Manchmal genügen Nuancen, um etwas zu verändern. Der Verzicht auf die weibliche Hauptdarstellerin ist naturgemäß weit mehr als nur eine Nuance; und schon sieht „Ein starkes Team“ ganz anders aus als sonst. Das hängt natürlich nicht nur damit zusammen, dass Maja Maranow diesmal nicht mitwirkt; ihr Fehlen macht sich jedoch womöglich deutlicher bemerkbar, als die Verantwortlichen des ZDF-Klassikers vermutet haben.
Die Kollegin Berthold weilt auf einem Lehrgang, aber trotzdem muss Otto Garber (Florian Martens) nicht auf weibliche Begleitung verzichten. Die Vertretung ist allerdings alles andere als nach seinem Geschmack: Das Wiedersehen mit Kommissarin Dammers weckt in dem Original vom Berliner LKA allenfalls gemischte Gefühle, und weil Ulrike Krumbiegel die Ermittlerin mit einer recht eigenwilligen Art versieht, kann man Ottos Unbehagen nachvollziehen. Doch damit nicht genug: Weil es in diesem Fall um Entführung geht, wird ihm außerdem ein Verhandlungsspezialist vor die Nase gesetzt. Während Krumbiegel eher wie ein Fremdkörper im eingespielten „Starken Team“ wirkt, erweist sich die Idee, auch Samuel Finzi als Gastdarsteller zu verpflichten, als Volltreffer. Er bleibt zwar gleichfalls Außenseiter, aber das durchaus mit Bedacht, zumal er als Einsatzleiter ohnehin eine Sonderrolle innehat. Davon abgesehen sorgt Finzi gerade durch sein sparsames Spiel für die schauspielerischen Glanzlichter dieser Episode. Gleiches gilt, wenn auch in anderer Form, für Mira Bartuschek, die nicht mal eine Handvoll Auftritte hat; und die sind dann auch noch extrem kurz.
Der Rest ist Standard, handwerklich solide zwar (Regie: Maris Pfeiffer), aber arm an Spannung und Überraschungen. Krimifans mit entsprechendem Gespür werden das Konstrukt von Timo Berndt zudem viel früher durchschauen, als dem Autor lieb sein dürfte, selbst wenn er seinen Fall im Film als „perfekten Mord“ preisen lässt. Dabei scheint zunächst alles klar: Zahnarzt Körber (Götz Schubert), ein einstiger Schulkamerad von Otto Garber, hat im heimischen Wohnzimmer einen Mann erschossen, der offenbar Körbers Frau entführt hat. Für die Beamten vom LKA beginnt nun ein Wettlauf mit dem Tod, denn wenn der Entführer keinen Komplizen hatte, der sich hoffentlich irgendwann meldet, wird die Frau sterben.
Aus dem Rahmen des Samstagskrimis fällt „Die Frau des Freundes“ allerdings doch: Eine Stück Papier führt Garber und Dammers in den „Casual Club“, eine Einrichtung, in der sich Paare mit anderen vergnügen. Die Bilder sind von einer für diesen Sendeplatz ungewohnten Offenheit. Florian Martens bietet der Clubbesuch die Gelegenheit für die wenigen komödiantischen Einlagen dieses Films, der ansonsten zwar tödlich, aber kein bisschen heiter ist: Otto fühlt sich in dem Etablissement sichtlich unwohl; Verständnis für seine Geschlechtsgenossen, die ihre Frau oder Freundin mit anderen Männern teilen, kann und will er ohnehin nicht aufbringen. Immerhin bringt ihn das Gespräch mit einer Besucherin (Marie Zielcke), die den Swingerclub nur ihrem Mann zuliebe frequentiert, auf eine neue Spur.
Die Geschichte wird dann noch etwas kompliziert, neue Figuren kommen und gehen, und am Ende war alles bloß ein großes Ablenkungsmanöver, was man als Couch-Kriminalist aber schon geahnt hat. Immerhin bringen die gemeinsamen Szenen mit Kai Lentrodt als Ottos Kollege Ben und Mira Bartuschek ein bisschen Würze in den 90-Minüter. Das Faktotum der reihe, Sputnik (Jaecki Schwarz), tritt dieses Mal als Verkäufer von Erotika auf. Erfrischend ist auch eine Szene mit Josef Heynert als kackfrechem Berliner, und fast sadistisch ist der Einfall, der entführten Frau das Wasser buchstäblich bis zum Hals stehen zu lassen; aber sehr viel mehr hat „Die Frau des Freundes“ nicht zu bieten. (Text-Stand: 20.10.2013)