
Fünf Jahre saß Julia Brandt unschuldig im Gefängnis. Jetzt ist die Studienrätin wieder frei – und sie möchte ihr altes Leben zurück. In dem Krimi-Drama „Unschuldig – Der Fall Julia B.“ (filmpool fiction) geht es um zwei Fragen von Schuld: die juristische und die moralische. Entsprechend erzählt der ARD-Zweiteiler zwei Geschichten parallel: die eines Neuanfangs und die einer Mördersuche. Der Perspektivwechsel ist bereichernd, doch man hätte mehr aus beiden Plots machen können. Insbesondere die Titelfigur bleibt einem – trotz einer gewohnt überzeugenden Emily Cox – seltsam fremd. Umso faszinierender ist der Kommissar, der einen Sack voller Selbstzweifeln schultern muss, Selbstgespräche hält und mit den Toten kommuniziert. Thomas Loibl verkörpert ihn wunderbar. Dramaturgisch indes sind die 180 Filmminuten eher simpel: Nach und nach geraten alle Figuren als Verdächtige in den Fokus der Ermittler. Dieses handlungsintensive Reihungsprinzip erschwert ein stimmungsvolles filmisches Erzählen. Der Whodunit-Flow funktioniert trotzdem, weil der Fall mit seinen multiplen Beziehungen clever konstruiert ist. Langeweile kommt jedenfalls nicht auf.