
In der zweiten Staffel von „All You Need“ (Degeto / UFA Fiction) geht es zunächst um das Scherbenaufsammeln. Ob es in den Beziehungen noch etwas zu kitten gibt, muss sich zeigen. Die neuen sechs Folgen sind (noch) besser als die ersten fünf. Nicht nur die Figuren sind reifer, die Charaktere dichter, auch dramaturgisch & filmisch wirkt das Konzept ausgefeilter. Erfrischend sind die Wechsel zwischen langen, psychologisch konzentrierten und handlungsintensiven, flüssig montierten Passagen. Hinzu kommt eine Vielzahl an Schauplätzen. Endlich spürt man, dass Vince, Robby & Co in Berlin leben. Der Fokus der Geschichte(n) liegt diesmal auf Gefühl und Liebe, ausschweifendes Sex- und Partyleben gibt es nur am Rande. Diese Tendenz hat mit dem Alter der Protagonisten zu tun, aber wohl auch mit der Intention, eine Serie machen zu wollen, die nicht nur die queere Community, sondern eben auch ein heterosexuelles Publikum unterhält. Und so wird mehr noch als in der ersten Staffel mit dem Mythos aufgeräumt, schwule Männer hätten nichts als Sex im Kopf. Die Macher taten gut daran, die bislang elf Folgen nicht LGBTIQ-mäßig zu überfrachten und die Serie nicht zum queeren Themenpool zu machen, sollten aber aufpassen, dass „All You Need“ nicht zum gleichgeschlechtlichem „Herzkino“ wird.