Hinter den Fassaden einer Reihenhaussiedlung tun sich Abgründe auf. Meike Schuhmann wird erschlagen in ihrer Wohnung aufgefunden. Hinweise auf ein Motiv finden Verena Berthold & Co zunächst nicht. Die attraktive Frau des arbeitslosen Architekten Oliver Schuhmann (David Rott) führte ein scheinbar braves Leben. Doch bald stellt sich heraus, dass sie ein Doppelleben führte und heimlich als Prostituierte arbeitete. Hinweise auf das Umfeld und ihre Kunden erhofft sich das „starke Team“ von Alexandra Hölter (Julia Dietze), mit der sich Meike ein Apartment teilte. Doch die Studentin ist unauffindbar, sie versteckt sich vor einem zudringlichen Freier. Parallel ermitteln um Verena Berthold und Otto Garber auch im privaten Umfeld des Opfers. Die Nachbarn der Schuhmanns – Peter (Stephan Luca) und Nicole Wolters (Ulrike C. Tscharre) – hatten ein besonderes Verhältnis zu Meike. Nicole war früher mal mit Schuhmann liiert, und Peter Wolters wusste offenbar über den ungewöhnlichen Nebenjob seiner Nachbarin Bescheid. Liegt hier der Schlüssel zur Lösung des Falls? Und was will der Freier von der Zeugin Alexandra? Warum verfolgt er sie vehement?
Foto: ZDF / Katrin Knoke
Kaum Ausreißer nach oben oder nach unten – „Ein starkes Team“ ist eine der verlässlichsten Krimireihen im deutschen Fernsehen. Man weiß, was einen erwartet und wird selten enttäuscht. „Tödliche Verführung“, die bereits 60. Folge der Mörderjagd im Zweiten, ist ein gutes Stück Gebrauchsfernsehen. Die Story ist schnörkellos, aber spannend, die Inszenierung ansprechend & das Ensemble stimmig. Ein grundsolider Krimi, das zeigt schon die Eröffnung: Mord, ausgestellte Leiche, Ermittler am Tatort, Spurensicherung, Zeugenbefragung.
Leo P. Ard, bürgerlich Jürgen Pomorin, ist ein versierter Krimi-Autor. Er hat „Tatorte“ wie „Schmuggler“ oder „Todesspiel“ geschrieben, einige Folgen von „Polizeiruf 110“, darunter auch „Totes Gleis“ (1995 mit dem Grimme Preis ausgezeichnet) sowie die legendäre Ermittler-Figur „Balko“ miterfunden. Seit Jahren zählt er zum Autorenkreis für „Ein starkes Team“. Mit „Tödliche Verführung“ hat er den Berliner Cops bereits den 25. Fall auf den Leib geschrieben. Er weiß, wie Verena und Otto funktionieren, wie Chef Reddemann und Kollege Ben ihre Stärken ausspielen können – und auch der Running Gag mit Jaecki Schwarz‘ Sputnik darf nicht fehlen, der ja in jeder Folge irgendeine außergewöhnliche Tätigkeit oder geschäftliche Aktivität hat, die eine witzige Note in den Krimi bringt. Diesmal dekoriert er zum Verkauf stehende Wohnungen, damit sie schmucker aussehen, wenn ein Interessent kommt.
Foto: ZDF / Katrin Knoke
Die Geschichte hat der Autor in einer beschaulichen Reihenhausstraße angesiedelt. Lauter nette, funktionierende Familien. Doch wenn man dahinter blickt, herrscht Tristesse, locken Sehnsüchte. Der Autor nimmt sich Zeit für seine Figuren und die zweite Handlung mit dem vermeintlich aufdringlichen Freier ist klug eingeflochten und spannungsfördernd. Regisseur Daniel Helfer (setzte erstmals 2006 eine Folge der Reihe in Szene) hat einen Faible für Bilder aus der Vogelperspektive, einen guten Blick für die Inszenierung kühl wirkender Räume und ein feines Gespür, bei diesem Thema auf jeglichen Voyeurismus zu verzichten. Mit gedrosseltem Tempo treibt er die Story voran, die Auflösung kommt schleichend.
Im stimmig besetzten Ensemble – einzig Steffen Groth als vermeintlich aufdringlicher Freier Stefan Kiesling bleibt ein wenig blass – sticht David Rott heraus. Er mimt den betrogenen Ehemann und Witwer: reduziert, präzise und befremdlich. Dieser Oliver Schumann ist nicht nur ein lebensuntüchtiger und realitätsferner Träumer, er leidet unter Narkolepsie, schläft von einer auf die andere Sekunde ein. Klar, dass Regisseur Helfer dies an einer Stelle auch dramaturgisch zu nutzen weiß, um Spannung zu erzeugen. Emotional bewegen will Leo P. Ard mit seiner Geschichte. Es geht um Gefühle, Verletzungen, Sehnsüchte, Hoffnungen von Menschen. Fazit: „Ein starkes Team – Tödliche Verführung“ ist verlässliche Krimiunterhaltung – auch in der 60. Folge. 60, da denken andere an die Rente, nicht Otto und Verena. „Ein starkes Team“ marschiert munter auf das nächste Jubiläum zu.