Reihe

Die Inselärztin – Neustart auf Mauritius

Anja Knauer, Licht, Ricketts, Zierl, Stauch. „Medical Drama“ mit Augenfutter

Auf den ersten Blick wirkt „Neustart auf Mauritius”, der Auftakt zur der neuen Reihe „Die Inselärztin“ (ARD Degeto / Tivoli), als sei der Film ein Remake von „Das Kindermädchen – Mission Mauritus“; nur diesmal mit einer Medizinerin. Noch offensichtlicher sind die Parallelen zu zwei anderen Freitagsmarken der ARD: Das Erzählmuster sieht aus wie „‚Eifelpraxis’ trifft ‚Traumhotel’“. Der wesentliche Unterschied zum „Kindermädchen“ lässt sich dagegen auf einen Namen reduzieren: Mit Anja Knauer als Chirurgin, die als Hausärztin eines Luxushotels auf Mauritius noch mal ganz von vorn anfangen will, können ganz andere Geschichten erzählt werden als mit Saskia Vester. Dass die Heldin von gleich zwei Männern umschwärmt wird, klingt wenig originell, aber die Darsteller machen das wieder wett.

Reihe

Die Inselärztin – Notfall im Paradies

Anja Knauer, Tobias Licht, Ricketts, Stauch. Schöne blaue Augen & ein tödlicher Erreger

„Die Inselärztin – Notfall im Paradies“ (ARD Degeto / Tivoli Film), der zweite Film mit Anja Knauer als Ärztin eines Luxushotels auf Mauritius ist ein medizinischer Krimi fast im Stil von „Dr. House“: Als sich ein Gastpaar mit tödlichen Erregern infiziert und eine Epidemie droht, wird die fieberhafte Suche nach dem Ursprung der Bakterien zu einem Wettlauf mit dem Tod. Die aufwändige Bildgestaltung erinnert mitunter an die Hochglanzoptik von Kinowerbung, und einige Streifzüge durch die Hotelanlage könnten auch von der Website eines entsprechenden Fünf-Sterne-Hauses stammen. Ähnlich hingebungsvoll setzt der Film seinen Star in Szene: Die 38-Jährige Knauer erfüllt mit ihrer unverbrauchten Frische all die Hoffnungen, die die ARD Degeto vor zwei Jahren in Alexandra Neldel und die Reihe „Einfach Rosa“ gesetzt hatte.

Serie & Mehrteiler

Die Kanzlei

Sabine Postel, Herbert Knaup, Dal, Pollitt, Näter. Ein bisschen soziale Gerechtigkeit

Nach 52 Folgen von „Der Dicke“ starb Dieter Pfaff während der Vorbereitungen für die fünfte Staffel der erfolgreichen ARD-Serie. So ist „Die Kanzlei“ nun eine Fortsetzung im Gewand der alten Serie – allein sein gewichtiger Hauptdarsteller fehlt. Wie groß die Lücke sein wird, die er reißt, müssen die „Fans“ entscheiden. Der hohe Produktionsstandard (Näter, Top-Regisseure, Top-Cast) kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese PrimeTime-Serie in erster Linie gediegenes Wohlfühlfernsehen ist, das mit dem unerschütterlichen Glauben an eine sozialromantische Pädagogik die Zielgruppe bei der Stange zu halten versucht.

Fernsehfilm

Die Kinder der Villa Emma

Stockinger, Trepte, Wimmer, Pluch, Nikolaus Leytner. „Die Reise nach Jerusalem“

Warum müssen Dramen über die Zeit des Nationalsozialismus eigentlich immer so aussehen, wie sie aussehen? Nikolaus Leytners Weltkriegswerk „Die Kinder der Villa Emma (ARD Degeto, ORF / Graf Filmproduktion) erzählt von der Flucht jüdischer Kinder aus Wien nach Palästina. Der Film ist geprägt von erdigen Farbtönen; für die einzigen Farbkleckse sorgen die roten Hakenkreuzfahnen. Wie Mehltau liegt der Respekt vor der historischen Bedeutung über den Bildern; die Inszenierung ist derart gediegen, als verbiete es ein ungeschriebenes Gesetz, auch die wenigen Momente der Unbeschwertheit heiter wirken zu lassen. Und es wird zu viel erklärt. Größtes Manko sind jedoch die Figuren, von denen keine einzige echte Tiefe hat.

