
Moritz Neiss ist bei seiner OP nur knapp dem Sensenmann von der Schippe gesprungen. Was das Herunterspielen seines Traumas und seiner Tablettenabhängigkeit angeht, ist er fast schon wieder der Alte. Fast. Die Nahtoderfahrung hat ihn schon etwas nachdenklicher gemacht. In der zweiten Episode fasst er sogar den Vorsatz, künftig besser mit den Menschen klarkommen zu wollen, die ihm etwas bedeuten. Überhaupt spielt das private Glück in den ersten drei neuen 2025er-Episoden der erfolgreichen ZDF-Reihe „Dr. Nice“ (Dreamtool Entertainment) eine größere Rolle als bisher; entscheidend dazu bei trägt ein Psychiater, angenehm grundentspannt von Hannes Jaenicke gespielt. „Dr. Nice“ wirkt nach neun Episoden wie ein Sammelbecken aller Themen und Motive, die auch in anderen der zeitgemäßeren Unterhaltungsfilm-Reihen auftauchen, aber in nur einem Format selten so kompakt wie hier erzählt werden. Die Dominanz der vielen durchgehenden Charaktere und das Zurückdrängen der üblichen Zwei-Fälle-pro-Film-Dramaturgie stärkt die horizontale Erzählung und betont den Alltagseindruck. Mit dem Erfolg im Rücken hätte man sich trotzdem ein wenig mehr Mut gewünscht.