Es ging gleich richtig zur Sache in der Anwaltskanzlei Blum-Franzen-Britten. Ein Ehemann hat seine Frau im Streit erschlagen – „Notwehr“ entscheidet das Gericht. Eine Frau verklagt den Arzt auf Schadensersatz, nachdem sie trotz Sterilisation schwanger wurde. Die Klage wird abgewiesen, geht aber nächste Woche in die zweite Runde. Und, ganz schön abstrus, eine Klientin will mit ihrem Dackel beerdigt werden. Nicht genug, dass sie damit die Kanzlei juristisch in die Bredouille bringt, die impertinente Alte stirbt auch noch vor den Augen ihres Anwalts. Wer allen etwas gibt, wird vielen etwas geben. Das Prinzip deutscher Serien funktioniert in „Die Anwälte“ überraschend gut. Es ist viel Justitia und ebenso viel Privates in der Serie enthalten, die souverän zwischen den Tonlagen swingt. Die Saat ist gelegt. Bei der Riesen-Besetzung und den Klasse-Regisseuren sollte dem ehemaligen Serien-Innovationskanal eine erfolgreiche Ernte in Aussicht stehen. „Leben und Tod“ war jedenfalls schon Unterhaltung auf handwerklich sehr hohem Niveau… (Text-Stand: 17.1.2008)
Nachtrag 2012: da irrte der Kritiker. Die Anwaltsserie floppte bei RTL – und wurde sofort nach der ersten Folge abgesetzt. Danach wussten plötzlich alle Bescheid, sahen „eine erschütternde Betulichkeit“ oder eine „fade Durchschnittlichkeit“. So war es kein Wunder, nachdem die Presse ihr Füllhorn der Häme über die schlechten Quoten ausgeschüttet hatte oder RTL wegen der Absetzung nach nur einer Folge kritisiert wurde, dass ein Makel an dieser Serie klebte. Die Folge: Im Ersten – die ARD kaufte die acht Folgen der einzigen Staffel – wurde die Ausstrahlung zum noch größeren Desaster. Nun zeigen die Dritten „Die Anwälte“.