In Erich Kästners Klassiker vom „Doppelten Lottchen“ finden sie sich als Kinder. In der hübschen Sat-1-Komödie „Ein Zwilling ist nicht genug“ dauert es etwas länger: Da begegnen sich Maria und Katharina erst als erwachsene Frauen, die außerdem in komplett unterschiedlichen Verhältnissen leben. Katharina, mit der die Geschichte beginnt, ist Bäckerin und allein erziehende Mutter von drei ziemlich aufsässigen Kindern. Das Geld reicht hinten und vorne nicht, der Stress ist groß. Als die Dinge ihr wieder mal über den Kopf wachsen, nimmt sie sich kurzerhand eine Auszeit und gönnt sich ein paar Tage in einem Luxushotel.
Derweil geht es Maria materiell zwar viel, viel besser, aber glücklicher ist sie trotzdem nicht: Die kinderlose Ehe der erfolgreichen Designerin ist in die Jahre gekommen; sie fühlt sich leer. Um über ihr Leben nachzudenken, gönnt sie sich, genau, ein paar Tage in einem Luxushotel. Man läuft sich über den Weg, klärt rasch die Vergangenheit (kurz nach der Geburt getrennt), findet das Dasein der jeweils anderen verlockend und tauscht kurzerhand die Rollen.
Zum Glück bleibt das Märchen einigermaßen realistisch: Katharinas Kinder freuen sich zwar über die ungewohnte Großzügigkeit ihrer Mutter, doch als Maria die Bäckerei zum Media-Markt erweitert, wissen das nur die Kunden zu schätzen; Kolleginnen und Konkurrenz finden das ziemlich ärgerlich. Die echte Katharina haucht derweil Marias Ehe neues Leben ein, denn sie ist von Karl (Bernhard Schir) recht angetan. Marias Mitarbeiter in der Designer-Schmiede verzweifeln allerdings am unvermutet kitschigen Geschmack ihrer Chefin.
Natürlich steht und fällt so eine Geschichte mit der Hauptdarstellerin. Auch wenn Maria eher naiv und zurückhaltend ist und Katharina recht draufgängerisch wirkt: Es wäre sicher übertrieben, wenn man behauptete, Ann-Kathrin Kramer spielte in der Tat zwei komplett unterschiedliche Menschen; aber dank des pfiffigen Drehbuchs von Brigitte Müller (auch Regie) macht es auf jeden Fall Spaß, ihr zuzuschauen. Hübscher als der Rollentausch, bei dem die Dinge gerade für Maria als Mutter mitunter ein bisschen zu glatt gehen, ist ohnehin die Romanze zwischen Katharina und ihrem Schwager, der sich eigentlich gerade scheiden lassen wollte. Man fragt sich die ganze Zeit, wie Müller am Ende die Kurve kriegen wird, denn irgendwann muss der Schwindel ja zwangsläufig auffliegen. Tatsächlich wird die Geschichte dann ein bisschen übers Knie gebrochen, aber darüber kann man getrost hinwegsehen.