Die Salzprinzessin

Leonie Brill, Lansink, von Kessel. Konventionelles Wohlfühlmärchen für die Kleinen

Foto: WDR / Kai Schulz
Foto Rainer Tittelbach

„Die Salzprinzessin“ (WDR) ist ein weniger bekanntes Märchen der Gebrüder Grimm. Die Geschichte, wie sie das ARD-Märchen zum Besten gibt, ist reich an Subtexten und steckt voller kleiner moralischer Hinweisschilder. Die emanzipierte Prinzessin & ein schwarzhäutiger Prinz sind noch das „Aufregendste“ dieser konventionellen Märchenverfilmung, die mit ihrem überzogenen Witz und ihren überzeichneten Charakteren für Jugendliche und Erwachsene wenig geeignet ist. Emotional aber funktioniert der Film; das liegt auch an Leonie Brill.

Erst wenn Salz wertvoller ist als Gold & Edelsteine, kann es Versöhnung geben
König Christoph will das Zepter abgeben. Seine drei Töchter kommen als Thronfolgerinnen infrage. Obwohl Amélie die jüngste ist, scheint sie für die Regentschaft die beste Wahl zu sein: selbstbewusst, großherzig, liebenswert und bescheiden – ganz anders als ihre Schwestern, die allein auf ihr Luxusleben bei Hofe bedacht sind. Ein Wettbewerb soll entscheiden: Die Tochter, die ihrem Vater die schönste Liebesbekundung macht, soll künftig das Land regieren. König Christoph ist sich sicher, dass der wortgewandten Amélie eine passende Antwort einfallen wird. Umso enttäuschter ist er, als sie, die Naturverbundene, noch voll Entzückung über einen im Wald entdeckten Salzkristall, die Liebe zu ihrem Vater vergleicht mit der Liebe zum Salz der Erde. Erzürnt verbannt er Amélie. Sie darf erst zurückkehren, wenn Salz wertvoller ist als Gold und Edelsteine. Im Gewand eines Handwerksgesellen schlägt sie sich durchs Leben, bevor ihr Prinz Thabo aus dem fernen Königreich Bokanda ein zweites Mal begegnet. Sie machte einst Bekanntschaft mit ihm auf jenem Waldausflug, bei dem sie den funkelnden Salzkristall gefunden hatte. Eine Weile zieht sie als „Anton“ mit ihm durch die Lande. Danach findet sie bei einer geheimnisvollen Frau in einem Waldhaus eine Bleibe. Diese Frau scheint über magische Kräfte zu verfügen: Während Amélie bei ihr wohnt, schwindet das Salz im Königreich – und der Prinz weiß nun, wer „Anton“ ist und macht sich auf die Suche…

Die SalzprinzessinFoto: WDR / Kai Schulz
Grimmsche Formel: Schwarzer Prinz + emanzipierte Prinzessin + einsichtiger König = konventionelles Märchenfilmende. Elvis Clausen, Leonard Lansink & Leonie Brill in „Die Salzprinzessin“

Typisch! Die Tochter versteht ihren Vater nicht und dieser versteht sie nicht
„Die Salzprinzessin“ ist ein weniger bekanntes Märchen aus dem Schatzkästlein der Gebrüder Grimm. Die Geschichte, wie sie der einstündige Märchenfilm von Zoltan Spirandelli zum Besten gibt, ist reich an Subtexten und steckt voller kleiner moralischer Hinweisschilder. Die Moral von der Geschicht’ aus der Perspektive der Heldin: „Amélie muss verstehen, dass man manchmal andere Leute verletzt, ohne es zu merken, weil diese ihre wunden Punkte zu verstecken wissen“, so Leonie Brill. Die Story ist auch ein Plädoyer für mehr Verständnis und gegen vorschnelles einseitiges Aburteilen von Situationen. Außerdem spiegelt sich in ihr der typische Generationenkonflikt: Die Tochter versteht ihren Vater nicht und dieser versteht sie nicht. „Müssen Kinder sich um ihre Eltern sorgen oder Eltern um ihre Kinder?“, eine rhetorische Frage, die Autorin Anja Jabs ihrer Heldin in den Mund legt. Waldfee-Darstellerin Sophie von Kessel sieht in dem Märchen folgenden Kommunikations-Tipp: „Es ist die Offenheit, die man sich bewahren muss, um Missverständnisse wie diese zu vermeiden.“

Wenig Aufregendes in Spiel, Tonlage & Inszenierung – dafür emotionsstark!
Auch der schwarzhäutige Prinz passt wie das emanzipatorische, politisch korrekte Selbstverständnis der Prinzessin, der Königin in spe, ins Bild: Er ist auf der Höhe der Zeit – aber ansonsten (in der Darstellung von Elvis Clausen) bietet er wenig Aufregendes. Auch die ironiefreie Tonlage dieser WDR-Märchenverfilmung, die wenig originelle Ausstattung, das Fehlen eines evidenten optischen Konzepts, die überzogene Charakterkomik inklusive der aufgesetzten Albernheiten bei Hofe weisen „Die Salzprinzessin“ als ein konventionelles ARD-Märchen aus, das allenfalls für kleinere Kinder von größerem Interesse sein kann. Leonard Lansink chargiert, Sophie von Kessels Wenige-Minuten-Auftritt ist kaum der Rede wert und für den Rest der Schauspieler gilt: je kleiner die Rolle umso hölzerner das Spiel und umso verkleideter die Figur. Trotz alldem: Emotional funktioniert „Die Salzprinzessin“ mit ihren wirkungsvollen Wohlfühlmomenten durchaus. Das liegt auch an Leonie Brill, die trotz zahlreicher Kinderrollen sicher (noch) keine ernstzunehmende Schauspielerin ist, aber als identifikationsträchtige Heldin hier ihre Sache gut macht. (Text-Stand: 19.11.2015)

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Reihe

WDR

Mit Leonie Brill, Leonard Lansink, Sophie von Kessel, Elvis Clausen, Svenja Görger, Alexandra Martini

Kamera: Wolf Siegelmann

Szenenbild: Florian Haarmann

Kostüm: Anna Schmidbauer

Schnitt: Magdolna Rokob

Musik: Michael Klaukien, Andreas Lonardoni

Produktionsfirma: Askania Media

Drehbuch: Anja Jabs

Regie: Zoltan Spirandelli

Quote: 1,96 Mio. Zuschauer (13,9% MA)

EA: 25.12.2015 14:00 Uhr | ARD

Spenden über:

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