Die Familiendetektivin

Elena Uhlig, Rita Russek, Deutschmann, Döhnert. Familienserie mit Mehrwert

Foto: ZDF / Krause-Burberg
Foto Rainer Tittelbach

Die Idee von Autorin Rodica Döhnert, eine Privatermittlerin ohne Waffe, dafür mit viel Mutterherz und Empathie im beschaulichen Augsburg auf die beziehungsgestresste Menschheit loszulassen, bereichert lebensklug und gewitzt das Vorabendserien-Repertoire des ZDF. „Die Familiendetektivin“ mit Elena Uhlig kann sich in vielerlei Hinsicht sehen lassen. Frisches Gebrauchsfernsehen, präzise entwickelt & geschrieben, leicht & mit lockerer Hand inszeniert. Und bisweilen wird es – dank der guten Besetzung – ernsthaft emotional.

Im Herbst 2011 hatte das ZDF mit dem gelungenen Fernsehfilm „Familie macht glücklich“ die „Familienhelferin“ als telegene, frauenaffine Berufsgruppe entdeckt. Die Idee von Autorin Rodica Döhnert, eine Privatermittlerin ohne Waffe, dafür mit viel Mutterherz und Empathie im beschaulichen Augsburg auf die beziehungsgestresste Menschheit loszulassen, wurde wenig später zum Serienkonzept weiterentwickelt. Das Ergebnis ist die 10teilige Vorabendserie „Die Familiendetektivin“. Der Titel bringt die Geschichten auf den Punkt – und dürfte dazu noch ein paar Krimifans abgreifen. Im Gegensatz zum Einzelstück, in dem Bettina Zimmermann die Mutter gab, die in der bayerisch-schwäbischen Provinz die Detektei ihres Onkels übernimmt, spielt die Rolle der Julie Berg in der Serie Elena Uhlig („Mit Herz und Handschellen“).

„Wir haben jetzt unser eigenes Haus, Kinder, das ist der Beginn eines neuen Lebens.“ Die Mutter von zwei halbwüchsigen Kids wollte es mit einem Fahrradverleih versuchen, doch als dann ein verzweifelter Vater vor ihr steht, deren Tochter spurlos verschwunden ist, kann sie nicht nein sagen. Und bald merkt sie, dass das genau ihr Ding ist: Menschen zu helfen, dabei genau hinzusehen und verstehen zu wollen, was da zwischenmenschlich abläuft und womöglich schief gegangen ist. Julie Berg ist keine Psychologin, sie hat eine Ausbildung als Polizeibeamtin und macht das, was man heute „Coaching“ nennt. Es geht um Familienfälle: um einen Mann, der glaubt, bei der Geburt vertauscht worden zu sein, und immer wieder um die Suche nach Verschwundenen, nach leiblichen Müttern oder einem Schulfreund. Mehr Heilerin als Fahnderin ist diese Frau, die sich leidenschaftlich einmischt. Kommissar Haas beurteilt ihr Tun nicht so positiv: „Das ist das Problem Ihres Berufs: Grenzüberschreitungen, Bewegung in Grauzonen, Übergriffigkeit.“ Auf ihren Konter, „oder die Suche nach Möglichkeiten, dem Leben von Menschen eine neue Perspektive zu geben“, weiß der Beamte schon keine passende Antwort mehr. Ansonsten aber schön, dass sich hier zwei Figuren nicht nur rituell und serientypisch bekriegen müssen, sondern dass hier neben einer dezent erotischen auch eine Annäherung aus Überzeugung stattfindet. Berg hat was, was Haas nicht hat. Das weiß er und er weiß vor allem, was das heißt für die Familienhelferin: „Sie müssen aufpassen, dass Sie sich nicht zu sehr verstricken in die Emotionen Ihrer Klienten.“

Die FamiliendetektivinFoto: ZDF / Krause-Burberg
Mehr als das übliche alberne Serien-Ritual: der Kommissar (Heikko Deutschmann) und die Detektivin (Elena Uhlig)

Überhaupt scheint die Serie nach der etwas lauten Exposition, der Folge „Der Ruf“, mehr und mehr zu sich zu kommen, so wie die Heldin zu sich selbst und vor allem ihrer Rolle als Privatermittlerin findet. In Folge 3, „Vertauscht“, darf Elena Uhlig deutlich einen Gang zurückschalten. Gerade bei dieser so vitalen, geerdeten Schauspielerin Marke Kumpeltyp wirken die leisen, emotionalen Momente umso glaubwürdiger und intensiver. Rita Russek und Heikko Deutschmann sind eine nicht minder gelungene Besetzung. Auffallend, wie gut Döhnert und den Regisseuren Ulli Baumann und Jorgo Papavassilou der Tonlagenmix gelingt. Gerade noch eine launige Familienszene – und schon wenig später ein ernsthaftes Beziehungsspiel erster Güte. Mit namhaften Gesichtern wie Stephan Luca, Johanna Gastdorf, Henriette Richter-Röhl, Charlotte Schwab, Julia Jäger, Rebecca Immanuel oder Alissa Jung als „Gästen“ ist da einiges möglich. Doch das Herzstück dieser Serie ist das kluge Konzept von Autorin Rodica Döhnert, das flexible Spiel mit Vater-Mutter-Kind-Modell. Die Heldin repariert das klassische Familienmodell, während sie selbst in einer jener Patchwork- und „Verhandlungsfamilie“ zunehmend glücklich lebt. Fazit: Die Familiendetektivin“ ist frisch anmutendes Gebrauchsfernsehen, präzise entwickelt und geschrieben, leicht und mit lockerer Hand inszeniert. Eine Familienserie mit Lebenshilfe-Mehrwert. (Text-Stand: 9.12.2013)

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Serie & Mehrteiler

ZDF

Mit Elena Uhlig, Leonie Brill, Rita Russek, Joshua van Dalsum, Heikko Deutschmann, Mirco Reseg, Annina Hellenthal, Sigi Zimmerschied, Kathrin Ackermann

Kamera: Peter Döttling, Vladimir Subotic

Produktionsfirma: Bavaria Fernsehproduktion

Produktion: Anna Oeller

Drehbuch: Rodica Döhnert

Regie: Ulli Baumann, Jorgo Papavassiliou

Quote: 1. Folge: 4,03 Mio. Zuschauer (15,2% MA); 2. Folge: 3,89 Mio. (14,7% MA); 5. Folge: 3,09 Mio. (11% MA); 6. Folge: 3,49 Mio. (12,6% MA)

EA: 11.01.2013 20:25 Uhr | ZDF

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