
Die ehemalige Ärztin Martha ist eine hilfsbereite ältere Dame mit großem sozialen Gewissen und einem tiefen Schmerz. Der Jura-Student Tommy hat das Sorgerecht für seinen kleinen Bruder und verdient sich mit illegalen Mixed-Martial-Arts-Kämpfen ihren gemeinsamen Lebensunterhalt… Es sind schon sehr krasse Gegensätze, die in „Martha & Tommy“ (NDR / Bavaria Fiction) aufeinanderprallen. Der Fernsehfilm erzählt von einer ungewöhnlichen Freundschaft, von zwei verwandten Seelen, die Hilfe brauchen, aber die beide die absolute Kontrolle über ihr Leben beanspruchen. Fäuste knallen, Knochen knacken – und dann wieder tänzeln die Finger filigran über die Klaviertasten. Denn Tommy hat das musikalische Talent seines ihm verhassten Vaters geerbt. Holger Karsten Schmidt hat ein interaktionsstarkes Charakter-Drama um zwei Trauma-Gebeutelte geschrieben und es knackig mit Genrefilm-Situationen aufgeladen. Regisseurin Petra K. Wagner hat daraus ein für den Zuschauer eindrucksvoll bebildertes Wechselbad der Gefühle geschaffen. Jonathan Berlin und Senta Berger setzen die differenzierte Gefühlspolitik ihrer Charaktere treffsicher um. Aber auch die Nebenrollen sind mit Kockisch und Lohmeyer als markante Schweiger exzellent besetzt.