Holly ist in Neu England gestrandet. Dort lernt die Landschaftsarchitektin Patrick kennen – ein Businessmann zwar, dennoch locker, witzig und genau ihr Typ. Von Ben, ihrem neuen Auftraggeber, kann sie das nicht gerade behaupten. Der ist wortkarg, launisch und unhöflich. Was Holly nicht weiß: die beiden so unterschiedlichen Männer sind Halbbrüder. Ben besucht seine alte Heimat, um seinen Vater zu beerdigen, den Nachlass zu regeln und seine schmerzvollen Erinnerungen zu ordnen. Die drei treffen das erste Mal zusammen, nachdem Ben seinem Bruder gestanden hat, dass „diese Frau“ in seinem Garten ihn verrückt macht. Patrick, der seinen schroffen Schriftstellerbruder mehr mag, als dieser ihm zu zeigen erlaubt, möchte ihm vorerst nichts von seiner Beziehung mit Holly sagen. Und mehr noch, als Trauerkloß Ben auch noch die Diagnose Leukämie erhält und ihm sein Lebenswille völlig abhanden zu kommen droht, bittet Patrick Holly um eine Art Liebesdienst an ihrem Bruder. Sie ist empört, verletzt, fühlt sich benutzt. Andererseits tut ihr Ben auch leid. Die Krankheit hat ihn außerdem verändert. Erst wollte er sich nicht behandelt lassen, jetzt stimmt er sogar einer Knochenmarkspende mit Hilfe des Bruders zu. Doch Lügen sind keine gute Medizin…
Foto: ZDF / David Bloomer
„Ein Sommer in Long Island“ ist der Auftakt einer neuen ZDF-Sonntagsreihe. Geplant sind moderne Metropolen-Melos und große Gefühle vor „wildromantischen Landschaften“. Das ästhetische Versprechen, das der Film von Sibylle Tafel nach einem Drehbuch von Jane Ainscough („Die Wolke“) gibt, ist groß, misst man dieses geschmackvolle Sommer-Movie am TV-Durchschnitt des viel zu lange in altbackenem Pilcher-Seich dahindümpelnden Genres. Mr. Wichtig, Mr. Unleidlich und „Fräulein“ Sonnenschein machen die 90 Minuten fast ganz unter sich aus. „Ein Sommer in Long Island“ erzählt eine ebenso konfliktträchtige und hoch emotionale wie konzentrierte und aufs Wesentliche reduzierte Dreiecksgeschichte. Das Helle trifft auf das Düstere, das Offene auf das Verschlossene, das Geheimnisse in sich birgt. „Ich empfinde nichts für Sie“, sagt die Heldin nach 50 Minuten dem Liebesleidenden. Doch was nicht ist, kann ja noch werden. Die beim TV-Melodram oft als Makel empfundene Bürde, dass alles so kommt, wie es kommen muss, hat selten so wenig gestört wie in diesem Fall.
Das liegt vor allem an dem großartigen Schauspieler-Trio: Petra Schmidt-Schaller ist in ihrer Rolle ein Ausbund an Frische und Lebensfreude. Sie fängt den Zuschauer ein, um ihm über die männlichen Depressionen hinwegzuhelfen. Denn der ansonsten ebenfalls überzeugende Max von Thun muss zu Beginn einen Tick zu viel diese „Das-Leben-ein-Jammertal“-Posen heraushängen lassen. Eine starke Präsenz gibt auch Marc Hosemann seinem verlierenden Gewinnertyp. Ein solches Trio motiviert offenbar auch die anderen Gewerke zu Höchstleistungen. Ganz wichtig für ein „Gefühlsstück“: der Erzählrhythmus stimmt und die Kamera hat keine Berührungsängste mit dem Genre – sprich: geht oft ganz nah ran an die Liebenden. Ein gelungener Kontrast dazu sind die lebendigen Landschaftstotalen, die sich nicht mit pittoreskem Abfilmen begnügen. Auch die Ökonomie der Gefühlsverstärker (Sonne, Regen, Weite, Blumenmeere etc.) hat man noch nicht oft so wirkungsvoll im deutschen Fernsehen gesehen. Ein Film, der ein Paradigmenwechsel im TV-Melo einläuten könnte.