Fernsehfilm

Die Kraft, die du mir gibst

Tanja Wedhorn, Alexander Beyer, Zoltan Spirandelli. Gelungener Film zur Schlagzeile

„Die Kraft, die du mir gibst“ behandelt glaubwürdig und nachvollziehbar das aktuelle und brisante Thema der Krankenhauskeime. Nach einen vergleichsweise harmlosen Knochenbruch infiziert sich ein Mann mit einem Keim, der sich als lebensbedrohlich entpuppt. Der Dramaturgie wegen ist das Krankenhaus, in dem die Infektion erfolgt, der Arbeitgeber seiner Frau… Der Film von Zoltan Spirandelli ist besser als Filmtitel und Inhaltsangabe klingen. Ein sorgfältig inszeniertes, gut gespieltes Freitagabend-Drama – auch für Männer geeignet!

Fernsehfilm

Die Mutter des Mörders

Natalia Wörner, Stötzner, Prahl, Groth, Schnalke, Rola. „Tief-Status-Figur“ statt Power-Frau

Eine Mutter lebt mit ihrem 20jährigen Sohn in einem symbiotischen Verhältnis. Der Junge ist in seiner Entwicklung zurückgeblieben und benötigt die ganze Fürsorge seiner Mutter. Als er plötzlich unter Mordverdacht steht, gerät das Leben beider völlig aus den Fugen. „Die Mutter des Mörders“ zeigt Natalia Wörner in einer für sie ungewöhnlichen Rolle. Sie verkörpert eine vereinsamte Frau, die in bescheidenen Verhältnissen lebt und deren Recherchen auf eigene Faust nach hinten losgehen. So überzeugend Wörner, Stötzner, Groth und auch der junge Lucas Reiber sind, so sehr gibt Prahl eine Karikatur einer sogenannten „Tief-Status-Figur“. Als affektstarker Spannungsfilm dürfte Rolas Krimidrama dennoch gut funktionieren.

Fernsehfilm

Die Sache mit der Wahrheit

Christiane Paul, Jule Ronstedt, Hendrik Duryn, Sibylle Tafel. Alles ein bisschen viel!

„Die Sache mit der Wahrheit“ erzählt von zwei Frauen am Wendepunkt ihres jeweiligen Lebens: Die eine ist notorische Lügnerin, die ständig in andere Rollen schlüpft, und einen Heiratsantrag bekommt; die andere fällt aus allen Wolken, als ihr Mann ihr eröffnet, er sei schwul. Christiane Paul und Jule Ronstedt spielen ihre Figuren glaubwürdig, aber dem Film, ein fiktionaler Beitrag zum ARD-Schwerpunkt „Toleranz“, mangelt es an innerer Spannung; außerdem kann er sich nicht entscheiden, ob er Komödie oder Drama sein will.

Fernsehfilm

Die Schattenfreundin

Miriam Stein, Krassnitzer, Hammelstein, Maiwald, Schneider. Reichlich dick aufgetragen

Eine junge Frau, hin und her gerissen zwischen hyperkorrektem Ehemann & warmherzigem Vater, zwischen ihrem Beruf als Ärztin & ihrer Rolle als Mutter: Aus Überforderung wird seelischer Stress, als sie ihr Kind kurzzeitig einer „Freundin“ anvertraut – und beide wenig später spurlos verschwunden sind. Die „Schattenfreundin“ (ZDF / Network Movie), frei nach dem Kriminalroman von Christine Drews, ist ein Thriller-Drama-Hybrid, der in seinen narrativen Möglichkeiten leider ausgebremst wird durch den Zwang, die klassische Spannung hochzuhalten. Bemerkenswert, dass die guten Schauspieler, Stein, Krassnitzer, Hammelstein, Euler, ihre Rollen konsequent als Drama zu Ende spielen. Auch eine Regie-Handschrift fehlt diesem Film, der seinen Look durch das herbstliche Bonner Dauergrau bekommt.

Fernsehfilm

Die schönsten Jahre

Heidenreich, Kubach, Kriener, Schade. Ein Film, in dem Männer keine Rolle spielen

„Eltern bleiben immer Eltern und ihre Kinder immer ihre Kinder.“ Es gibt wenig Gemeinplätze im Leben, die so wahrhaftig sind – wie dieser Fernsehfilm beweist. 80 Jahre muss die Mutter alt werden, damit die Tochter ihr endlich mal auf Augenhöhe begegnen kann.

