
Jakob Stiller wird zum Hauptkommissar befördert und von Hamburg ins Wendland weggelobt. Nach dem ersten Mord findet er es in der Provinz gar nicht mal so übel; große Karrieresprünge hat dieser Mann sowieso nicht mehr vor. Wichtiger ist ihm die stille Rache an seinem Vorgesetzten, dessen voreiliger Zugriff bei einem Einsatz vor vier Jahren einer Frau das Leben kostete. In einem Roman rechnet er ab. Zwei Fälle, die in die Vergangenheit zurückreichen, stehen im Zentrum von „Stiller und die Geister der Vergangenheit“ (ZDF / Network Movie). Der aktuelle Mord lässt ein Kapitel der deutschen Protestbewegung wiederaufleben: Gorleben 1980. Der Film von Josef Rusnak ist mehr als solides deutsches TV-Krimi-Handwerk. Die Saat ist gelegt für mehr. Ulrich Noethen – der Name verpflichtet. Stiller ist eingeführt. Ein echter, lebendiger Charakter wie Noethens Romanfigur Joe Jessen in den „Neben der Spur“-Verfilmungen ist er allerdings noch nicht. Und auch das Besondere des Wendlands hat sich dem Auge des Zuschauers bisher nicht erschlossen. Ohnehin gibt es – trotz Rückblenden und trotz guten Doku-Materials – bei der Inszenierung Luft nach oben.