
Diese Frau ist den Toten näher als den Menschen. Mit knochentrockenem Humor hält die forensische Biologin Inga ihr Leben aus – und ihre Mitmenschen auf Distanz. Nicht einmal ihren Vater oder die junge Frau, die möglicherweise ihre Halbschwester ist, lässt sie in ihr Leben. Da darf nur einer rein: ein Falke, den die ausgebildete Falknerin in Pflege genommen hat. Die Nähe zu dem Vogel ist ihr größtes Glück. Es kann aber nur ein Glück auf Zeit sein… „Mein Falke“ (ARD, Arte / Provobis) von Dominik Graf (Regie) und Beate Langmaack (Buch) ist ein ungewöhnlicher, ein kleiner Film, noch undramatischer, noch beiläufiger, noch alltagsnäher als „Hanne“ (2019), der Preisabräumer der beiden, ein ähnlich strukturiertes Stationendrama. Auch „Mein Falke“ zeigt „Selbstfindung“ ohne Kitsch, ist eine One-Woman-Show ohne Krimispannungs-Appeal und hat in Anne Ratte-Polle eine überragende Hauptdarstellerin. Was für eine Wohltat: echten Menschen beim Leben zuzuschauen, die Begegnung mit dem Tier zu bestaunen, einfach nur einer Geschichte zu lauschen.