Mit “Liebling Kreuzberg” oder gar “Anwalt Abel” hat die neue Advokaten-Serie “Edel & Starck” auf Sat 1 nicht viel gemeinsam. “Die Rechtsanwaltsgeschichten sind mehr der äußere Rahmen”, betont denn auch Hauptdarsteller Christoph M. Ohrt, der endlich mal wieder seine komischen Qualitäten ausspielen kann. An seiner Seite ein relativ unbekanntes Gesicht: Rebecca Immanuel. Die beiden spielen zwei Kollegen einer Berliner Anwaltskanzlei am Prenzlauer Berg. Ein Team für alle Fälle & auch privat scheinen sie füreinander geschaffen.
Vom Pep und vom amourös-erotischen Flair her erinnert “Edel & Starck” gelegentlich an “Ally McBeal”. Der augenzwinkernde Schlagabtausch zwischen den Geschlechtern ist das Herz der Serie. Selbst beim obligatorischen Gerichtssaal-Finale am Ende einer Folge wird man sich kaum für den Angeklagten interessieren. Unterhaltungswert hat allein die Art und Weise, wie hier Mann und Frau geschlechtsspezifische Argumente auf Iustitias Goldwaage legen. Sandra Starck vertritt die weibliche Sicht der Dinge: “Sie ist intensiver, gefühlvoller und viel schlauer als ihr Kollege”, so Rebecca Immanuel. Die Stärke von Edel ist seine Klarheit und Pointiertheit. “Bei seinen Plädoyers kann ihm keiner was vormachen”, so Christoph M. Ohrt.
Foto: Sat 1 / Hardy Spitz
In der Auftaktfolge begegnen sich der schnoddrige, aber leicht zu verunsichernde Edel und die ebenso scharfzüngige wie scharf kalkulierende Nachwuchs-Advokatin Starck das erste Mal. Sie hat gerade ihren Job hingeschmissen, weil sie sich ihre Beförderung mit ihrem Köpfchen und nicht mit dem Körper erkaufen wollte. Und Er befindet sich in arger Finanznot, weil ein Klient ihn auf Schadensersatz verklagt hat. Also lässt der sanfte Macho die job- und bürolose Kollegin sich in die Kanzlei “einkaufen”. Zur Freude der Klienten. Gemeinsam sind die intuitive Macherin & der 79er mit dem Herz für Sozialfälle ein fast unschlagbares Team.
“Das ist ja mal was anderes”, habe Ohrt gedacht, als ihm die Drehbücher auf den Tisch kamen. “So viele verschiedene Ebenen, die kann man sonst in Filmen ja gar nicht spielen.” Vorurteile gegen Serien hat Ohrt nicht, höchstens Vorurteile gegen schlecht gemachte Serien. “In 13 Folgen hat man ja die Möglichkeit, eine Figur wie Edel vielschichtig darzustellen.” Besonders gefallen hat es ihm, endlich mal wieder witzig sein zu dürfen – inklusive die Komik des ungleichen Paars. “Es macht Spaß, wie die beiden in dieser völlig verzwickten Art miteinander umgehen.” Die Screwball Comedy lässt mitunter schön grüßen. “Die zwei mögen sich, könnten vielleicht auch ein Pärchen werden, kommen sich aber durch ihre Verbohrtheit, die etwas von einem alten Ehepaar hat, nicht näher.” (Text-Stand: 4.2.2002)