Allein unter Bauern

Christoph M. Ohrt macht als Polit-Profi Karriere in der brandenburgischen Pampa

Foto: Sat 1 / Hardy Spitz
Foto Rainer Tittelbach

Auf den ersten Blick könnte der Unterschied zwischen „Allein unter Bauern“ und der Anwaltsserie „Edel & Starck“ kaum größer sein. Dort die Metropole, hier das Kuhdorf. Verbindendes Element zwischen den beiden Serien ist neben dem Hauptdarsteller Christoph M. Ohrt auch Autor Marc Terjung, dessen satirisches Gespür für Situationskomik und komplexe Figuren auch die Sat-1-Serie von 2006 auszeichnet. Quotentechnisch startete sie gut, dann floppte sie leider. Mit dabei (damals noch als Geheimtipp): Julia Koschitz.

Für ihn ist es bloß ein kleiner Fehltritt, für die Republik jedoch die womöglich „schwerste diplomatische Krise mit Österreich seit dem Anschluss“: Weil es Johannes Waller (Ohrt) beim Tête-à-tête mit der Frau des österreichischen Botschafters an der nötigen Diskretion mangeln ließ, sind seine Aussichten auf das Amt des Außenministers erdrutschartig gesunken. Bei dem verzweifelten Versuch, die in Brandenburg weilende Kanzlerin eines Besseren zu belehren, gerät Waller auf Abwege: Erst zwingt ihn eine Umleitung ins Dörfchen Kudrow, dann muss er einer Kuh ausweichen und landet im Gartenhaus der Dorfärztin (Koschitz), die ihm ein Beruhigungsmittel verabreicht. Als Waller wieder aufwacht, ist die Kanzlerin weg und die Karriere im Eimer. In einer Mischung aus Trotz und Fatalismus beschließt der EU-Experte einen Neuanfang, lässt sich zum Bürgermeister der Gemeinde erklären und versucht fortan eher schlecht als recht, sich seine Brüsseler Erfahrungen in der Lokalpolitik zu Nutze zu machen. Die Einheimischen reagieren mit Trotz und Vorurteil; prompt wetteifern beide Parteien nun darin, sich gegenseitig das Leben so schwer wie möglich zu machen.

Auf den ersten Blick könnte der Unterschied zur urbanen Anwaltsserie „Edel & Starck“ kaum größer sein. Dort die Metropole, hier das Kuhdorf: ein reizvoller Gegensatz, genauso wie der Kontrast zwischen dem großspurigen Politiker und der hübschen Ärztin, auch wenn beide bei aller Antipathie gewisse gegenseitige Anziehungskräfte nicht leugnen können. Verbindendes Element zwischen den beiden Serien ist neben dem Hauptdarsteller Christoph M. Ohrt auch Autor Marc Terjung, dessen satirisches Gespür für Situationskomik und komplexe Figuren auch „Allein unter Bauern“ auszeichnet. Deshalb ist Ohrt überzeugt, dass die neue Serie die Anhänger von „Edel & Starck“ nicht enttäuschen werde: „Wir selbst und sicherlich auch die Fans der Serie hätten es totlangweilig gefunden, wenn Felix Edel eine Kanzlei in Brandenburg aufgemacht hätte. Wir wollten eine völlig neue Figur erfinden, etwas ganz Neues kreieren.“.

Natürlich ist der Politiker die Karikatur eines typischen Karrieristen. Ein konkretes Vorbild für die Rolle hatte Ohrt nicht, „aber wenn man sich an zwei oder drei Männer aus letzten Regierung erinnert, wird man gewisse Parallelen entdecken“. Andererseits versieht der Hauptdarsteller den Bürgermeister mit so viel Restwürde, dass man Waller trotz allem sympathisch finden kann. Darüber hinaus lebt die Serie vom Subtext (die vermeintlich blühenden Landschaften), den Seitenhieben auf die Medien und den feinen Gemeinheiten gegenüber der Politik. Wallers Parteikollegen – von „Freunden“ kann man nun wirklich nicht sprechen – wollen dem Gestrauchelten seinen Abgang mit einem Aufsichtsrat bei einem großen Energieunternehmen versüßen und zerreißen sich angesichts seines Neuanfangs das Maul. Reizvoll ist auch die Beziehung zwischen dem Bürgermeister und seiner Vermieterin.

Allein unter BauernFoto: Sat 1 / Hardy Spitz
Was es nicht so alles Schönes gibt auf dem Land… Christoph M. Ohrt und Julia Koschitz

Nach diversen Flops in den letzten Monaten ist „Allein unter Bauern“ so etwas wie die letzte Versuch von Sat 1, eine Serie mit unverwechselbar deutschem „Look“ zu etablieren. Ohrt ist somit eine Art Hoffnungsträger, kann den Erfolg aber natürlich nicht garantieren: „Vor ‚Edel & Starck’ wussten wir auch nicht, was passieren würde. Das Konzept, wie man Menschen hundertprozentig unterhält, haben wir immer noch nicht gefunden. Sicher ist es riskant, wenn man Erwartungen unterläuft und die Leute ein bisschen vor den Kopf stößt, aber wir glauben an diese Figur und an die Serie. Johannes Waller ist außerdem viel vielschichtiger als Felix Edel. Darin liegt ja auch der Reiz: Die Methoden, mit denen er auf der politischen Weltbühne Erfolg hatte, funktionieren bei den Dorfbewohnern einfach nicht“.

„Allein unter Bauern“ ist mittlerweile die dritte Serienhauptrolle für Christoph M. Ohrt in einer Sat-1-Serie. Namhafte Schauspielerkollegen meiden solche langfristigen Engagements, weil sie Angst haben, auf die Figuren festgelegt zu werden. Ohrt hingegen sieht das ganz anders: „Wer die Rolle in ‚Edel & Starck’ abgelehnt hätte, hat den Beruf nicht verstanden. Serien sind wichtig für die Sender und das Publikum und sie liegen nach wie vor voll im Trend. Außerdem sind Serienfiguren auch für einen Schauspieler viel spannender, weil sie eine Entwicklung durchmachen. In zehn Folgen ‚Allein unter Bauern’ kann ich viel mehr Facetten, viel mehr Brüche zeigen. Das hat mich an Serien immer gereizt“.

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Serie & Mehrteiler

Sat 1

Mit Christoph M. Ohrt, Julia Koschitz, Michael Hanemann, Paula Schramm, Jockel Tschiersch, Frank-Leo Schröder

Kamera: Frank Amann, Anton Peschke, Andreas Gockel

Schnitt: Cornelie Strecker

Musik: Andrej Melita

Soundtrack: Sasha („Lucky Day“, Titelsong)

Produktionsfirma: Phoenix Film

Drehbuch: Marc Terjung

Regie: Ulrich Zrenner, Udo Witte, Dennis Satin

EA: 28.02.2007 20:15 Uhr | Sat 1

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