Fernsehfilm

Bach – Ein Weihnachtswunder

Devid Striesow, Verena Altenberger, Schnalke, Baxmeyer. Produktiv in jeder Beziehung

Musikalischer Genuss, familiäres Drama und stattliche Perücken: Der Fernsehfilm „Bach – Ein Weihnachtswunder“ (Degeto, MDR, BR, ORF – Eikon Media) erzählt die Entstehungsgeschichte des „Weihnachtsoratoriums“ vor knapp 300 Jahren in einem unterhaltsamen Kostümfilm, der bestens in die Adventszeit passt. Devid Striesow spielt den Johann Sebastian Bach als ehrgeiziges, aufbrausendes Genie, das sich von Politikern nichts sagen lassen will, aber ohne Frau und Kinder aufgeschmissen wäre. Denn das Komponieren ist hier eine leidenschaftliche Familienangelegenheit im Wettlauf mit der Zeit. Drehbuch (Christian Schnalke) und Regie (Florian Baxmeyer) würdigen insbesondere die Bedeutung von Anna Magdalena Bach (herausragend: Verena Altenberger), die in ihrer Zeit eine berühmte Sängerin war und 13 Kinder zur Welt brachte, von denen sieben bereits früh verstarben. Auch ein Vater-Sohn-Konflikt sowie das Ringen mit dem Leipziger Rat um die Aufführung des Oratoriums sorgen für Spannung und emotionale Höhepunkte. Am Ende rockt der Barock-Klassiker nicht nur die voll besetzte Kirche im Film.

Fernsehfilm

Balanceakt

Julia Koschitz, David Rott, Franziska Weisz, Pluch, Naefe. Doppelter Balanceakt

Der Titel ist in jeder Hinsicht zutreffend. „Balanceakt“ (ZDF / Mona Film, Tivoli Film) bezieht sich auf den schwierigen Ausgleich, den die von Julia Koschitz wie stets äußerst glaubwürdig verkörperte Hauptfigur finden muss: Marie, erfolgreiche Architektin, glückliche Frau und Mutter, erhält eines Tages eine niederschmetternde Diagnose. Recht bald zeigt sich, dass sie nicht einfach so weitermachen kann wie bisher: Sie hat Multiple Sklerose. Als gelungener Balanceakt erweisen sich auch das Drehbuch von Agnes Pluch und die Umsetzung durch Vivian Naefe: Das Drama hat allem tragischen Potenzial zum Trotz immer wieder verblüffend heitere Momente. Das ist umso bemerkenswerter, weil die Regisseurin das Angebot, diesen Film zu drehen, als „schicksalshaft“ bezeichnet: Ihre eigene Mutter hatte ebenfalls MS; sie ist an den Folgen der Krankheit gestorben, als Naefe acht Jahre alt war.

Fernsehfilm

Balthasar Berg – Sylt sehen und sterben

Dieter Pfaff, Fritz Karl, Saskia Vester. Ein Krimi mit (zu) hohem Entspannungsfaktor

„Balthasar Berg“ ist als ZDF-Heimatkrimi-Reihe für Dieter Pfaff entwickelt worden. Die älteren Herrschaften können es sich schon mal gemütlich machen: Schokolade raus und ein Cognäcchen dazu. Es ist ein Film für Zuschauer, die einen hässlichen Mops als Sidekick köstlich finden, die immer noch Spaß haben, wenn zwei sich kampeln, die sich freuen über eine Vorabendästhetik, bei der man wenigstens was sieht für seine Gebühren, und die Dieter Pfaff mögen und nicht der Ansicht sind, dass er sich hier reichlich unter Wert verkauft.

Fernsehfilm

Bambule

Ulrike Meinhof, Eberhard Itzenplitz, überkommene Heim-Praxis & der Giftschrank

„Bambule“ von Eberhard Itzenplitz lagerte ein Vierteljahrhundert im „Giftschrank“ des Südwestfunks. Grund: Drehbuchautorin war die spätere RAF-Aktivistin Ulrike Meinhof. Das Fernsehspiel erzählt von mehreren Mädchen aus dem Umfeld eines geschlossenen Erziehungsheims. Sozialkritischer, spröder Realismus mit berlinernden Darstellerinnen und Ansätzen zur Polit-Parabel. Fernsehhistorisch und zeitgeschichtlich relevant.

