„Du wirst als unglücklicher Mann sterben!“, sagt ein Mann auf der Hochzeit von Maja und Christian (Franz Hartwig) zum Vater des Bräutigams, dem reichen Fischhändler Höflinger (Harald Krassnitzer). Der raunzt nur: „Hau ab!“ Derweilen sucht Christian verzweifelt nach seiner Braut. Die wurde – wie es Tradition ist – entführt, aber sie taucht nicht wieder auf. Der Frischvermählte findet sie tot an einem Baum sitzend in einem Naturschutzgebiet für Kormorane. Ihr wurde das Genick gebrochen. Aber wer hatte ein Motiv, die junge Frau umzubringen? Jemand aus dem Naturschutzverein „Die Kormoraner“? Oder einer der Bodenseefischer, die die seltenen Vögel am liebsten abschießen würden? Oder wollte jemand verhindern, dass Maja in die wohlhabende Familie um Erich und Johanna Höflinger (Sissy Höfferer) einheiratet? Hannah Zeiler (Nora Waldstätten) und Michael Oberländer (Matthias Koeberlin) kommen einem jungen Mann auf die Spur, der in Maja verliebt war und bei der Hochzeit auftauchte. Durch die Auswertung der Hochzeitsfeier stoßen die Kommissare zudem bald auf weitere Auffälligkeiten rund um den Bräutigam und dem Fischereibetrieb seiner Eltern. Schließlich bringen sie eine furchtbare Familientragödie ans Tageslicht.
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Zeiler und Oberländer sind in ihrem vierten Fall „Die Toten vom Bodensee – Die Braut“ nicht nur als Ermittler gefordert, sondern müssen sich auch privat ihren Problemen stellen. Er ist ein überforderter Familienmensch, der sich von Frau und Job unter Druck gesetzt fühlt, und oft Trost im Alkohol sucht (was ihm kurzzeitig den Führerschein kostet). Sie, die unterkühlte Einzelkämpferin, arbeitet sich immer noch an ihrem nicht verarbeiteten Trauma ab. Das zieht sich durch die Filme, ist diesmal präsenter als gewohnt. „Aufgrund dieses Unfalls, bei dem ihre Mutter verstorben und ihr Vater verschollen ist, ist ihr Grundvertrauen ins Leben verschwunden und zutiefst erschüttert worden. Sie hat sich nur noch auf sich selbst verlassen und auf die Logik“, erklärt Nora Waldstetten (die aus ihrem Namen das von gestrichen hat) ihre Rolle. Man merkt beiden Figuren an, dass ursprünglich nur ein Einzelstück geplant war, man dann erst in Reihe gegangen ist. Viel an Entwicklung findet bei ihnen nicht statt: Man will wohl nicht zu schnell die Geschichten auserzählen – weder Trauma noch Eheprobleme. Wichtiger ist aber, wie die Interaktion zwischen den Grenznachbar-Ermittlern weitergeht: Sie wachsen langsam zusammen. Das liegt auch daran, dass sich Zeiler in „Die Braut“ etwas öffnet, und Oberländer sie zunehmend respektiert. So bekommt sie wieder Vertrauen ins Leben. Das mündet – so viel sei verraten – in einer psychologischen Prüfung, der sie sich stellen muss. Zuvor muss Oberländer sie aber erst noch wachrütteln: „Sie können nicht jedes Mal in Schockstarre verfallen, wenn Sie aufs Wasser schauen.“
Timo Berndt hat das Drehbuch geschrieben, wie übrigens auch für den bereits abgedrehten fünften Film; denn auch diese Reihe nutzt den Kosten sparenden Trend und dreht jeweils zwei Filme am Stück. Berndt muss eine besonders Affinität zu Wasser haben, ist Autor der letzten beiden „Friesland“-Krimis und hat auch den letzten „Die Toten vom Bodensee“-Fall geschrieben. Ob Meer oder See – beide Schauplätze weiß Berndt für seine Geschichten gut zu nutzen. Hier allerdings nicht wie gewohnt. Denn die Story zu „Die Braut“ wirkt bemüht und konstruiert. Sicherlich gehört es zu einem Whodunit, dass Spuren im Sand verlaufen, Verdächtige entlastet werden, neue hinzu kommen – doch hier geht er so erkennbar in eine Richtung und rückt die Familie des Bräutigams so weit aus dem Fokus, dass sich das sehr vorhersehbar drehen muss. Zudem fehlt dem Film eine Figur, die hilft, den Zuschauer emotional an der Geschichte teilhaben zu lassen. Regisseur Hannu Salonen, der mit den Saarland-Krimis eher Schiffbruch erlitten hat, aber in den von Schirach-Verfilmungen „Schuld“ sein Können unter Beweis gestellt hat, nutzt den Schauplatz Bodensee merklich zu wenig. Ein paar Kameraflüge über den See und die Eröffnung, als der Bräutigam mit einem Kahn nach seiner verschwundenen Braut sucht – das war’s. Dieser Auftakt erinnert ein wenig an die „Spreewald“-Krimis. Der Vergleich zeigt aber, was dieser Inszenierung fehlt: Das Spiel mit der Landschaft, das Mystische (gerade in den nächtlichen Szenen mit den Kormoranen) sucht man in diesem Krimi vergebens. Auch die teilweise hochklassige Besetzung ist sichtbar unterfordert: Krassnitzer, Höfferer, Mitterhammer und Hartwig bleibt meist nur, mehr oder weniger bedeutungsschwanger zu gucken. Viel mehr geben die Figuren aber auch nicht her.