Man verrät nicht zu viel, wenn man „Eine stürmische Bescherung“, den dritten Streich der losen ZDF-Reihe „Vier Meerjungfrauen“, von hinten her erzählt, wenn man die Geschichte von der Flosse auf den Kopf stellt. Dass am Ende das Fest der Liebe ausgiebig gefeiert wird, gehört zum Weihnachtsfilm-Genre wie der Christbaum zum Fest. Das Unbehagen, das die gespielte Feier beim Zuschauer leicht erzeugen kann, ist der Höhepunkt jenes Unbehagens, das dieser hochkarätig besetzte Fernsehfilm über die gesamte Spieldauer hervorruft.
Es wird viel aufgefahren an Beziehungsproblemen und existenzbedrohlichen Konflikten. Mutter Maren weiß kurz vor Weihnachten nicht mehr, wo ihr der Kopf steht. Dass das Restaurant „Vier Meerjungfrauen“ so gut besucht ist, wäre eigentlich ein Grund zur Freude. Doch Friedrich, ihr Gönnergatte und zugleich Chefkoch, benimmt sich seit Tagen seltsam. Er will sie sogar mit einem anderen verkuppeln. Hintergrund des Ganzen: der hypochondrisch veranlagte Ehemann hat ein vertrauliches Gespräch zwischen zwei Ärzten belauscht und reichlich missverstanden – und lebt nun mit der Annahme, binnen der nächsten Tage den Kochlöffel abzugeben. Marens Mädels sind ihr da schon eine größere Hilfe – auch wenn bei denen der Haussegen schief hängt. Ehemänner und Freunde wollen mal wieder nicht so wie die Meerjungfrauen. Zu allem Beziehungsübel läuft auch noch der Pachtvertrag des Restaurants aus. Wie viel das lebenslange Wohnrecht wert ist bei einem Gegner, der auf dem Baugrund der „Vier Meerjungfrauen“ ein modernes Traumhotel errichten will, ist fraglich. Zumal jener Nick Winter, ein ebenso charmanter wie selbstgefälliger Mann von Welt, sich inkognito in dem Haus am Meer einnistet und den Frauen den Kopf zu verdrehen versucht.
„Eine stürmische Bescherung“ spielt mit allem, was die Komödie hergibt. Verwechslungen, dezente Unwahrheiten, kleine Geheimnisse und ein Missverständnis nach dem anderen. „Aus, alles aus“, klagt Friedrich, nachdem er erfährt, dass er nicht dem Tod geweiht ist. „Armer Friedrich“, entgegnet der eingeweihte Schwiegersohn und legt seinen Arm um den vermeintlichen Todeskandidaten. „Ich werde steinalt“, kontert der Koch. „Das ist ja eine Katastrophe“, jammert das Gegenüber. Die Katastrophe ist natürlich, dass beide Maren in die Arme von Nick Winter getrieben haben. Mit solcher Doppeldeutigkeit, mit der schon in den 50er Jahren die Millowitschs, Erhardts und Juhnkes die deutsche Komik in Richtung Klamauk bügelten, versucht Autorin Andrea Kriegl die Humorsituationen des 90-Minüters zu bestreiten. Ständig wird das, was der Zuschauer längst weiß, für unwissende Figuren noch mal erklärt.
Die ersten 70 Minuten sind also ähnlich fad wie die letzten acht. Schauspieler Weihnachten feiern zu sehen, ein gefühlsbetontes Ritual, das man selbst kennt und deshalb besonders kritisch hinterfragt, das kann nur funktionieren als Höhepunkt einer stimmigen Geschichte, in der alle Gefühlslagen noch einmal kurz aufscheinen. Bleibt die Geschichte hohl, ist das Happy End emotional ein Blindgänger. Da können sich die Hogers, Susanne Schäfer, Lavinia Wilson, Friedrich von Thun und August Zirner noch so mühen. Schade! (Text-Stand: 17.12.2007)