Thriller-Spannung ist angesagt im TV-Movie „Der geheimnisvolle Schwiegersohn“, das Don Schubert nach den Regeln des Genres schrieb und Michael Rowitz entsprechend routiniert in Szene setzte. Im Mittelpunkt steht eine Frau, die in die Enge getrieben wird, die sich bedroht fühlt, aber nur für kurze Zeit auf einen Verbündeten setzen kann. Sie muss auf sich selbst bauen, muss aus ihrer Erfahrung Stärke schöpfen. Leichter gesagt als getan. Rudnik spielt eine Bestseller-Autorin, die vor einem Jahr ihren Mann verlor. Die Tochter gibt ihr die Schuld am Tod des über alles geliebten Vaters: Sie, die immer ach so Beschäftigte, habe mal wieder vergessen, den Gasherd abzustellen. Wenig später habe der Vater mit brennender Zigarette die Küche betreten. Die Tochter ließ damals den Kontakt zur Mutter abreißen und flüchtete sich wenig später in die enge Beziehung zu einem Anwalt. Heimlich heiratet sie den jungen Mann, der nur auf den ersten Blick der Inbegriff des perfekten Schwiegersohns zu sein scheint.
Der Titel verrät es bereits und auch die Handlungsführung lässt dem Zuschauer keine ernsthafte Alternative: es muss der Schwiegersohn sein, der ein perfides Spiel mit der psychisch angeschlagenen Autorin treibt. Doch warum? Was bezweckt er? „Man kann wohl in ihm eine Art gespaltene Persönlichkeit sehen“, glaubt Rudnik, „denn nach außen ist er äußerst liebenswert, und jeder, der ihn kennen gelernt hat, wird sich auf die eine oder andere Art in ihn verlieben.“ Hinter seinem Handeln verbirgt sich aber mehr als ein psychischer Defekt. Nach und nach gibt der Film, der so richtig an Spannung erst gewinnt, nachdem die Richtung der Bedrohung auch für die Hauptfigur deutlich wird, die Vorgeschichte preis.
„Der geheimnisvolle Schwiegersohn“ wartet mit einem überzeugenden Darsteller-Trio auf. Diana Amft, deren Figur der Tochter in jeder Hinsicht unterbelichtet ist, fällt die undankbarste Rolle zu. Im Gegensatz zu ihr hat Florian Stetter genügend Raum, seine „Spaltung“ mit der sardonisch-erotischen Ausstrahlung eines eiskalten Engels zu präsentieren. Die sichere Bank aber, mit der man den Zuschauer auf seine Seite zieht, ist Barbara Rudnik. Ihr Gesicht, die Augen, die von tiefer Verletzung und lebensbedrohender Gehetztheit künden, ohne dabei zu dick aufzutragen, das ist die Rettung für diesen Thriller, der selbst in einigen Situationen gut daran getan hätte, etwas mehr auf die leiseren Töne zu achten. (Text-Stand: 23.10.2007)