In der ARD-Märchenverfilmung „Die Prinzessin auf der Erbse“ geht es um eine wenig willige Tochter. Allerdings will hier auch der Prinz nicht so wie sein Vater: In wenigen Tagen muss der König die Krone seiner krankhaft ehrgeizigen Schwester übergeben; es sei denn, sein Sohn heiratet, dann darf er den Thron besteigen. König junior hat aber überhaupt keine Lust auf eine arrangierte Hochzeit. Er tummelt sich ohnehin lieber in der Werkstatt eines Tischlers. Als die letzte potenzielle Prinzessin auf der Fahrt zum Schloss abhanden kommt, scheint der Weg frei für die böse Tante und ihren nicht minder schurkischen Hofjunker. Dabei haben sich Prinz und Prinzessin längst ineinander verliebt: Sie hat sich just in jenem Waisenhaus versteckt, das vom guten Herzen des allerdings inkognito auftretenden Thronfolgers profitiert.
Die Vorlage mag von Hans Christian Andersen stammen, aber die Autoren Olaf Winkler und Nicolas Jacob haben das Märchen großartig weitergedichtet. Allein der Einfall, die zukünftigen gekrönten Häupter einander „undercover“ und somit unerkannt begegnen zu lassen, ist wunderbar. Noch besser ist bloß die Besetzung. Besonders hübsch ist die Idee, Vater und Sohn von Vater und Sohn (Michael und Robert Gwisdek) spielen zu lassen. Iris Berben ist eine angemessen abschreckende Königsschwester, David C. Bunners ihr ausgesprochen attraktiver und deshalb gleich doppelt unsympathischer Scherge. Wie in „Das blaue Licht“ wird auch hier die Prinzessin von einer Nachwuchsschauspielerin verkörpert (Rike Kloster). Regie führt Routinier Bodo Fürneisen, der für eine angenehm ausgewogene Mischung aus Spannung, wohligem Gruseln und unbeschwerter Fröhlichkeit sorgt. (Text-Stand: 2010)