Vertreter Pit befindet sich im freien Fall. Der Single, Ende 40, hat viel Geld in eine Abzock-Firma gesteckt, für die er überteuerte Schönheitsprodukte an die Frau zu bringen versucht. Dabei erinnert er sich bevorzugt an Freundinnen aus seiner Sturm-und-Drang-Zeit. Jugendliebe Christiane, unglücklich in ihrer Ehe, ist das aktuelle „Opfer“. Mit ihr könnte mehr gehen. Bei ihr könnte Pit vielleicht den Mut haben, seine aussichtslose Situation zu überdenken und nicht allen länger den erfolgreichen Geschäftsmann vorzuspielen. Doch zunächst verschweigt er den Niedergang seiner bürgerlichen Existenz. Er zieht nach der Zwangsvollstreckung seines Hab und Guts unter falschem Vorwand beim Gothic-Sohnemann ein. Bald bleibt ihm nur noch seine Vertreterkarosse. Doch die ist bald auch noch weg.
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Die Hummel ist ein Tier, das eigentlich viel zu unproportioniert ist und viel zu kurze Flügel hat, um zu fliegen. Sie tut es dennoch, weil sie davon nichts weiß. Mit dieser Metapher und den dazu gehörigen Hummel-Menschen spielt Sebastian Sterns „Die Hummel“. Im Zentrum steht einer, der allen – inklusive sich selbst – etwas vormacht. Die eigene Unsicherheit versteckt dieser zum Scheitern Verurteilte hinter einer Fassade aus Gewinner-Rhetorik und protzigen Erfolgssymbolen. Jedes Gespräch endet unausweichlich in einem Verkaufsgespräch. Jürgen Tonkel spielt jenen Pit unnachahmlich. In „Über den Tod hinaus“ hat er bereits ein Jahr zuvor die Rolle des verzweifelten Vertreters am Rande der Selbstverachtung kräftig üben können. Inka Friedrich ist Christiane, eine ehrliche Haut. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich deine Welt mag“, wirft sie leise in eine Unterhaltung mit dem sich in Lügen Verstrickenden. Sich selbst etwas vorzumachen, sich die Realität schönzureden, diese Überlebensstrategie ist ihr nicht fremd. Doch ihr reicht eine Drei minus nicht länger als Schulnote für ihr Leben.
„Die Hummel“ ist eine Charaktertragikomödie. Sie zeigt ein Stückchen deutsche Realität, die zuletzt sterbende Hoffnung in einer emotionalen Einöde, in der das (sich) Verkaufen alles ist. Dabei gelingen Sebastian Stern mit Hilfe zweier großartiger Hauptdarsteller unvergessliche Momente, in denen die Verzweiflung die Groteske küsst. „Die Hummel“ ist ein Abschlussfilm der HFF, mit geringen Mitteln gedreht. Da heißt es, das Potenzial des Filmemachers erkennen, den bayerisch eingefärbten, lakonischen Humor und den spröden, eigenwilligen Charme der Erzählung, und über die kleinen dramaturgisch-inszenatorischen Schwächen hinwegsehen.