Die 14-jährige Stevie hat es nicht leicht. Ihre Probleme gehen über die üblichen Pubertätskrisen hinaus. Denn ihre Eltern sind nicht nur peinlich, sie stehen auch permanent mit einem Bein im Knast. Der Vater saß gerade erst längere Zeit ein, macht aber da wieder weiter, wo er aufgehört hat. Er dealt im großen Stil – und er zieht sogar die eigene Tochter mit hinein. Gerade lebte sie noch in Spanien, jetzt muss sie in der deutschen Provinz klarkommen. Auch die Mutter ist da keine Hilfe – die ist süchtig und das Haus, das sie geerbt hat, ist ebenso verwahrlost wie die „Freunde“, die kommen und gehen, kiffen, rumdösen, ficken und besoffene Reden schwingen.
„Die Unerzogenen“ erzählte ausschnitthaft vom Alltag eines Mädchens, das versucht, mit seiner „unmöglichen“ Lebenssituation klar zu kommen. Dabei wirkte jene Stevie nicht selten vernünftiger als die Erwachsenen. „Wir sitzen fest“, bringt sie die Lage auf den Punkt. Der bemerkenswerte Debütfilm von Pia Marais orientierte sich deutlich am handlungsarmen, ästhetisch kargen Dogma-Realismus. In seiner Konzentration auf das vermeintlich Banale, das Kunstlose und Undramatische hatte „Die Unerzogenen“ etwas ebenso Erhellendes wie Ermüdendes. Ein bisschen mehr Dramaturgie hätte diesem Film nicht geschadet – und den guten Schauspielern sicher nichts von ihrer Authentizität genommen.