Der Nikolaus im Haus

Die Neubauer & Bernhard Schir in einer Weihnachtsromanze: Bums, aus, Nikolaus!

Foto: Degeto / Oliver Roth
Foto Tilmann P. Gangloff

Mit „Der Nikolaus im Haus“ wird die ARD-Tochter Degeto keine Preise gewinnen, aber für einen kuscheligen Abend im Kreis der Familie ist der Film mit seiner Vermittlung von Lebensmut sowie der Balance zwischen Rührseligkeit und Kitsch genau das Richtige. Die Rollen sind klar verteilt, die Handlung ist konstruiert, aber die märchenhafte Erzählung rettet diesen Film mit Christine Neubauer, deren Bäckerin Klaudia es schneien lassen kann…

Manchmal werden Wünsche eben doch wahr, und das gilt keineswegs bloß für diese zauberhafte Geschichte. Freitags hat das „Erste“ ja ziemlich lange Romanzen oder Melodramen von der Stange gezeigt, und wenn dann auch noch Christine Neubauer mitspielte, genügte in der Regel ein flüchtiger Blick auf die Inhaltsangabe, denn den Rest kann man sich vorstellen: Die Geschichten, die ihre Landärztinnen im Tal des Schweigens erleben, sind ohnehin immer die gleichen. Auch mit „Der Nikolaus im Haus“ wird die Degeto, die diesen Sendeplatz allein nach Quotengesichtspunkten gestaltet, keine Preise gewinnen, aber für einen kuscheligen Abend im Kreis der Familie ist der Film mit seiner Vermittlung von Lebensmut sowie der Balance zwischen Rührseligkeit und Kitsch genau das Richtige.

Natürlich sind in auch dieser moderat dramatischen Geschichte (Buch: Henner Höhs, Regie: Gabi Kubach) die Rollen klar verteilt; es gehört schließlich zu den Freitagsgrundsätzen, dass Gut und Böse auf Anhieb identifizierbar sind. Allerdings treiben die Bösen ein finsteres Spiel: Mit Hilfe ihres korrupten Geschäftsführers wird Bäckerin Klaudia (Neubauer) von ihrem stillen Teilhaber Lehmann (Helmut Berger) derart übers Ohr gehauen, dass sie sogar ins Gefängnis muss. Wutschnaubend flieht sie aus dem Gerichtssaal, klaut eine Nikolaus-Verkleidung und entkommt so der Polizei. Als sie in Lehmanns Haus nach Beweisen für ihre Unschuld suchen will und ein Alarm losgeht, findet sie in der Nachbarschaft Zuflucht. Hier lebt Paul Weber (Christian Schir), verwitweter Vater zweier entzückender Kinder, die Klaudia für den Nikolaus halten. Angesichts der kaum zu verbergenden Beweise für Klaudias Weiblichkeit fliegt der Schwindel zwar auf, aber da haben die Kinder sie schon in ihr Herz geschlossen. Auch der zunächst zögerliche Paul beißt bald an, zumal auch er Probleme hat: Er leitet einen Feinkostladen, den sich der skrupellose Geschäftemacher Klett (Hans Sigl) unter den Nagel gerissen hat; die gesamte Belegschaft wird auf die Straße gesetzt. Da trifft es sich gut, dass Klaudia Dinge über Klett weiß, die dessen Frau besser nicht erfahren sollte.

Selbstredend ist die Handlung durch und durch konstruiert. Aber die Umsetzung wischt alle Einwände beiseite: weil Höhs und Kubach die Geschichte konsequent als modernes Märchen erzählen. Der Film kommt zwar ohne entsprechende Effekte aus, aber verschiedene Figuren (der rettende Rocker zu Beginn, der weise Großvater aus der Nachbarschaft) lassen sich unschwer als Himmelsboten erkennen. Und dass Klaudia es schneien lassen kann, ist im winterlichen Salzburg vermutlich ein kalkulierbares Risiko. Erwartungsgemäß muss sich kurz vor Schluss zwischen dem Paar noch das handelsübliche Hindernis auftun, aber es gibt eben Filme, bei denen man Vorhersehbarkeit nicht nur in Kauf nimmt, sondern sogar begrüßt.

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Fernsehfilm

ARD Degeto

Mit Christine Neubauer, Bernhard Schir, Helmut Berger, Pamina Grünsteidl, Tamino Wecker, Hans Sigl, Maximilian Krückl

Kamera: Thomas Etzold

Schnitt: Gisela Castronari

Musik: Andreas Weidinger

Produktionsfirma: Mona Film

Drehbuch: Henner Höhs

Regie: Gabi Kubach

EA: 05.12.2008 20:15 Uhr | ARD

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