Der Bulle und das Landei – Goldrausch

Uwe Ochsenknecht, Diana Amft, Torsten Wacker. Schmunzelkrimi-Sammelsurium

Foto: SWR / Christiane Pausch
Foto Volker Bergmeister

Krimikomödie aus der Provinz: Diana Amft & Uwe Ochsenknecht liefern als „Der Bulle und das Landei“ mit ihren sechsten Streich „Goldrausch“ eine nur phasenweise launige Mördersuche in der Eifel: ein bisschen bieder, ein bisschen verschroben, mit viel Lokalkolorit und arg gedrosseltem Tempo. Wohl etwas für all die, die Krimis unbeschwert-leichte Krimi-Unterhaltung ohne jede Aufregung oder Spannung lieben. Das Duo war schon besser!

Sie kamen und meist gingen sie auch bereits wieder, die regionalen Schmunzelkrimis, die fast schon ein eigenes Genre bilden. Der Boom ist langsam vorbei, zu viel Durchschnitt wurde geboten, nur wenige Provinzermittler können sich halten. Ein gelungenes Beispiel sind die herrlich-schrägen „Kluftinger“-Krimis aus dem Allgäu, ein eher brav-biederes Beispiel ist die Reihe „Der Bulle und das Landei“. Mit der Episode „Goldrausch“ geht diese nun in die sechste Runde. Der Film bietet Spannung, allerdings nur auf dem elektrischen Stuhl. Denn der bringt im beschaulichen Monreal den Tod. Den ereilt Altbürgermeister Wolter kurz vor seinem 95. Geburtstag, der in der kleinen Gemeinde groß gefeiert werden sollte. Der Treppenlift in Wolters Anwesen wurde manipuliert und so segnet der Jubilar per Stromschlag das Zeitliche.

Arbeit für Killmer (Uwe Ochsenknecht) und Kati Biever (Diana Amft), die just an diesem Tag ihre versehentlich geschlossene Ehe beim langersehnten Scheidungstermin endgültig beenden wollen. Verdächtige gibt es reichlich. Die sind allesamt von ziemlich verschrobener Art: Alfred Schuschick (Ulrich Voß), zurückgebliebener Tagelöhner mit Glasauge; der senile Hühnerbaron Georg Schaurig (Charles Brauer); dessen gerissener Sohn und Nachfolger Horst (Ingo Naujoks) sowie Hermine von Blücher (Irm Hermann), Haushälterin mit eisigem Blick und schwerem Erbe. Als ein weiterer Mord geschieht, der ebenfalls wie ein Unfall aussieht, wird Killmer und Kati klar, dass die Tat mit einem Ereignis tief in Monreals Vergangenheit und einem verschwundenen Goldschatz zu tun haben muss.

Der Bulle und das Landei – GoldrauschFoto: SWR / Christiane Pausch
Frau Blücher (Irm Hermann) hat eine Nacht im Gefängnis verbracht, weil sie des Mordes verdächtigt wird. Nun hätte sie einen Hinweis für Kati (Diana Amft).

Witz, du bist umzingelt, könnte man sagen. Doch zuweilen macht das Zusehen durchaus ein wenig Spaß, wie sich die Beteiligten hier selbst auf den Arm nehmen. Und den Akteuren sieht man die Spielfreude in jeder Sekunde an: Uwe Ochsenknecht gibt den Ex-Großstadt-Cop mit einem Faible für ältere Alfa-Romeos mal tapsig, mal schlau, Diana Amft mimt die Landpomeranze mit reichlich Augenzwinkern. Der Krimi-Touch ist eher soft und zurückgenommen. Die Zuschauer sollen bei der Mörderjagd nicht mitfiebern, sie sollen sich – ohne viel Aufregung – einfach nur unterhalten. Und dafür ist fast jedes Mittel recht: gute Pointen, flacher Witz, Knallchargen-Humor, leichte Ironie und ein zuckersüßes Ende.

Uwe Kossmann und Markus Hoffmann, die als Autoren die TV-Reihe begleiten, packen alles rein, was Ihnen so in den Sinn kommt. So ist der Schmunzelkrimi ein humoristischer Gemischtwarenladen. Zuweilen gibt es treffliche Pointen, die Autoren überhöhen gerne und Regisseur Torsten Wacker, der auch schon den fünften „Der Bulle und das Landei“-Film in Szene gesetzt hat, serviert manch pfiffigen Einfall. Wenn Killmer und Kati am Boden auf einem Fell mit Sekt auf der Lauer liegen und sich dabei sehr, sehr nahe kommen, dann macht Wacker daraus eine schöne, kleine überdrehte Nummer. Doch dann folgt auch gleich wieder ein inszenatorischer Tiefpunkt, wenn sich der tolpatschige Dorfpolizist Ralf (Ralf Birkner) samt Nachtsichtgerät im Busch versteckt, vor ihm ein Huhn stolziert und er unter seiner Hühnerphobie zu leiden hat. Das ist billigster und biederster Knallchargenhumor, man wird ärgerlich und wartet – leider vergeblich – darauf, dass die Szene irgendwie gebrochen oder konterkariert wird. Auch die holprig-plumpe Goldsuche des Bürgermeisters samt Gefolgschaft ist ein Flop. Überhöhung ist eine Kunst, Regisseur Wacker gelingt das hier nicht.

Meist brav und bieder, ein bisschen verschroben und launig, mit viel Lokalkolorit und gedrosseltem Tempo kommt „Der Bulle und das Landei – Goldrausch“ daher. Ein Stück arg unbeschwerte Krimi-Unterhaltung, die von der Spielfreude der Hauptakteure und den gut besetzten kleineren Rollen lebt: Charles Brauer darf im Rollstuhl sitzend den senilen Hühnerbaron geben, Irm Hermann, einst Fassbinder-Mimin, macht als verhärmtes, alt gewordenes Fräulein Spaß. Ob es weiter geht mit Monreal? Wohl ja. Denn – das zeigt das Ende des Films – Killmer und Kati haben eine Zukunft… (Text-Stand: 2.4.2016)

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Reihe

ARD Degeto

Mit Uwe Ochsenknecht, Diana Amft, Andreas Birkner, Ulrike Bliefert, Irm Hermann, Charles Brauer, Ulrich Voß, Ingo Naujoks

Kamera: André Lex

Szenenbild: Guido Amin Fahim

Schnitt: Nicolás Montaño Goertz

Produktionsfirma: Polyphon

Drehbuch: Uwe Kossmann, Markus Hoffmann

Regie: Torsten Wacker

Quote: 3,83 Mio. Zuschauer (12,5% MA)

EA: 21.04.2016 20:15 Uhr | ARD

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