Fernsehfilm

Die Spionin

Valerie Niehaus, Fritz Karl, Hess, Alexandre. Prostituierte und Doppelagentin

Valerie Niehaus kämpft als Doppelagentin Vera von Schalburg im zweiten Weltkrieg um ihr Überleben, ihr Kind und ihre Liebe. Der Degeto-Film schmückt die wahre Geschichte der Vera von Schalburg üppig aus, doch das Ergebnis ist trotz einiger überraschender Wendungen zu glatt und gut gemeint. Ein braver Frauen-Schicksalsfilm als ein doppelbödiger Agenten-Thriller. Behäbige Inszenierung & historische Modenschau mit einem gelungenen Ende.

Serie & Mehrteiler

Die Stein – Staffel 1

Julia Stemberger, Jochen Horst & eine Serie frei nach „Lehrer-Specht“-Lernmethode

In Liebesdingen mangelhaft. Katja Stein hat mal wieder den Falschen erwischt. Ihr frisch gebackener Ehemann betrügt sie – und das ausgerechnet mit ihrer Schwester Karola. Die Weichen sind gestellt. Die attraktive Frau, Anfang 40, ist wieder frei. Und die Nachfolger stehen parat. Aber auch die Schule liefert genügend Unwägbarkeiten. Bisschen sehr viel Drama(tik). Dank eines respektablen Ensembles eine durchaus ansprechende Serie.

Serie & Mehrteiler

Die Stein – Staffel 2

Julia Stemberger, Jochen Horst & ein Mix aus Schulmilieu, Reiterhof-Idyll, Romanze

Da kommt einem einiges bekannt vor beim Auftakt der zweiten Staffel von „Die Stein“. Das private Glück der sympathischen Lehrerin erhält mal wieder einen Dämpfer. Konfliktpotenzial gibt es reichlich für die nächsten 13 Folgen der ARD-Hauptabendserie. Hinzu kommen die laufenden Ereignisse an der Schule. Ein gut besetztes, spielfreudiges Ensemble überspielt die reichlich konstruierten dramaturgischen Wendungen. Die Krönung: Julia Stemberger

Fernsehfilm

Die Stille danach

Ursula Strauss, Peter Schneider, Nikolaus Leytner. Vater – Mutter – Mörder

Eigentlich müsste „Die Stille danach“ ein bedrückendes Drama sein. Leytner schildert fast wie in einer Fallstudie, wie ein Elternpaar auf den Amoklauf & anschließenden Selbstmord seines 14jährigen Sohnes reagiert. Vor allem die von Ursula Strauss gespielte Mutter ist sich keiner Schuld bewusst und sucht daher nach den Gründen für die Tat. Aber weil der wohltuend unspekulative Film, der auch auf Amokbilder verzichtet, in jeder Hinsicht ganz nah an seiner Hauptfigur ist, wirken deren Emotionen laut & plakativ; das könnte womöglich das Gegenteil von Anteilnahme bewirken. Außerdem lässt Leytner wichtige Fragen unbeantwortet.

Kinofilm

Die Vermissten

André M. Hennicke in Jan Speckenbachs beklemmender Anti-Utopie

Ein Vater macht sich auf die Suche nach seiner 14järigen Tocher. „Die Vermissten“ ist ein kleiner Film über ein großes Thema: die Unzufriedenheit der Jugend mit der Politik ihrer Eltern. Reaktion: Die Kids rebellieren nicht, sie verschwinden einfach. Eine beklemmende Anti-Utopie, filmisch selbst für Arthaus-Freunde gewöhnungsbedürftig, gedanklich aber nicht ohne Reiz. Ein engagierter (Debüt-)Film, dem man lebhafte Diskussionen wünscht.

Serie & Mehrteiler

Dschermeni

Steinhöfel, Döring, Irina Popow. Die Welt fein säuberlich in Gut und Böse aufgeteilt

Bei allem Respekt für das ZDF, eine Geschichte über die Patchwork-Freundschaft zwischen Kindern unterschiedlichster sozialer und ethnischer Herkunft zu erzählen: Die sechsteilige Serie „Dschermeni“ (Tellux Film, Provobis, Sad Origami) steckt voller Klischees und erreicht nur selten echte emotionale Tiefe, zumal die jungen Darsteller zumindest anfangs recht steif agieren. Im Verlauf der weiteren Folgen emanzipiert sich die Serie zwar vom schwachen Start, doch am eher behäbigen Tempo ändert sich nichts. Der didaktische Ansatz erinnert stark an die oftmals mit erhobenem Zeigefinger inszenierte ZDF-Reihe „Achterbahn“.

