Drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs macht sich im zerstörten Berlin zarte Aufbruchsstimmung breit. Zwar sind noch immer viele Familien zerrissen, viele Ehemänner nicht oder noch nicht aus dem Krieg zurück gekehrt, doch viele Frauen stehen umso beharrlicher ihren Mann. Sie räumen die Trümmer weg, kümmern sich um Essbares, suchen Arbeit. Neue Hoffnung verspricht die Einführung der D-Mark in der westlichen Besatzungszone. Für die Sowjets war diese Währungsreform eine Kampfansage. Die Reaktion: Am 24. Juni 1948 ist West-Berlin von der Außenwelt abgeschnitten, alle Zufahrtswege sind blockiert. Doch mit Hunger schafft man sich keine Freunde. Die Amis machen es da besser. Sie versorgen 2,3 Millionen West-Berliner ein Jahr lang aus der Luft. Aus Besatzern wurden Beschützer. Die deutsch-amerikanische Freundschaft war geboren.
Die Berlin-Blockade und die anschließende Luftbrücke gaben nicht nur den Startschuss zum Kalten Krieg, sie waren auch ein Symbol für das Verhältnis zwischen den Berlinern und den Besatzungsmächten. Nach solchen kollektiven historischen Ereignissen aus der jüngeren Geschichte halten seit den Erfolgen von TV-Mehrteilern wie „Der Tunnel“ oder „Das Wunder von Lengede“ Filmproduzenten verstärkt Ausschau. Vor allem Nico Hofmann liebt die großen Stoffe, die er historisch fundiert und mit den Effektmitteln des Hollywoodkinos erzählen lässt. Neben Filmen über die Bombennächte von Dresden und die Hamburger Flutkatastrophe 1962 ist „Die Luftbrücke – Nur der Himmel war frei“ von Dror Zahavi einer von drei Event-Movies die Hofmanns Firma TeamWorx innerhalb des letzten Jahres produziert hat. Filme mit Etats von bis zu zehn Millionen Euro. Filme, die eine Gratwanderung sind: sie sollen historisch korrekt sein und sind zugleich den Sehgewohnheiten und dem Unterhaltungsbedürfnis des Zuschauers geschuldet. Da bleibt von Zeit-Geschichte oft nur die Liebes-Geschichte – und es obsiegt eine Dramaturgie, bei der man rasch weiß, wer „geopfert“ wird und wer lieben darf.
Sat 1 hält sich an eine klassische Liebesdreiecksgeschichte. Im Mittelpunkt steht Luise. Sie ist eine jener Frauen, die sich allein durch die schweren Zeiten schlagen. Aufopferungsvoll sorgt sie für ihren 12-jährigen Sohn und widersteht den Avancen der mit Zigaretten winkenden amerikanischen Besatzer. Bis ihr Vorgesetzter, der amerikanische General Turner, der Macher der Lüftbrücke, sich der attraktiven Frau nähert. Es entwickelt sich mehr als eine Affäre. „Sie fühlt sich bei ihm langsam wieder als Frau und beginnt, sich zu öffnen“, sagt Bettina Zimmermann. Hier schlagen zwei Herzen im selben Takt. Und der knallharte Turner entpuppt sich auch als Gefühlsmensch, der ein ähnliches Schicksal teilt wie seine deutsche Sekretärin. Beider Liebe wird sehr entrückt gezeigt. Die Emotionen erscheinen wie hinter Glas. Das verstärkt sich noch, als Luises tot geglaubter Ehemann überraschend aus dem Krieg heimkehrt. „Er ist desillusioniert, stürzt sich in seine Arbeit und ist nicht mehr fähig, auf seine Frau einzugehen“, beschreibt Ulrich Noethen, den seelischen Ausnahmezustand seiner Figur.
Die Liebe zwischen den Männern und der Frau mag groß sein, doch sie erhebt sich nie über den Alltag. Die historische Aufgabe besteht aus mehr, als sich zu lieben. Das ist durchaus gut beschrieben, realistisch dargestellt und am Ende lässt „Casablanca“ schön grüßen! Solche Anspielungen gehen natürlich nur mit Klasse-Schauspielern. Noethen gibt gewohnt überzeugend den Kriegsheimkehrer, er ist die psychologisch stringenteste Figur. Weil Heino Ferchs General Turner nur wenig handlungstreibende Momente entwickeln kann und so die physischen Möglichkeiten des Schauspielers ungenutzt bleiben, muss Zimmermann den Zuschauer mitnehmen in die harten Zeiten des Nachkriegsdeutschlands. Und die lange als „Hübschchen“ verschriene macht ihre Sache ausnehmend gut. (Text-Stand: 27.11.2005)