Nicole ist eine hübsche junge Frau mit langem Haar und einem sonnigen Gemüt, sie arbeitet in einer Werkstatt und träumt davon, zu heiraten und ein Kind zu bekommen. Nun hat Nicole neben den ihr oben zugeschriebenen Attributen aber auch das Down-Syndrom und damit stellt ihr Kinderwunsch ihre Familie und die Gesellschaft auf eine Gewissensprobe: Inwiefern gilt das Recht auf eine selbstbestimmte Elternschaft auch für Menschen mit Behinderungen?
Nicole (feinfühlig und mit Augenzwinkern gespielt von Carina Kühne) ist 18 und lebt mit ihrer Mutter Monique (Christina Große) in einer gediegenen Vorstadtsiedlung von Stuttgart. Oma Inga (Gitta Schweighöfer) gräbt die Missbilligung der Lebensumstände ihrer Tochter mit jedem Zug an der Zigarette tiefer in ihre Gesichtszüge hinein. Die Stimmung wäre beklemmend, wenn nicht Christina Große eine warmherzige und nie verbittert wirkende Mutter spielen würde. Sie verliebt sich in Olaf, ihren Dozenten, der von Holger Stockhaus so nah an Colin Firth herangespielt wird, dass es schon fast zu schön ist, um wahr zu sein.
Auf der anderen Seite des Gartenzauns begegnen wir biederer Enge. Willi (Paul Faßnacht) und Burga (Cornelia Köndgen) sind die Eltern von Nick (Florian Appelius), der zwischen Keramikfigürchen und Lebensbaumhecke kaum zum Atmen kommt. Nick ist 15 und will cool sein, ist er aber nicht. Nicole jedoch sieht in ihm etwas Besonderes und gibt ihm das, was er sich insgeheim wünscht: Liebe und körperliche Nähe. Kamerafrau Julia Baumann gelingen Bilder einer fragilen Zärtlichkeit. So werden Menschen mit Behinderungen selten gezeigt.
Nicole ist schwanger. Monique und ihre Tochter kommen alleine gerade so über die Runden, und Nick verleugnet die Vaterschaft. „Ein Baby, das geht nicht! Das können wir uns nicht leisten und wenn es behindert ist… Ein zweites Mal schaffe ich das nicht“, platzt es aus Monique heraus. Zu viel sollte nicht vorweggenommen werden, nur der eine Satz noch, den die Autorinnen Christina Schiewe und Petra Brix ihrer Protagonistin Nicole in den Mund legen: „Wenn mein Baby nicht leben darf, wenn es behindert ist, warum darf dann ich leben?“
„Be My Baby“ ist ein gelungener Fernsehfilm, er ist gut gespielt, humorvoll, nachdenklich und kein bisschen gutmenschelnd. Und Preise gab’s auch schon. „Be My Baby“ feierte seine Premiere auf dem Filmfest München 2014 und gewann dort den Förderpreis des deutschen Films für das beste Drehbuch. Bei den Ahrenshooper Filmnächten gewann der Film den Hauptpreis für den besten Film, beim Filmfest Biberach den Preis der Schülerjury und den Publikumspreis. Darüber hinaus hat Komponistin Martina Eisenreich in Baden-Baden den Rolf-Hans Müller Preis für Filmmusik für ihren Soundtrack zu „Be My Baby“ bekommen.