Die Frauen an seiner Seite kommen und gehen, aber Lambert Hamel ist in den ZDF-Adaptionen der Romane von Dora Heldt eine Art Fels in der Brandung. Damit spielt er in diesen Filmen eine ähnliche Rolle wie Horst Krause in den „Polizeiruf“-Krimis aus Potsdam; der hat ja auch schon einige Kommissarinnen kommen und gehen gesehen. Beide eint nicht nur das Lebensalter und die enorme Erfahrung, sondern auch die alte Schule. Daher ist es fast zweitrangig, wie groß ihre jeweilige Rolle ist: Sie sind ohnehin der heimliche Star.
Anders als in den Heldt-Verfilmungen „Urlaub mit Papa“ oder „Kein Wort zu Papa“ rückt Lambert Hamel diesmal ins zweite Glied. Hauptfigur von „Ausgeliebt“ ist Christine Schmidt, (Julia Stinshoff). Aber Vater Heinz ist wieder mal der Motor der Handlung: Schwiegersohn Bernd (Oliver Hörner) will sich mangels Liebe von Christine trennen. Tatsächlich hat er seit vier Jahren ein Verhältnis mit ihrer besten Freundin. Natürlich empfindet Heinz großes Mitgefühl für seine Tochter, aber letztlich ist er doch Pragmatiker: Ein Großteil des Geldes, mit dem Christine und Bernd ihr Haus finanziert haben, stammt von ihm. Als Investor sähe er es daher gern, wenn sich die beiden wieder versöhnten. Christine dagegen dämmert, dass die Trennung von dem Langweiler Bernd das Beste war, was ihr passieren konnte. Sie zieht vom Land zurück nach Hamburg in die WG von Freundin Doro (Julia Maria Köhler), entdeckt das Leben wieder, verliebt sich in einen anderen Mann – und steht prompt vor neuen Problemen.
Soundtrack: Matt Costa („Behind the Moon“), „Melody Gardot („Quiet Fire“), Y’akoto („Without you“), Natasha Bedingfield („Soulmate“), Nina Simone („Feeling Good“)
Nicht zuletzt dank der komischen Ernsthaftigkeit Lambert Hamels boten die Dora-Heldt-Verfilmungen bislang recht kurzweilige Unterhaltung für die Zielgruppe(!). Die Drehbücher zumindest der Geschichten mit Heinz Schmidt stammten allesamt von Stefanie Straka, Regie führte stets Mark von Seydlitz, der die Filme zudem produziert hat. In dieser Doppelfunktion hat er auch bei „Ausgeliebt“ die Fäden gezogen, doch die Adaption der Romanvorlage besorgte diesmal ein Trio: Sabrina Maria Roessel, Julia Neumann, Sabine Leipert. Wie immer auch die Zusammenarbeit der drei Damen ausgesehen haben mag: Der Film erscheint wie eine Aneinanderreihung einzelner Szenen und erinnert an die Machart von Sitcoms, die ja auch aus einzelnen, oft nur notdürftig zusammengehaltenen Elementen bestehen. Was bei kurzen Serienfolgen funktioniert, wirkt über eine Strecke von neunzig Minuten jedoch zwangsläufig wie eine Nummern-Revue. Zum Sitcom-Charakter des ohnehin nicht gerade unvorhersehbaren Films passt auch die übertrieben vorgeführte Homosexualität von Doros Mitbewohner Dennis, den Markus Majowski wie die übliche Schwulenkarikatur verkörpert.
Dass „Ausgeliebt“ dennoch ein relativ vergnüglicher Zeitvertreib für den geneigten(!) Zuschauer ist, liegt an der Spielfreude Lambert Hamels, der zudem die besten Dialoge hat. Der routinierte Bühnenschauspieler hat bereits in weit über hundert TV-Produktionen mitgewirkt, konnte aber nur selten so auf sich aufmerksam machen wie als Helmut Kohl in dem ZDF-Dokudrama „Deutschlandspiel“. Die Rolle von Heinz Schmidt ist ihm wie auf den Leib geschrieben: Der Film verdankt seine komischsten Momente der Diät, zu der Charlotte Schmidt den Gatten verdonnert hat. Der weiß sich jedoch zu helfen und nimmt sogar noch zu. Christines Hund Brunhilde bringt die Wahrheit an den Tag, bezahlt den Verrat aber mit dem Leben. Dass das Tier unter Blähungen leidet und permanent vor sich hin furzt, ist der Qualität des Films weitaus weniger förderlich als die netten Einfälle am Rande, zu denen auch ein Miniauftritt von Playboy Rolf Eden bei einem Speed-Dating gehört. (Text-Stand: 20.1.2013)