Gelangweilte Jugendliche, die ihre schwächeren Mitschüler „versklaven“, das gab es auch in dem ARD-Film „Sklaven und Herren“. Im Sat-1-Movie „Der Amokläufer – Aus Spiel wird Ernst“ wird das Mobbing-Thema in Richtung der realen Vorkommnisse à la Erfurt und Emsdetten verschärft. Dabei wird zwar auf dem Weg von der Demütigung zur Rache an der Gewaltschraube gedreht, aber die „Verpackung“ des Films von Oliver Dommenget („Marco W. – 247 Tage im türkischen Gefängnis“) lässt das Ganze kaum schlimmer erscheinen als eine Episode der Schulserie „die Stein“. Am Ende ist der Weg frei zur Versöhnung, vergessen der finale Amoklauf und der Aufmarsch von schwer bewaffneten SEK-Polizisten. Ein bisschen Beunruhigung darf sein, zu viel Realitätsnähe aber nicht in einem Sat-1-Movie.
„TV-Thriller zu einem heiklen Thema, fesselnd, aber ohne Effekthascherei… Packend und unbehaglich glaubwürdig“ (TV-Spielfilm)
Als Film, der sein Thema ernst nimmt, versagt die Story von Alexandra Wiersch. Das ist alles sehr nach Schema F gebastelt: hier die couragierte Lehrerin, dort der coole Schnösel, der ignorante Schulleiter und der Prügelknabe. Dass der zur Knarre greift, war zu erahnen. Logisch ist es vor allem dramaturgisch. Als spannender Unterhaltungsfilm funktioniert „Der Amokläufer“ durchaus. Der Zuschauer geht auf Augenhöhe mit der Heldin durch den Film. Man muss sich nur in Obhut der überzeugenden Anja Kling begeben, dann lässt sich der Film durchaus als ein recht gelungener Familienkrimi goutieren. (Text-Stand: 18.11.2008)