Reihe

Nord bei Nordwest – Der wilde Sven

Schönemann, Reents, Lohse, Schmidt, Freydank. Tücken des horizontalen Erzählens

Der Winternebel wabert. Ein Dorf feiert eine Sage, ein an der Küste Ostholsteins untergetauchter Ex-Polizist tarnt sich als Tierarzt und muss den Ball flach halten, was seine Vita angeht. Das nimmt der zweiten Episode von „Nord bei Nordwest“ ein bisschen den Fahrtwind aus den Segeln – und vertröstet den Zuschauer auf später. Das erotische Versprechen jedenfalls, das der Auftakt „Käpt’n Hook“ gab und die Top-Besetzung immer noch gibt, löst „Der wilde Sven“ leider (noch) nicht ein. Dafür gibt es andere starke Momente. Und auch die Idee mit Fluch und Spuk ist zumindest im Ansatz erfreulich.

Reihe

Nord Nord Mord – Clüver und die wilde Nacht

Atzorn, Brendler, Wnuk, Cantz/Hinter, Anno Saul. Sonne, Sylt & sexy Spielchen

Das Drehbuch zur fünften Episode mit dem Sylter Ermittlertrio stammt von Stefan Cantz und Jan Hinter, den „Vätern“ des „Tatort“ aus Münster. Das weckt Erwartungen, die das Autorenduo erfüllt: Der Fall ist zwar mehr als bloß ein Vorwand für die heiteren Einlagen, aber der Film ist eher ein Komödienkrimi als eine Krimikomödie. Großen Anteil daran hat Oliver Wnuk als Klugscheißer des Teams: Feldmann erwacht nach durchzechter Nacht inmitten einer Handvoll Frauen, die allesamt verdächtig sind, einen Nachtclubbesitzer auf recht ungewöhnliche Art ermordet zu haben. Und Sex spielt ausnahmsweise mal eine Rolle.

Fernsehfilm

Nur nicht aufregen!

Leonard Lansink, Senna Gammour, Rogall, Jahn. Die Sozialrebellen bitten zur Kasse

„Nur nicht aufregen!“ ist eine anspruchsvolle ZDF-Komödie mit „Wilsberg“-Star Leonard Lansink als Versicherungssachbearbeiter, der nicht länger hinnehmen will, dass sein Arbeitgeber die kleinen Leute betrügt. Die weiteren Figuren sind zwar längst nicht so differenziert wie die Hauptrolle, und Ex-Monrose Sängerin Senna Gammour fehlt bei ihrem Schauspieldebüt die Dialogsicherheit, aber Lansink ist umso sehens- und hörenswerter.

Fernsehfilm

Obendrüber da schneit es

Amft, Möhring, Schneeberger, Zirner, Ruppert, Naefe. Heilsames am Heiligabend

„Jeder in dieser Geschichte erfährt durch die gemeinsamen Begegnungen am Weihnachtsabend in Miriams Wohnung eine Heilung“, betont Autorin Astrid Ruppert, nach deren gleichnamigem Roman der ZDF-Fernsehfilm „Obendrüber da schneit es“ von Vivian Naefe entstanden ist. Diese Geschichte ist Lebenshilfe im Gewand eines modernen Märchens, das sind Besinnungsepisoden, das ist ein Plädoyer für Menschlichkeit, für Kommunikation, für mehr Milde im Umgang mit unseren Liebsten, für Demut und Lebensfreude.

Fernsehfilm

Oh Tannenbaum

Günther Maria Halmer & Jutta Speidel auf Dickens Spuren: Christmas im Penthouse

„Oh Tannenbaum“ ist eine gut konstruierte, lebenskluge Ensemblegeschichte, deren Figuren vom Schicksal an einem Ort zusammengeführt werden: im Penthouse eines Misanthropen und Weihnachtsekels. „Oh Tannenbaum“ erzählt eine heitere, herzerwärmende Geschichte mit Schauspielern, denen man gern zuschaut. Der von Matthias Tiefenbacher gekonnt leicht inszenierte Weihnachtsfilm lebt von starken Kontrasten und Günther Maria Halmer!