Fernsehfilm

Bankraub für Anfänger

Stumph, Selge, Garde, Holger Karsten Schmidt. Bankräubermärchen und Finanzkrise

Was wäre, wenn mal ein Bankberater ausbricht aus dem kranken System, die Moral entdeckt und das durch einen unsicheren Aktienfond verlorene Geld für seine Kunden wiederbeschafft? Ein klarer, einfacher Gedanke – nicht die schlechteste Ausgangssituation für eine Komödie. Mehr noch als das Was ist das Wie der Schlüssel zu dieser gut gebauten, putzigen Provinzschnurre, in der sich Märchenhaftes und Komisches begegnen. Das Beiwerk macht die Musik. Da kann die kleinste Bild-Idee Wunder wirken. Wendungreich das Drehbuch, einfallsreiche Regie, ein spielfreudiges Ensemble um Wolfgang Stumph & Edgar Selge!

Fernsehfilm

Barfuß bis zum Hals

Martin Brambach & Christoph M. Ohrt: Freikörperkultur statt Freie Marktwirtschaft

Was als Nackedei-Party beginnt, entwickelt sich zu einer launigen Ost-West-Komödie. Die äußere Handlung ist dabei nur Vorwand für eine Geschichte über Weltanschauung und Freundschaft, über Rebellion und Generationenkonflikte und über die Vorurteile, die Ost- und Westdeutsche im Umgang miteinander pflegen… Martin Brambach ist große Klasse. Der mehrfach preisgekrönte Film gehört zu den TV-Komödien-Klassikern der letzten zwanzig Jahre.

Fernsehfilm

Barfuß durch Australien

Anneke Kim Sarnau, Amira Demirkiran, Gernot Gricksch. Auf dem Traumpfad

Angesichts des fertigen Films lässt sich nicht nachvollziehen, warum Regisseurin Yasemin Samdereli ihren Namen von „Barfuß durch Australien“ (Degeto / Schiwago) zurückgezogen hat. Sämtliche Mitwirkenden sind sehenswert, die Naturaufnahmen sind beeindruckend; einzig die Synchronisation sorgt für leichte Irritationen. Die Geschichte (Buch: Gernot Gricksch) ist dafür umso fesselnder. Als es wieder mal zwischen Hotelmanagerin Svenja (Anneke Kim Sarnau) und ihrer Tochter knallt, setzt die 16jährige Kira (Amira Demirkiran) einen Plan um, den sie schon länger hegt: Gemeinsam mit einem jungen Nachfahren der Ureinwohner bricht sie zu einem „Walkabout“ auf, einer Wanderung in die Einöde des australischen Outbacks, wo es, wie Svenja feststellt, vor „Killerkrabbelviechern“ nur so wimmelt; prompt geraten die Jugendlichen in Lebensgefahr.

Fernsehfilm

Bauernopfer

Moretti, Heerwagen, Murnberger – Nano-Technologie als spannende Märchenstunde

Erst läuft ihm die Frau weg, dann eine Sau – und plötzlich steht Andi Gruber unter Mordverdacht. Es ist eine Riesensauerei, welcher der unerschrockene Held in „Bauernopfer“ auf die Spur kommt: Ein Kartell aus Schlachthofbetreibern, Chemiekonzernen, Tierärzten und Politikern haben ohne Wissen der Bauern neuartige Impfstoffe an deren Viehbestand erprobt. Überschaubare Handlung und eine wenig originelle Zwei-gegen-alle-Dramaturgie, doch Moretti wuppt das Ganze. Cooler Ösi-Slang, hoher Affektgehalt, klassische Spannung.

Fernsehfilm

Be My Baby

Carina Kühne, Christina Große, Christina Schiewe. Elternschaft mit Behinderung

Nicole lebt noch bei ihrer Mutter, träumt aber bereits davon, zu heiraten und ein Kind zu bekommen. Dabei ist sie gerade erst mal 18 Jahre – und sie hat das Down-Syndrom. Mit ihrem Kinderwunsch stellt sie ihre Familie und die Gesellschaft auf eine Gewissensprobe: Inwiefern gilt das Recht auf eine selbstbestimmte Elternschaft auch für Menschen mit Behinderungen? Christina Schiewes preisgekrönter Debütfilm „Be My Baby“ ist gut gespielt, humorvoll, nachdenklich, nicht gutmenschelnd. Läuft in der ZDF-Reihe „Barrierefrei“.

Fernsehfilm

Beach Boys – Rette sich wer kann!

Zärtliche Chaoten gehen Baden. Gute Laune garantiert, nicht nur für Teenager!

