuld ist die Ex. Ein formschönes, lebendiges Utensil, das nach Metapher schreit.
Modern nur an der Oberfläche
Probleme vor Landschaftstapete, die echt ist. So langsam wird es ein bisschen viel mit der Farbenpracht, dem Landschaftlifting und den Kamerafiltern. Der emotionale Sorgerechtsfall ist dagegen mit sehr viel weniger Zwischentönen ausgestattet, dafür mit umso mehr knalligen Sozialklischees (Männer hassende Frauenfraktion vs. gewaltfreier Aktionismus eines liebenden Vaters) unterfüttert. Und so unaufdringlich sich die Geschichte um die Schlangen und die „Exen“ anfangs auch entwickelt, irgendwann wird dann doch das Konfliktpotenzial im Hauruckverfahren aufs Tapet gebracht: Katja will Mark ihre Liebe gestehen – ausgerechnet jetzt reaktiviert er auf Anraten seiner „besten Freundin“ die Liebe seines Lebens. Das nennt man Ironie des Schicksals. Dass der Frauenversteher ausgerechnet jetzt nichts versteht, nicht sieht, wie der guten Katja die Kinnlade ins Bodenlose wegkippt – das ist dramaturgisch von vorgestern. Ein bisschen zeitgemäßer – auch unter der Oberfläche aus quirligen Popsongs, flotten Montagen und besagten Kamerafiltern – würde man sich das ZDF-„Herzkino“ schon wünschen. Das gefühlsduselt doch ganz schön vor sich hin (man folge dem Score).
Wahrheit macht wenig Worte
Nichtsdestotrotz: die serielle Grundidee bleibt gut, Charaktere und Hauptcast sind im Rahmen des Wohlfühlgenres überdurchschnittlich und in „Einmal Frühling und zurück“ gelingt eines besser denn je: Story wie Inszenierung setzen auf das Prinzip, ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Das passt besonders, wenn ein Kind im Spiel ist. So argumentiert der Vater nicht, um seinen Sohn zurückzugewinnen, sondern: er handelt. Was bleibt: ein Bild wie das, in dem der Junge in den Armen des liebenden Vaters liegt. Das wiederum als Foto auf ein Smartphone geladen, kann mehr bewirken als jede Diskussion – jedenfalls im Genre der Gefühle.