Fernsehfilm

Opa, ledig, jung

Steffen Groth, Julia Hartmann, Nike Fuhrmann. Familienaufstellung & kleine Lügen

In der ARD-Komödie „Opa, ledig, jung“ denkt ein 45jähriger Berufsjugendlicher langsam ans Erwachsenwerden. Gleich in drei Rollen muss er sich verantwortungsvoll beweisen: als Vater, als Großvater, als Lebenspartner. Daraus ergibt sich – mag der Verlauf der Läuterung auch noch so erwartbar sein – ein vielschichtiges Beziehungsnetz, das allerlei Wahrhaftiges zum Mutter/Vater/Kind-Thema zu erzählen weiß. Außerdem gefällt der Film darin, die Dinge immer wieder zu zeigen, als sie mit allzu vielen Worten zu erklären. Steffen Groth, Experte für grimassierendes Sat-1-Geblödel, ist mit dieser Rolle endgültig erwachsen geworden.

Fernsehfilm

Papa auf Wolke 7

Mommsen, Minh-Khai Phan-Thi, Koethe, Herlinger. Ordnung ist das halbe Leben

In den Titeln der Freitagskomödien von Markus Herling wimmelt es nur so von Papas, Omas & Opas. Das klingt nicht gerade nach Anspruch, doch der Regisseur erzählt die Geschichten stets mit einer schönen Mischung aus Heiterkeit und Tiefgang. Das gilt auch für „Papa auf Wolke 7“ (Degeto / Real Film): Der verwitwete Meteorologe Klemens bekommt einen langfristigen Forschungsauftrag in Spitzbergen, aber seine Teenager-Kinder haben keine Lust auf Arktis. Da hilft nur eins: Papa braucht eine neue Frau, damit er hier bleibt. Das ist jedoch gar nicht so einfach, denn Klemens ist Autist und entsprechend schwer vermittelbar. Rettung naht in Gestalt der vietnamesischen Altenpflegerin von Klemens’ altem Vater; doch es ergibt sich ein neues Problem. Bildgestaltung und Musik sorgen für die typische „Endlich Freitag im Ersten“-Stimmung, Oliver Mommsen spielt seine Titelrolle angenehm zurückgenommen, auch die jungen Schauspieler machen viel Freude, und Minh-Khai Phan-Thi ist bezaubernd.

Fernsehfilm

Papa hat keinen Plan

Lucas Gregorowicz, Marek Helsner, Matthias Steurer. Mit Liebe zum Detail erzählt

Zwei zerstrittene Menschen finden im Rahmen einer Italienreise wieder zueinander: Diese Geschichte hat die ARD-Tochter Degeto im vergangenen Jahr gleich dreimal erzählt. Im Mittelpunkt von „Papa hat keinen Plan“ (Degeto / Saxonia Media) steht jedoch kein Paar, sondern ein Vater und seine lange vernachlässigte 16jährige Tochter. Die Komödie ist sehr frei nach dem Roman „Wenn nicht, dann jetzt“ von Edgar Rai entstanden. Der eher plumpe Titel und der wenig originelle Handlungsrahmen lassen das übliche Freitagsfilmkonstrukt erwarten: ein aufmüpfiger Teenager, die Reise in den Süden, dazu die nie versiegten Gefühle zwischen den getrennten Eltern. Drehbuchautor Marek Helsner erzählt die Geschichte jedoch ganz anders. Ein weiterer großer Pluspunkt ist die Besetzung: Lucas Gregorowicz hält sich wacker, aber der Star des Films ist die junge Bianca Nawrath in ihrer ersten großen Hauptrolle.

Fernsehfilm

Partnertausch

Bjarne Mädel, Christina Große, Brennicke. „Schließlich ist es doch nur Sex!“

„Warum tauschen wir nicht mal für eine Nacht die Partner?“ Aus einer Partylaune wird ein Kleinbürgerprojekt, das letztlich weniger belebt, als vielmehr schlechte Gefühle macht. „Partnertausch“ ist eine launige Komödie, die ihre Geschichte so dahin erzählt. Über alles wird ein wenig gewitzelt, eine grundsätzliche Haltung zum Leben versteckt sich nicht dahinter. Schade, denn die Schauspieler bringen viel Spielfreude mit und hätten das Potenzial zu mehr gehabt. Doch der Deutsch-Kanadier Don Schubert verweilt lieber an der Oberfläche…

Kinofilm

Polnische Ostern

Henry Hübchen, Jakob Ziemnicki. Deutscher Kleingeist auf Erweckungstrip in Polen

Ein deutscher Bäckermeister und erklärter Atheist feiert „Polnische Ostern“. Er hat all seine Liebsten verloren – jetzt will er wenigstens seine Enkelin aus dem Land der Autoknacker zurückholen. Doch gegen Familiensinn und Katholizismus macht der sture Alte keine Schnitte. Jakob Ziemnicki schlägt in seinem Debüt einen warmherzigen Grundton an, verzichtet auf bissige Kultur-Satire, nicht aber auf gelegentliche Witze, die sich nationaler Stereotypen bedienen. „Polnische Ostern“ ist eine melancholische, verhalten erzählte Komödie, die mit dem bestens aufgelegten Henry Hübchen als typisch deutscher Kleinbürger steht und fällt.

