Der Schwarzwaldhof – Der verlorene Sohn

Vester, Fitz, von Weitershausen. Und die Gefühle tanzen mal wieder aus der Reihe

Foto: Degeto / Thomas Kost
Foto Rainer Tittelbach

Die Anforderungen eines Hotels lassen sich leichter organisieren als die Befindlichkeiten der Familie Hofer. In der fünften Episode von „Der Schwarzwaldhof“ wälzen recht sympathische Figuren Probleme, die ihnen der Autor allzu offensichtlich ins Drehbuch geschrieben hat. So solide erzählt und von Saskia Vester und Michael Fitz angenehm alltagsnah gespielt das Ganze auch ist, so überzogen wirkt die Häufung der kleinen Dramen im Rahmen eines 90-Minüters. „Der verlorene Sohn“ bietet genügend Konfliktstoff für die halbe Staffel einer Serie.

Der Haussegen hängt mal wieder schief bei den Hofers. Sohn Stefan will es als Hotelmanager bei der Konkurrenz aller Welt zeigen. Vor allem seiner Mutter. Da er offenbar mit dem Hotel Wagner, dem Erzrivalen des Schwarzwaldhofs, die Herausforderung gefunden hat, die er suchte, will Veronika Hofer ihrem Sohn seine Anteile am Familienbetrieb abkaufen. Das kränkt den Junior, der sich ausgestoßen fühlt und der nicht so cool ist, wie er immer tut. Enttäuscht greift er zu unlauteren Mitteln, um den Schwarzwaldhof auszustechen. Nur Schwester Merle hält noch zu ihm. Sie sucht seine Nähe auch deshalb, weil die junge Ehe mit Chefkoch Martin in eine handfeste Krise geraten ist. Nicht besser wird es auch mit Großvaters Alberts Gesundheitszustand. Der geht schon mal ohne Hosen zum Angeln. Daran kann auch Veronikas Mutter Lore wenig ändern. Die „Chefin“ selbst hat mal wieder alle Hände voll zu tun, grübelt über ihre Rolle als Mutter nach und hätte es gern, wenn ihr neuer Partner Max mehr als nur eine Zahnbürste im Schwarzwaldhof hätte. Doch der hat andere Sorgen. Alte Wunden brechen wieder auf, denn es gibt neue Entwicklungen im Mordfall seiner Frau.

„Der Schwarzwaldhof“ öffnet nach zwei Jahren Pause wieder seine Tore. Und alles ist wie gehabt: Die Anforderungen eines Hotels lassen sich leichter organisieren als die Befindlichkeiten der Familie Hofer. Der Alltag geht seinen Gang, alles lässt sich managen im Schwarzwaldhof – allein die Gefühle tanzen aus der Reihe. Für die Episode fünf der losen Degeto-Reihe heißt das: sieben, acht weitgehend sympathische Figuren wälzen Probleme, die ihnen der Autor allzu offensichtlich ins Drehbuch geschrieben hat. So treffend bisweilen der realistisch beiläufige Umgangston (der vor allem von Saskia Vester und Michael Fitz forciert wird) und so solide auch die Verknüpfung der einzelnen Geschichten, so überzogen wirkt doch diese Häufung der kleinen Dramen im Rahmen eines 90-Minüters: Ehekrise, Familienzerreißprobe, die seelischen Folgen eines Mordes, Alzheimer, Narzissmus, Magenkrebs – oder vielleicht ist es ja doch nur ein Geschwür, das die Dame des Hauses bald in die Knie zwingt. „Der verlorene Sohn“ bietet genügend Stoff für vier, fünf Serienfolgen. Wahrscheinlich wäre ohnehin eine Serie für diesen „Schwarzwaldhof“ das geeignetere Format. Da würde es weniger stören, wenn die Story nicht das hält, was der „Realismus“ des Spiels und die leichtgewichtige Inszenierung versprechen. (Text-Stand: 6.6.2012)

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Reihe

ARD Degeto

Mit Saskia Vester, Gila von Weitershausen, Michael Fitz, Tim Morten Uhlenbrock, Miriam Morgenstern, Michael Hanemann, Arndt Schwering-Sohnrey, Kai Lentrodt, Walter Schulheiß

Kamera: Konstantin Kröning

Schnitt: Katharina Schmidt

Musik: Andreas Schäfer, Biber Gullatz

Produktionsfirma: Eyeworks Fiction , Kromschröder & Pfannenschmidt

Drehbuch: Martin Douven

Regie: Berno Kürten

Quote: 3,85 Mio. Zuschauer (15,7% MA)

EA: 06.07.2012 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

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