Früher gehörte die Gondel aus Venedig zur obligaten Wohnzimmerausstattung. Abgesehen davon, dass das Souvenir auf den modernen Flachbildschirmen ohnehin keinen Platz mehr findet, haben geschmackssichere Venedig-Urlauber ohnehin schon immer auf Glasprodukte aus Murano gesetzt. In Milieu der Glasbläser spielt diese Donna-Leon-Verfilmung: Nach einem Streit mit seiner Tochter (Katharina Wackernagel) wird Glasfabrikant de Cal am nächsten Morgen tot vor einem seiner Öfen gefunden; die Hitze hat ihn regelrecht vertrocknen lassen. Ein Verdächtiger ist rasch ausgemacht, denn ein Mitarbeiter de Cals hat sich durch eifrige Korrespondenz selbst ins Spiel gebracht. Tassini (Andreas Schmidt) gibt seinem Chef die Schuld an einer schweren Erkrankung seiner kleinen Tochter: Er behauptet, dass sich sein Erbgut verändert hat, weil er jahrelang mit Arsen hantieren musste.
Stärker als zuletzt verknüpft Drehbuchautor Holger Joos die Ermittlungen von Commissario Brunetti (Uwe Kockisch) mit seinem Privatleben. Da außerdem auch Michael Degen als Brunettis tragikomischer Vorgesetzter Patta deutlich mehr amüsante Auftritte hat als sonst, ist „Wie durch dunkles Glas“ mitunter fast Krimikomödie: Brunetti muss sich mit einer notorisch trickbetrügerischen Tante (Anaid Iplicjian) herumschlagen, die hilfreiche Geister sucht, um einen angeblich geerbten Garten herzurichten; dabei schreckt sie auch nicht vor der Verpflichtung von Polizisten zurück, die sie zuvor als angebliche Anfängerin beim Pokern ausgenommen hat. Patta ist derweil überzeugt, auf der Beförderungsliste ganz oben zu stehen. Da der zuständige Beamte vom Ministerium diverse Ratgeber für Führungskräfte geschrieben hat, überrascht der am Personal ansonsten völlig desinteressierte Vice-Questore seine Mitarbeiter mit persönlichen Fragen und sinnlosen Geschenken (unter anderem eine Gondel).
Aber im Zentrum der Geschichte steht natürlich die Aufklärung des Mordes, zumal Tassini aufgrund eigenen Ablebens als Verdächtiger ausscheidet. Dafür entdecken Brunetti und sein eifriger Adjutant Vianello, dass de Cal seine hochtoxischen Abwässer seit Jahren in die Lagune leitet; und ausgerechnet der umweltbewusste Kandidat für das Amt des Bürgermeisters (Heikko Deutschmann) scheint bei Weitem nicht so grün zu sein, wie er seine potenziellen Wähler glauben macht. Die Venedig-Bilder sind ohnehin immer eine TV-Stippvisite wert, und da Stammregisseur Sigi Rothemund den Film ohne die sonst oft unvermeidlichen Längen inszeniert, gehört „Wie durch dunkles Glas“ zu den besseren Donna-Leon-Verfilmungen.