Fernsehfilm

Pommery und Leichenschmaus

Krause, Carrière, Kranzkowski, Rohde, Thalbach. Tragikomischer Schabernack

Ein tot geglaubter Vater taucht nach 10 Jahren wieder auf und hält den Kindern den Spiegel vor. Es folgt dezente Depression, grandios gespielt von Horst Krause, Mareike Carrière, Karl Kranzkowski, Armin Rohde und Katharina Thalbach. „Pommery und Leichenschmaus“ ist nach „Pommery und Putenbrust“ & „Pommery und Hochzeitstorte“ die dritte & gelungenste TV-Komödie von Manfred Stelzer um eine nicht leicht zu ertragende Sippschaft.

Kinofilm

Puppe, Icke & der Dicke

Amüsante Road-Movie-Komödie von Felix Stienz. „Everybody ist behindert“

„Puppe, Icke & der Dicke“ von Felix Stienz ist ein europäisches Roadmovie mit liebenswert skurrilen Figuren, die alle eine „Macke“ haben: ein redseliger Kleinwüchsiger, ein dicker Stummer und eine scheinbar naiv-romantische Blinde Reisen gemeinsam von Paris nach Berlin. Sie lassen sich immer wieder vermeintlich zum Narren halten und offenbaren dabei, dass jeder von uns eine Schwachstelle hat. Das tröstliche im Dilemma ist, dass es keinem der Protagonisten die Lebensfreude verdirbt. Aus der ZDF-Reihe „Shooting Stars“

Fernsehfilm

Putzfrau Undercover

Julia Koschitz, Katy Karrenbauer, Ralf Huettner. Karriere-Zicke lernt Lebenslust

Maja Berger ist eine arrogante, blasierte Anwältin, deren Leben auf der Überholspur abrupt gestoppt wird. Arbeitslos heuert sie als Putzfrau an und sinnt sie auf Rache… Das ist hübsch ausgedacht, mit gepflegter Situationskomik unterfüttert und flott, mit Gespür für Tempo und Typen von Grimme-Preisträger Ralf Huettner inszeniert. Ein bisschen Menschlichkeit und Moral sind auch im Spiel – und da ist Julia Koschitz: die schrubbt einfach hinreißend!

Kinofilm

Rehragout-Rendezvous

Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff, Ed Herzog. Alles fit im Schritt?

Der künstlerische Wert des neunten Teils der Reihe mit Sebastian Bezzel als schluffiger Provinzpolizist Eberhofer mag überschaubar sein, aber „Rehragout-Rendezvous“ (Degeto, BR / Constantin) hat einen hohen Unterhaltungswert. Der obligate Mordfall spielt allerdings nur eine Nebenrolle, denn der Dorfsheriff hat ganz andere Probleme: Gattin Susi ist zur stellvertretenden Bürgermeisterin ernannt worden, nun ist beim Franz tote Hose. Wichtiger als die Krimiebene sind ohnehin die mit liebevoll formulierten Beleidigungen gespickten Dialoge.

Fernsehfilm

Rockstars zähmt man nicht

Tom Beck, Cristina do Rego, Eyssen, Meyer-Ricks. Rockstars küsst man nicht

Während der Dreharbeiten hieß diese gut getimte Komödie voller witziger Dialoge noch „Dein Song“, aber das klang Sat 1 wohl zu sehr nach Castingshow. Die Geschichte erinnert zwar an „Mitten ins Herz – Ein Song für dich“, aber das tut dem Vergnügen keinerlei Abbruch: John Winter, Deutschlands erfolgreichster Popstar, hat sich auf einen Eso-Trip begeben und dabei jegliche Inspiration verloren. Weil er seine besten Songs geschrieben hat, wenn er Liebeskummer hatte, soll die junge Assistentin seines Managers dafür sorgen, dass er unglücklich wird. Tom Beck ist die Titelrolle wie auf den Leib geschrieben, aber ein Extrastern gebührt Cristina do Rego, deren Durchbruch seit Jahren überfällig ist.

