Ein starkes Team – Tod einer Studentin

Martens, Stappenbeck, von Pufendorf, Szyszkowitz, Berndt, Zrenner. Durchschnittlich

Foto: ZDF / Katrin Knoke
Foto Tilmann P. Gangloff

Für langjährige Fans des ZDF-Klassikers „Ein starkes Team” ist der 75. Film der Reihe, „Tod einer Studentin“ (UFA Fiction), schon deshalb ein Muss, weil endlich erklärt wird, wie Sputnik zu seinem Namen kam und warum er im Gegensatz zu seinem Kumpel und Kollegen Garber nach der „Wende“ nicht zur Kripo wechseln konnte. Die Krimihandlung ist dagegen weitaus weniger interessant, zumal Autor Timo Berndt das psychologische Potenzial der Story nicht nutzt. Selbst prominenten Gastschauspielern wie Max von Pufendorf oder Aglaia Szyszkowitz gelingt es nicht, den Film über den Durchschnitt der Reihe zu heben.

Der 75. Film aus der ZDF-Traditionsreihe „Ein starkes Team“ hätte ein raffinierter psychologischer Thriller werden können, mit Anspielungen auf Versuche, die aus unterschiedlichsten Gründen für Schlagzeilen gesorgt haben, und einer schillernden Hauptfigur, die ihre Studenten skrupellos für ein Feldexperiment missbraucht. Diese Elemente enthält das Drehbuch von Timo Berndt zwar auch, aber nur in homöopathischen Dosen.

Vordergründig erzählt „Tod einer Studentin“ eine Geschichte, die ihrem schlichten Titel vollauf gerecht wird: Nach dem Tod einer Psychologiestudentin klappert das Trio vom LKA Berlin (Martens, Stappenbeck & Faust) das Umfeld der jungen Frau ab und stößt selbstredend auf allerlei Verdächtige; darunter ihr Freund, mit dem sie gerade Schluss gemacht hat, sowie ihre Stiefschwester und WG-Partnerin, die schon immer voller Neid auf die hübschere und klügere Katja war. Hauptverdächtige sind allerdings recht bald zwei weitere Studierende, Jan und Heike: Die junge Frau war zu Lebzeiten wissenschaftliche Hilfskraft, hat detaillierte Dossiers über alle Mitglieder ihrer Arbeitsgruppe geführt und die beiden Kommilitonen dabei erwischt, wie sie die Prüfbögen einer Zwischenprüfung ausgetauscht haben; anschließend hat sie sie offenbar erpresst. Da Jan von Ludwig Trepte verkörpert wird und auch Heike-Darstellerin Amelie Plass-Link etwa dank ihrer Nebenrolle in „About a Girl“ vielen Zuschauern zumindest gesichtsbekannt sein wird, ist das Kommilitonenpaar aus Sicht der Sofa-Detektive automatisch interessanter als Exfreund (Frederik Schmid) und Stiefschwester (Johanna Polley). Die reizvollsten Figuren sind allerdings Professor Prochaska (Max von Pufendorf) und die Dekanin (Aglaia Szyszkowitz). Die beiden sind ein illustres Paar, und das nicht nur, weil sie seine Vorgesetzte und einige Jahre älter ist. Der Psychologe lässt anscheinend nichts anbrennen, was seine Frau offenbar bis zu einem gewissen Punkt toleriert, aber alles hat seine Grenzen: Katja war schwanger (junge weibliche Mordopfer sind im Krimi fast immer schwanger). Als die Ermittler rausfinden, dass die Fakultätschefin mit Katja beim Schwangerschaftsabbruch war, dem sich die junge Frau dann allerdings verweigert hat, scheint der Fall klar: Die eifersüchtige Ehefrau hat die junge Nebenbuhlerin erschlagen. Aber natürlich war alles ganz anders, und der eitle Professor, ein Experte für „Menschliche Abgründe“ (wie sein letztes Buch heißt), entpuppt sich als ziemlich perfider Zeitgenosse.

