Ayla, Mitte 20, ist eine selbstbewusste Türkin, die in München ein weitgehend von ihrer Familie unabhängiges, selbstbestimmtes Leben führt. Sie will sich weder von ihrer Verwandtschaft verkuppeln, noch von ihrem Vater vorschreiben lassen, wie sie sie zu leben habe. Dass Ayla, die tagsüber als Springerin im Kindergarten arbeitet, in einem Nachtclub als Garderobiere jobbt und sich dafür aufreizend sexy stylen muss – empfindet der Vater als eine Demütigung. Allein zu ihrer älteren Schwester hält Ayla noch Kontakt. Als sie den Fotografen Ayhan kennenlernt, fühlt es sich für sie so an, als ob er der Richtige sein könnte. Doch kann sie einen Mann lieben, der als der älteste Sohn einer türkischen Sippschaft, mit allen Mitteln seine scheidungswillige Schwester zur „Vernunft“ bringen soll? Zufällig lernt Ayla jene verzweifelte Hatice kennen. Sie hilft der jungen Mutter, ohne zu wissen, wer ihr Bruder ist…
„Die Ehre der Familie ist wichtiger als mein Leben“, resümiert die alleinerziehende türkische Mutter, die droht, einem Ehrenmord zum Opfer zu fallen. Familienehre und Romantik, Pflicht oder Neigung – was in Deutschland lebende konservative und moderne Türken voneinander unterscheidet wird mit kräftigen Farben ausgemalt in dem Debütfilm „Ayla“, der vor einem Jahr eine kleine Kinoauswertung hatte. „Das klingt nach einer spannenden Sozialstudie, doch Regisseur Su Turhan bleibt mit seiner Adaption der Romeo-und-Julia-Geschichte dann doch hinter den Möglichkeiten, die das Sujet bietet, zurück“, schrieb der „Spiegel“ damals. Bemängelt wurde vor allem die „stereotype Oberfläche“, an der der Film nur kratze. Akzeptiert man, dass „Ayla“ ein Melodram sein will und dabei nicht Subtilität und gesellschafspolitischen Tiefgang anstrebt, lässt sich diese Kritik weitgehend aushebeln.
Doch für eine solche melodramatische Erzählweise geht dieser Film dann allerdings nicht weit genug. Und da wird dann alles etwas zu deutlich ins Bild gerückt: der Lebensstil der Hauptfigur, die Vorurteile, die Gegensätze. „Vögeln tun sie die Deutschen und geheiratet werden die eigenen Jungfrauen, und zur Not werden sie halt eingeflogen aus der Türkei und eingesperrt, damit sie keine dummen Sachen machen.“ Sogar Aylas redselige deutsche Kollegin weiß Bescheid – und gibt ihr Wissen an den Zuschauer weiter. Hätte Turhan den Film konsequent als Melodram erzählt, anstatt sich im ästhetischen Niemandsland zwischen TV-Sozialdrama und Kino-Melo einzurichten, wäre sehr viel mehr drin gewesen – mit Pegah Ferydoni, dieser schönen jungen Frau, dieser Schauspielerin voller zarter Wucht, und Mehdi Moinzadeh, dem charismatischen Iraner mit den markanten Zügen!