6,6 Millionen Zuschauer, dazu einige freundliche Kritiken – wenn das kein Argument für eine Fortsetzung ist!? Und so begeben sich nun Ordensschwester Camilla und Kommissar Baumert zum zweiten Mal auf Verbrecherjagd. Im Schatten des idyllischen Schwarzwaldes sind „Die Nonne und der Kommissar“ einem Klostereinbrecher und Kunsträuber, der auch vor Mord nicht zurückschreckt, auf der Spur. Eine Schwester schwebt in akuter Lebensgefahr. Da weiß „Kümmerin“ Camilla was sie zu tun hat. Getrieben von Neugier und Nächstenliebe hängt sie sich richtig rein in den Fall. Ganz anders der werte Herr Kommissar: der hat zunächst nur seinen angefahrenen Ersatz-Rex „Nietzsche“ im Kopf. Diese übereifrige Nonne nervt ihn – bis sich sein Spott in ein ungläubig anerkennendes Lächeln verwandelt.
„Sie ist schneller, hat immer das letzte Wort, redet ständig von Gott und sie spuckt ihm in die Fälle hinein“, so Günther Maria Halmer, der den Kommissar gewohnt lässig und abgeklärt spielt. „Sie bringt ihn aber auf die richtige Spur, außerdem ist sie hübsch – und irgendwie gefällt sie ihm.“ Nicht anders ergeht es Ann-Kathrin Kramer mit ihrer pfiffigen Nonne. „Auch wenn Schwester Camilla eine Kunstfigur ist, so ist sie doch eine, von der man denkt: die würde ich gerne kennen.“ Dem Zuschauer mag das beim Debüt des ungleichen Paares vor drei Jahren ähnlich gegangen sein. „Zum Glück überzeugt die Kramer als impulsive Nonne in Turnschuhen ebenso wie Halmer als gottloser Grantler“, schrieb eine Programmzeitschrift. So wohlwollend lässt sich der zweite Streich der Miss-Marple-Don-Camillo-Mär nicht beurteilen.
Selbst eine fulminante Einschaltquote kann also zum Fluch werden. Die Macher glaubten sich offenbar nach dem überraschenden Erfolg auf der sicheren Seite. Die Story, schon beim Debüt eher Vorwand für den vorwitzigen Gedankenaustausch zwischen naivem Gottvertrauen und (un)gesundem Pessimismus, verflacht endgültig und besitzt einen noch geringeren Spannungsfaktor als „Pfarrer Braun“. Der ideologische Disput zwischen Strahlefee und Griesgram köchelt auf Niedrigniveau ohne philosophische Zwischentöne.
„Josef Baumert – das ist eine Rolle, bei der ich nach dem Lesen sofort gesagt habe: die stimmt“, äußert sich der sonst eher kritische Halmer im Presseheft. Das Zitat bezieht sich offenbar auf den ersten Teil des Films. Im zweiten Teil wird viel zu wenig auf die „inneren Werte“ und die sich daraus ergebenden Screwball-Comedy-Effekte abgehoben. Und so bewegt sich „Die Nonne und der Kommissar“ im Stile der 70er-Jahre-Klamotte durch das Niemandsland zwischen Krimi und Komödie. Schlampig montiert und ohne jegliches Gefühl für Tempo vergeigt auch noch „Schimanski“-Erfinder Hajo Gies mit Ausnahme eines augenzwinkernden „Tatort“-Zitats die wenigen Möglichkeiten, das schwache Drehbuch mit den Mitteln der Regie aufzupeppen. Da nützt es am Ende wenig, dass Kramer und Halmer zwei sympathische Schauspieler sind, dem der Zuschauer eigentlich überallhin folgen würde.