Soundtrack: Alma & French Montana („Phases“), AC/DC („Highway to Hell”), Jude („Everything’s Allright”)

Ein starkes Team – Tod einer StudentinFoto: ZDF / Katrin Knoke
Die 75. Episode von „Ein starkes Team“ ist der übliche ZDF-Gebrauchskrimi, der allein durch seine gute Besetzung überzeugt. Max von Pufendorf und Aglaia Szyszkowitz, die Frau für alle Fälle, in „Tod einer Studentin“ (2018) von Ulrich Zrenner

Dieser Teil der Handlung ist der deutlich faszinierendere, doch Timo Berndt und Regisseur Ulrich Zrenner, der auch die gleichfalls nicht rundum gelungene letzte Episode über einen Mord im Model-Milieu („Preis der Schönheit“) inszeniert hat und dem eine strenge Dramaturgie ein paar überflüssige Einstellungen gestrichen hätte, schicken Garber und Wachow (Martens und Stappenbeck) lieber nach Brandenburg in Katjas verschlafenes Heimatdorf. Das ist zwar durchaus Teil der Ermittlungen, wirkt aber auch wie ein doppelter Vorwand, um die DDR-Vergangenheit des Duos aufleben zu lassen („war nicht alles schlecht“) und um nach fast 25 Jahren endlich die Geschichte von Sputnik (Jaecki Schwarz) zu erzählen. Garbers einstiger Kollege bei der Volkspolizei ist seit dem Auftakt 1994 so etwas wie das Faktotum der Reihe und hat in nahezu jeder Folge einen neuen Job. Seit einigen Filmen ist er Pförtner im Präsidium und versorgt das Team mit Dingen, die vermutlich irgendwo vom Laster gefallen sind, was regelmäßig missliche Folgen hat; diesmal kostet Sputniks Aufmerksamkeit den Kollegen Klöckner (Matthi Faust) eine Plombe. Der Ausflug in die Vergangenheit offenbart, woher Sputnik seinen Spitznamen hat, und warum er anders als Garber nach der „Wende“ nicht zur Kriminalpolizei wechseln konnte.

Abgesehen von dieser für langjährige Fans der Reihe reizvollen Nebenebene und dem Komplott des Professors hat „Tod einer Studentin“ jedoch nichts zu bieten, was den Film über den Durchschnitt der Reihe heben könnte; die Krimispannung hält sich ohnehin in Grenzen. Die Darsteller machen ihre Sache ordentlich, aber selbst die prominenten Mitwirkenden sind nicht weiter eindrucksvoll, weshalb es sich lohnt, ein Auge auf die sorgfältige Bildgestaltung durch den ungemein erfahrenen Wolf Siegelmann zu werfen. Viele Aufnahmen wirken, als habe er einen blaugrauen Schleier darüber gelegt, was verschiedene Gesprächssituationen besonders kühl und das brandenburgische Dorf besonders trostlos wirken lässt. Für das Domizil der Prochaskas gilt im Übrigen beides. Der Professor ist es auch, der die Stichwörter für das schnöde ignorierte psychologische Potenzial der Handlung gibt, wenn er beispielsweise über kognitive Dissonanz doziert. Und natürlich kann der belesene Team-Chef (Arnfried Lerche) auch beim Thema Psychologie mitreden, als er vom berüchtigten Stanford-Prison-Experiment berichtet. Prochaskas Versuch ist zwar ungleich harmloser, aber er freut sich zumindest über die Dynamik, die durch Katjas Tod entstanden ist; deshalb hätte Max von Pufendorf den Mann auch ruhig etwas abgründiger verkörpern können. Originell ist immerhin der Schluss, als Garber und Wachow ein Auto erschießen, um einen Mord zu verhindern.

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Reihe

ZDF

Mit Florian Martens, Stefanie Stappenbeck, Matthi Faust, Max von Pufendorf, Aglaia Szyszkowitz, Ludwig Trepte, Frederik Schmid, Johanna Polley, Amelie Plass-Link, Hans-Heinrich Hardt, Arnfried Lerche, Jaecki Schwarz

Kamera: Wolf Siegelmann

Szenenbild: Karl-Hermann Reith

Schnitt: Matthias Wilfert

Musik: Ludwig Eckmann, Winfried Zrenner

Redaktion: Günther van Endert

Produktionsfirma: UFA Fiction

Produktion: Alicia Remirez

Drehbuch: Timo Berndt

Regie: Ulrich Zrenner

Quote: 7,98 Mio. Zuschauer (24,9% MA)

EA: 10.03.2018 20:15 Uhr | ZDF

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