Fernsehfilm

Dyslexie – Der Kampf mit den Buchstaben

Christoph Bach, Marc-Andreas Bochert. Analphabet oder Legastheniker?

Ein junger Mann, der dem Leben bisher nur aus dem Weg gegangen ist, übernimmt zum ersten Mal Verantwortung. Sein Problem: Er kann nicht lesen und schreiben. „Dyslexie – Der Kampf mit den Buchstaben“ erzählt eine anrührende Vater-Tochter-Geschichte auf dem Hintergrund einer psychischen Disposition, die den Selbstfindungsprozess stark behindert. Der Film pendelt zwischen Arthaus-Narration und didaktischer Handreichung für Betroffene & deren Angehörige. Als ein Film, der seinen Weg durch die Bildungseinrichtungen gehen wird, erfüllt er gut seinen Zweck. Gewohnt stark: Christoph Bach!

Reihe

Ein Fall von Liebe

Francis Fulton-Smith, Mariella Ahrens, Jorgo Papavassiliou. Vom Saulus zum Paulus

Die Geschichte von „Ein Fall von Liebe“ ist voll und ganz auf Francis Fulton-Smith zugeschnitten, der als Leipziger Staranwalt eine schon oft gesehene Metamorphose durchmacht. Das ist gut gemeint, dramaturgisch schlicht gestrickt, aber vorzüglich von Papavassiliou filmisch umgesetzt. Ein unterhaltsames sozialromantisches TV-Dramolett.

Reihe

Ein Fall von Liebe – Annas Baby

Fulton-Smith & Ahrens. Ein Fall von Genre-Mix: Krimi, Drama, Tragödie, Romanze

Ein junger Mann verliert seinen Job, seine hochschwangere Freundin bangt um ihr Baby, und Sozialanwalt Faber würde gern seine Freundin Sarah heiraten: Auch der dritte „Fall von Liebe“ mit Francis Fulton-Smith und Mariella Ahrens ist eine gelungene Mischung aus Krimi, Drama und Tragödie. Zunächst wirkt „Annas Baby“ wie Fernsehen von der Stange, zumal gerade die jungen Darsteller unübersehbare Schwächen haben, aber dann kommen Handlung und Inszenierung doch noch zur Sache – und alles hängt plötzlich mit allem zusammen…

Fernsehfilm

Ein Geheimnis im Dorf – Schwester und Bruder

Weisz, von Thun, Walser, Schrott, Breitebner, Keglevic. Das Ende der Lügen

Der Erfolg des deutsch-österreichischen Bergdramas „Die Fremde und das Dorf“ hat eine erste Fortsetzung hervorgebracht: „Ein Geheimnis im Dorf – Schwester und Bruder“. Die Crew vor wie hinter der Kamera ist fast identisch. Allein das Liebespaar hat das Weite gesucht; und damit sind nun leider auch Henriette Confurius und Manuel Rubey nicht mehr dabei. Aber nicht nur sie fehlen, auch der Geschichte Marke Anzengruber im Soap-Modus fehlt es an Originalität und besonders die Dramaturgie zeigt Schwächen. Die ruhige Tonart und die elaborierte Filmsprache von Peter Keglevic können das nur bedingt ausgleichen.

Fernsehfilm

Ein mörderischer Plan

Matti Geschonnecks Psychodrama mit Iris Berben, Frank Giering & Christian Redl

Fehlende menschliche Wärme fordert ihren Preis. Lebenslügen, zerrissene Charaktere, dazu eine Inszenierung, die bedrückender nicht sein kann. Die Schauspieler üben sich im leeren Blick in die ostfriesische Weite. Einerseits ein Film, der sich selbst erzählt, in jeder Kamera-Einstellung, jeder Geste, jedem Blick. Andererseits ein Film, dem die Gratwanderung zwischen kunstvoller Erzählung und quälendem Bedeutungsüberschuss nicht gelingt.

Genre: Drama

Sterne-Bewertung

Drehbuch

Regie

Produktionsfirma

Produktion

Die nächsten 15 Ausstrahlungen im Genre Drama mit 4,5 Sternen & mehr