Die TV-Highlights ab November
04.11.2025
22:00
NDR
Reihe
Möhring, Schmidt-Schaller, Marvin Kren. Globalisierung und gläserne Gesellschaft
Der JadeWeserPort, der gefloppte Tiefwasserhafen von Wilhemshaven, bietet dem „Tatort“-Ermittler Thorsten Falke alias Wotan Wilke Möhring eine perfekte Spielfläche für sozialkritische Projektionen. „Kaltstart“ ist der erste Film der Reihe, der ein Ermittlerteam der Bundespolizei (BPol) ins Zentrum stellt. Der Film verknüpft zwei viel diskutierte Themen der Globalisierung: den weltweiten Warenverkehr, der in Europa Wenige reich & Viele arbeitslos macht, und die lebensgefährliche Ausbeutung von Armutsflüchtlingen. Sehr gelungen!
04.11.2025
22:15
WDR
Reihe
Lina Wendel, Karim Cherif, Samira Radsi. Ein Mal Agentin, immer Agentin?!
Eine Frau mit schmerzhafter Vergangenheit und erstaunlichen Fähigkeiten steht im Mittelpunkt der neuen Krimireihe: Anne Marie Fuchs ist eine ehemalige Stasi-Agentin, die in Düsseldorf von Hartz IV lebt und Bekannten bei der Suche nach einem verschwundenen jungen Mann hilft. Eine vielversprechende Titelfigur, die sich wohltuend von anderen Ermittlerinnen abhebt: Sie ist undurchsichtig, clever und jenseits weiblicher Rollenklischees angelegt. Als Sidekick ist der sympathisch-geschwätzige Youssef die passende Ergänzung. „Die Füchsin“ bietet trotz kleinerer Schwächen einen unterhaltsamen Genremix aus Krimi, Agenten-Drama & Komödie. Starke, ungewöhnliche Besetzung und Hintergründiges zum Prinzip Überwachung.
04.11.2025
22:15
WDR
Reihe
Lina Wendel, Karim Cherif, Ralf Kinder, Radsi. Starke Ermittler, schwacher Fall
In einem Dorf, das bald dem Braunkohle-Tagebau weichen soll, werden zwei Menschen ermordet. Die arbeitslose ehemalige DDR-Spionin Anne Marie Fuchs und ihr Co-Detektiv Youssef El Kilali kommen rücksichtslosen Geschäftemachern auf die Schliche. Im zweiten Film der Krimireihe „Die Füchsin“ kann der Fall kaum überzeugen: Die Figuren sind mäßig interessant, der politisch-kritische Ansatz mündet in Langeweile und in eine plakative Botschaft. Sehenswert weiterhin Lina Wendel als einfallsreiche Ex-Agentin mit tragischer Vorgeschichte, von der hier wieder ein wenig mehr zum Vorschein kommt. Mit dem arabischstämmigen Youssef bildet sie dank humorvoller Dialoge ein unterhaltsames Duo.
04.11.2025
22:25
3sat
Fernsehfilm
Julia Anna Grob, Hannah Ley, Raymond Ley. Versuche, dein Leben zu machen
Bei allem Respekt für die einfallsreichen und auch handwerklich sehr gelungenen Verknüpfungen der verschiedenen Zeitebenen, für die große Kinomusik und für die Bildgestaltung: Es ist nicht zuletzt die Mitwirkung der mittlerweile über hundert Jahre alten, geistig aber immer noch eindrucksvoll vitalen Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer, die diesen Film zu einem herausragenden Werk macht. Das Doku-Drama „Ich bin! Margot Friedländer“ (ZDF / UFA) der Grimme-Preisträger Raymond und Hannah Ley erzählt von Margots 15 Monaten im Berliner Untergrund, bis sie 1944 doch noch nach Theresienstadt deportiert wurde. Die junge Frau, die mit Anfang zwanzig sehr plötzlich lernen muss, auf eigenen Beinen zu stehen, wird überaus eindrucksvoll von Julia Anna Grob verkörpert. In zum Teil winzigen Nebenrollen wirken Axel Prahl, Iris Berben und Herbert Knaup mit.
04.11.2025
23:40
WDR
Reihe
Lina Wendel, Cherif, Bartholomäi, Kinder, Derflinger. Ein Wendepunkt der Reihe
Lina Wendel ist in „Spur in die Vergangenheit“ (WDR, Degeto / Odeon TV), dem bisher persönlichsten Fall der „Füchsin“, besonders gefordert: Ihre Ex-DDR-Agentin kommt nach dem Mord an ihrem Ex-Mann der Wahrheit über das Schicksal ihres 1989 entführten Sohnes immer näher; die Verschlossenheit der Figur bricht auf. Und Wendel beweist ihr Gespür für die richtige Mischung aus Härte, Coolness, Melancholie und Humor. Auch wird die Zusammenarbeit zwischen der älteren Fuchs und der Quasselstrippe Youssef enger und warmherziger. Der Krimi – mal Räuber-und-Gendarm-Spiel, mal ernsthaftes Drama – behält durch Schauplatzwechsel und originelle Nebenfiguren Abwechslung & Leichtigkeit. Der Plot ist jedoch schnell durchschaubar, und die Spannung wächst nicht gerade in den Himmel.