„Beach Boys – Rette sich wer kann“ weckt völlig falsche Assoziationen. Jens Urban und Arne Feldhusen erzählen jenseits seichten „Baywatch“-Fernsehens eine abwechslungsreiche Geschichte dreier Jungs, ihrer großen Liebe und ihrer kleinen Urlaubsabenteuer. Sie erzählen mit großer Sympathie für ihre Figuren, vielen überraschenden Wendungen und einem großen Schuss Romantik – weitgehend über „American Pie“-Niveau. Top-Darsteller-Riege!

Fernsehfilm

Beate Uhse – Das Recht auf Liebe

Potente, Hübchen, Groth, Preuß, Uhse, Thurn. Wenn die Biografie den Zeitgeist küsst

„Je mehr Ärger zuhause, desto mehr Kraft steckst du in die Firma.“ So der Leit- und Leidgedanke aus den frühen Jahren einer bemerkenswerten Unternehmerin. Das ZDF setzt mit „Beate Uhse – Das Recht auf Liebe“ der Flensburger Kämpfernatur ein filmisches Denkmal. Im Zentrum steht das Katz-und-Mausspiel, das Uhse in den den 50er und 60er Jahren mit Kirche und vor allem Staatsanwaltschaft spielen musste. Die Firma wird zum Familienersatz. Der 110-Minüter ist ein Bio-Pic aus dem Geiste der Zeit mit einer wunderbaren Franka Potente. Bruchlos nimmt die Geschichte die Jahrzehnte: aus individuellen und kollektiven Haltungen ergeben sich die Konflikte, Biographie und Zeitgeschichte umkreisen sich dialektisch. Ideal für einen Fernsehfilm. Eine runde Sache!

Fernsehfilm

Begierde – Mord im Zeichen des Zen

Melika Foroutan, Hannah Hollinger, Brigitte Maria Bertele. Im Fluss der Gegensätze

„Begierde – Mord im Zeichen des Zen“ ist ein ungewöhnlicher Fernsehkrimi und eine hoch ästhetische Filmerzählung aus dem Geist der asiatischen Philosophie und Ikonografie. Für die auf Dramen spezialisierten Grimme-Preisträgerinnen Hollinger und Bertele ist es ein „Grenzgang“ zwischen den Genres und Melika Foroutan als alkoholkranke Kommissarin ist sensationell. Sie gibt dieser Antiheldin ein schön verlebtes Gesicht (für das die Maske einiges zu tun bekam). Diese Figur ist keine Kopfgeburt, diese Polizistin lebt! Auch dramaturgisch & inszenatorisch geht dieses Wunderwerk der Entschleunigung keine ausgetretenen Pfade.

Fernsehfilm

Bei Aufschlag Mord

Katja Studt, Hansa Czypionka, Diether Krebs, Steffi Graf, Monica Seles & Co

Ein weibliches Tennis-As Marke Steffi Graf verliebt sich in ihren Bodyguard, derweil im Hintergrund allerhand schmierige Typen ihr Unwesen treiben. „Bei Aufschlag Mord“ (1996) ist eine mittelprächtige Sat-1-Krimi-Romanze. Alles ist drin’ in den 90 Minuten: das Attentat auf Monica Seles, die Verfolgung von Steffi Graf durch einen paranoiden Fan, das kriminelle Potenzial ihres Vaters oder Mary Pierce’ Probleme mit ihrem gewalttätigen Dad…

Fernsehfilm

Bei hübschen Frauen sind alle Tricks erlaubt

Henny Reents, Matthias Schloo, Manuel Cortez. Von Klamotte bis Romantic Comedy

Party bis zum Abwinken. Irgendwann wird auch das mal langweilig. Irgendwann haben auch endgeile Jungs genug von dem ganzen Postpubertätskram. Und irgendwann werden auch Pro-Sieben-Zuschauer erwachsen. „Bei hübschen Frauen sind alle Tricks erlaubt“ hängt da noch etwas unentschieden zwischen Pennälerpoppen und romantischer Liebe. Ob dafür die Zielgruppe des Frauensenders die richtige ist? Mehr Sex als Sixx! Stark: Henny Reents

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Bei manchen Männern hilft nur Voodoo

Felicitas Woll als Hingucker, Simone Thomalla als Zombie. Der Rest ist nur dämlich!