Fernsehfilm

Scheidung für Fortgeschrittene

Millowitsch & Sittler: Nicht nur die Chemie stimmt in dieser „Remarriage Comedy“

Einen Rosenkrieg auf gut kölsche Art – dargeboten als perfekt geöltes Komödien-Maschinchen. Der Autorin fällt immer wieder eine geschickte Wendung ein und verzichtet auf falsche Romantik. In „Scheidung für Fortgeschrittene“ vereinen sich die narrativen Qualitäten einer guten 90-minütigen Filmkomödie und die handwerklichen Vorzüge einer gut strukturierten Comedy. Starke Wortgefechte, gagreiche Montage, Klasse-Soundtrack.

Fernsehfilm

Schief gewickelt

Cosma Shiva Hagen, Duken, Ochsenknecht. Lars Beckers Musik-Komödie für Fans

Lars Beckers ZDF-Komödie „Schief gewickelt“ wirft komische Schlaglichter auf die schnelllebige Musik-Branche. „Viel Gelaber und keine Ahnung von Musik“, charakterisiert Uwe Ochsenknecht seinen Plattenfirmenboss. Dem „Nachtschicht“-Erfinder ist eine entspannte, ab und an köstlich überdrehte Szene-Liebes-Komödie gelungen. Der Film springt einen nicht an wie der Ohrwurm in der Musik. Er gewinnt beim Sehen – mit jedem neuen Schauspieler, der ins Bild kommt: Duken, Hagen, Ochsenknecht, Engelbrecht, Brambach, Schneeberger, Scheer, Mädel, Holt, Foroutan, Eisinger – Becker kriegt sie alle!

Fernsehfilm

Schokolade für den Chef

George, Kranzkowski, Böwe, Cant, Hinter, Stelzer. Gut geöltes Komödien-Räderwerk

Konzernchef schlüpft in die Uniform seines Chauffeurs und kommt geschäftsschädigenden Machenschaften auf die Spur. Eine bestens gebaute Sozialkomödie, die über weite Strecken vom Rollentausch lebt und der man auch eine aufklärerische Note attestieren kann. „Schokolade für den Chef“ lebt maßgeblich vom prima-Zusammenspiel zwischen George und Kranzkowski & von den zahlreichen hübsch ausgedachten Details. Gute Unterhaltung

Fernsehfilm

Schon tausendmal berührt

Inez Bjørg David, Leo Reisinger, Hofmann, Judith Westermann. Pläne ändern sich

Die Komödie „Schon tausendmal berührt“ (Degeto / Liebesfilm) erzählt die schon tausendmal erzählte Geschichte von der Frau, die nach einigen Exiljahren in der großen weiten Welt in ihre ländliche Heimat zurückkehrt. Die beiden Debütantinnen Helena Hofmann (Buch) und Judith Westermann (Buch und Regie) haben diesem sattsam bekannten Erzählschema jedoch viele überraschende und sehr warmherzig umgesetzte Seiten abgewonnen. Unbedingt sehenswert ist die Romanze nicht zuletzt wegen des perfekt zusammengestellten Ensembles, zumal sich hinter der heiteren Verpackung auch einige ernste Themen verbergen.

Kinofilm

Schrotten!

Gregorowicz, Lau, Bederke, Zähle. Die Sippe, der Schrottplatz & der verlorene Sohn

Zwei Brüder müssen einen alten Zwist begraben, um das Erbe ihres Vaters zu retten: Sonderlich originell klingt die Handlung von „Schrotten!“ nicht, und auch der Titel ist nicht eben einladend. Die Geschichte über eine Schrottplatzfamilie weckt zudem Assoziationen zu einer Doku-Soap-Reihe der Privatsender. Doch dann entpuppt sich die Komödie als frisches, einfallsreiches und gut gespieltes Regie-Debüt mit Lucas Gregorowicz und Frederick Lau als ungleiches Brüderpaar, das mit einem brillanten Plan einen großen Coup landet. Außerdem erfreut diese NDR-Kino-Koproduktion durch ihre moderaten Western-Anklänge.

Genre: Komödie

Sterne-Bewertung

Drehbuch

Regie

Produktionsfirma

Produktion

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