05.11.2025
10:00
ZDF-Stream
Reihe
Streaming-Premiere
Walter Sittler, Hirschfeld, Maringer, Maurer, Esther Rauch. Zwei Schnäpse zu viel
Im vierten Film aus der ZDF-Reihe „Der Kommissar und der See“ (Network Movie) mit Walter Sittler gerät der ritterliche Ex-Polizist nach einem Unfall mit einem Mädchen in einen Fall, der ihn am Ende wegen fahrlässiger Tötung ins Gefängnis bringen könnte. Einige Dialoge klingen etwas unrund, aber ansonsten ist „Das fremde Kind“ dank Bildgestaltung, Musik und der interessanten Geschichte ein sehenswerter Krimi.
05.11.2025
20:15
ARD
Fernsehfilm
TV-Premiere
Aurel Manthei, Johannes Allmayer, Alexander Wipprecht, Orlando Klaus. Mehr Glück als Verstand
„Theken-Cowboys“ (HR / BlueLaserBoys, triple pictures) ist eine famos gespielte, mit perfektem Timing inszenierte und temporeich erzählte Komödie über die drei Freunde Hajo, Thorsten und Guido, die ihren Feierabend an Hajos Kiosk mit Gesprächen über Gott und die Welt totschlagen, während sie vom großen Glück träumen; bis das Schicksal ihnen eines Tages einen mysteriösen Koffer zuspielt, der womöglich der Mafia gehört. Trotz einer übermütigen Fülle an Gags und Pointen nie überdreht oder überfrachtet, mit einer sympathischen Prise schwarzen Humors.
05.11.2025
22:00
SWR
Reihe
Prahl, Liefers, Euler, Regine Bielefeldt, Michaela Kezele. Alles Lug und Trug
Dass ein Mord als Suizid kaschiert wird, ist ein beliebtes Krimimotiv. Aber warum sollte jemand einen tragischen Unglücksfall wie einen Selbstmord erscheinen lassen, zumal die erfolgreiche Influencerin Evita Vogt ohne sichtbare Fremdeinwirkung erstickt ist? Um der Wahrheit auf die Spur zu kommen, muss sich das „Tatort“-Duo Thiel & Boerne in „MagicMom“ (WDR / Bavaria Fiction) auf eine Welt einlassen, die den beiden völlig fremd ist, was selbstredend zu allerlei Heiterkeiten führt. Regine Bielefeldt gelingt es ausgesprochen gut, Krimi und Comedy-Ebene in Einklang zu bringen. Manch’ eine Pointe wirkt zwar, als habe die Drehbuchautorin sie an der Resterampe erstanden, aber Axel Prahl und Jan Josef Liefers tragen die Gags mit derart viel Spielfreude vor, dass selbst fadenscheinige Wortspiele („Boerne-out“) ein großes Vergnügen sind. Auch in der Umsetzung sehr originell ist die Idee, Boerne selbst als Influencer zu inszenieren.
05.11.2025
22:10
MDR
Reihe
Hanczewski, Gröschel, Schiller, Mues, Yesilkaya, Marka. Vergessen und Verdrängen
„Parasomnia“ (MDR / MadeFor) ist nicht nur ein Krimi mit Horror-Elementen, der „Tatort“ von Sebastian Marka nach dem Drehbuch von Erol Yesilkaya bricht auch deutlich aus dem dramaturgischen Konzept eines Ermittlungskrimis aus. Im Zentrum steht die Arbeit mit einer Augenzeugin eine Mordes. Eine 16-Jährige leidet unter Parasomnie: Sie verdrängt belastende Situationen, sieht aber auch Dinge, die andere nicht sehen. An den Mord mag sie sich nicht erinnern, statt dessen wird sie von aggressiven Geistern verfolgt. Auch ohne diese Wahrnehmungsstörung kann man sich fürchten in diesem schrecklichen Haus, das neben der großartigen Hannah Schiller die zweite Episodenhauptrolle in diesem „Tatort“-Highlight spielt. Obwohl der Film auf Spannungsmomente setzt, die aus der Psyche des Mädchens hervorgehen und ohne Geisterbahneffekte auskommen, zuckt man als Zuschauer immer wieder zusammen. Gruseln mit Gefühl, Anspielungen auf das politische Vergessen, eine klare, konzentrierte Narration und eine bilderstarke, sehr atmosphärische Inszenierung sorgen dafür, dass man sich als Zuschauer noch lange an den Film und dessen Bilder erinnern wird.
05.11.2025
22:25
3sat
Fernsehfilm
Berben, Brandt, Moretti, Vattrodt, Geschonneck. Opfer & Täter unter einem Dach
Die Amerikaner quartieren Zeugen für den Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozess 1948 in einer beschlagnahmten Villa ein. Die Konfrontation von Tätern und Opfern im „Zeugenhaus“ wird zu einem dichten, spannenden Ensemble-Kammerspiel mit geschliffenen Dialogen, die dem Publikum ein eigenes Urteil über moralische Schuld und juristische Gerechtigkeit zutrauen. Starke, sehr prominente Besetzung, aber aufgrund der Vielzahl der Figuren auch kleine Unschärfen. Und eine Hauptrolle, die sich etwas zu sehr vom Original entfernt.
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