Drei Voodoo-Zicken zeigen es einem Ekel-Ekel. Dieses TV-Movie zeigt, wie man mit einer geklauten Hollywood-Idee, ein paar Zoten, einem „Hingucker“ und null Verständnis für die Regeln einer Komödie und für gutes Timing ganz folgerichtig nur daneben liegen kann. „Bei manchen Männern hilft nur Voodoo“, bei manchen Komödien nur die Fernbedienung!

Fernsehfilm

Beim nächsten Kind wird alles anders

Stumph & von Borsody etwas betulich zwischen Egoismus und Hormonstau

Die Nachricht von der erneuten Schwangerschaft der 45-jährigen Martha schlägt ein wie eine Bombe und die Familie entpuppt sich als ein Hort der Egoisten. Der Ernst der verhandelten Situation geht in komödiantischer Drolligkeit unter: gediegene Komödien-Konfektion

Fernsehfilm

Beim nächsten Tanz wird alles anders

Fritz Karl, Jule Ronstedt, Brigitte Müller. „Tootsie“-Effekt: Leo wird zu Leonore

In der Verkleidungskomödie „Beim nächsten Tanz wird alles anders“ gefallen Fritz Karl und Jule Ronstedt, die ihre Rollen aus „Wer früher stirbt, ist länger tot“ sympathisch variieren. Funktionsprinzip des Films: „lieber passabel geklaut, als schlecht neu erfunden!“ Die Story setzt auf Läuterung, der Film macht Laune – doch es fehlt die letzte Leichtigkeit.

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Beischlafdiebin

Constanze Engelbrecht, Nele Mueller-Stöfen, Petzold. Glücklos in der Männerwelt

„Beischlafdiebin“ erzählt von Petra, die ihre Männer mit Tropfen und kleinen Elektroschocks gekonnt aufs Kreuz legt und sie anschließend ausnimmt. Nach Jahren in der Fremde, einsam in Hotels, ist sie müde und ausgepumpt, will endlich heim, nach Köln zu ihrer Schwester Franziska. Gemeinsam träumen sie von einem neuen Leben… Kinofan Christian Petzold gibt den Schauplätzen in diesem Film etwas Amerikanisches oder Französisches, eine Aura von Einsamkeit strahlt aus den Bildern, und Constanze Engelbrecht verströmt mehr als einen Hauch Romy Schneider. „Präzises Kammerspiel & großes Gefühlskino“ (TV-Spielfilm)

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Bella Australia

Sawatzki, Sarbacher, Naefe. Zwischen Selbstfindung & Selbstverwirklichungsterror

Die Tochter ist flügge, die Ehe gescheitert, die Karriere ein Phantom. „Bella Australia“ erzählt nach „Bella Vita“ von einer Frau Mitte 40 und ihren Freunden auf ihrem Zickzack-Kurs durch den Zeitgeist. „Bella Australia“ spießt Sehnsüchte und Wunschbilder auf, nicht ohne deren Widersprüche zu zeigen. Die Dialektik des merkwürdigen Verhaltens des aufgeklärten Großstädters nach der eigentlichen Paarungszeit spielt neben Andrea Sawatzki die Hauptrolle in dieser gelungenen, bis in die kleinste Nebenrolle vorzüglich besetzten ZDF-Komödie.

Fernsehfilm

Bella und der Feigenbaum

Endlich darf Christine Neubauer einmal zeigen, wie gut sie gute Komödie kann…

„Bella und der Feigenbaum“ ist fast ein Kleinod in der langen Neubauer-Ziegler-Degeto-Geschichte, das einer überschaubaren & vorhersehbaren Handlung viele unerwartete Momente abgewinnt. Die romantische Komödie punktet mit ihren liebevollen Details, sie besitzt viel Witz & große Lust am Spiel. Ein sehenswerter Freitagsfilm, mit pointenreichen Dialogen, gut aufgelegten Darstellern (u.a. Stokowski, Tidof), schönen Schauplätzen.

Format: Fernsehfilm

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Bach – Ein Weihnachtswunder

Balanceakt

Balthasar Berg – Sylt sehen und sterben

Bambule

Bankraub für Anfänger

Barfuß bis zum Hals

Barfuß durch Australien

Bauernopfer

Be My Baby

Beach Boys – Rette sich wer kann!

Beate Uhse – Das Recht auf Liebe

Begierde – Mord im Zeichen des Zen

Bei Aufschlag Mord

Bei hübschen Frauen sind alle Tricks erlaubt

Bei manchen Männern hilft nur Voodoo

Beim nächsten Kind wird alles anders

Beim nächsten Tanz wird alles anders

Beischlafdiebin

Bella Australia

Bella und der Feigenbaum