
„Dr. Nice“ (ZDF / Dreamtool Entertainment) geht nach den beiden Auftaktepisoden von 2023 mit gleich vier neuen 90-Minütern in die zweite Runde. Die Titelfigur bleibt ein Arzt, der selbst Hilfe braucht, medizinisch und – möglicherweise mehr noch – psychologisch. Dieser international renommierte Wiederherstellungschirurg ist großspurig, selbstgefällig, arrogant, besserwisserisch, und er schlägt nun offenbar doch erst mal in dem kleinen Dorf in der Nähe von Flensburg seine Zelte auf. Trotz wiederkehrender dramaturgischer Muster und einer Eingewöhnungsphase folgt man dieser unkonventionellen Reihenfigur gern durch die neuen Geschichten. Auch, weil die Psyche dieser etwas anderen „Herzkino“-Reihenfigur rasches Wohlfühlen erschwert und sie eben gar nicht so „nice“ ist: Arbeit als Lebenselixier, Helfen/Heilen nicht nur aus uneigennützigen Gründen; eigentlich will das Ekel nur geliebt werden. Ein weiteres Thema ist die (in Zeiten des Internets) so beliebte Selbstmedikation: die Bekämpfung von Symptomen mit Mitteln, die die Erkrankung noch verschlimmern. Auch die Wechselwirkung von Wirkstoffen und Medikamenten kommt ins saloppe, temporeiche Spiel, das von einem grimmigen Cliffhanger bis 2025 ausgebremst wird.