Die Schattenfreundin

Miriam Stein, Krassnitzer, Hammelstein, Maiwald, Schneider. Reichlich dick aufgetragen

Eine junge Frau, hin und her gerissen zwischen hyperkorrektem Ehemann & warmherzigem Vater, zwischen ihrem Beruf als Ärztin & ihrer Rolle als Mutter: Aus Überforderung wird seelischer Stress, als sie ihr Kind kurzzeitig einer „Freundin“ anvertraut – und beide wenig später spurlos verschwunden sind. Die „Schattenfreundin“ (ZDF / Network Movie), frei nach dem Kriminalroman von Christine Drews, ist ein Thriller-Drama-Hybrid, der in seinen narrativen Möglichkeiten leider ausgebremst wird durch den Zwang, die klassische Spannung hochzuhalten. Bemerkenswert, dass die guten Schauspieler, Stein, Krassnitzer, Hammelstein, Euler, ihre Rollen konsequent als Drama zu Ende spielen. Auch eine Regie-Handschrift fehlt diesem Film, der seinen Look durch das herbstliche Bonner Dauergrau bekommt.

Fernsehfilm

Die Toten am Meer

Karoline Schuch, Schwab, Letkowski, Voßler, Grieser. Abschied nimmt die bunte Welt

Wie lässt sich der Thrill eines Serienmörder-Krimis verdoppeln? Indem sich gleich zwei Serienmörder in der Handlung tummeln. Wenn die Ermittlerin dann ebenfalls unter seelischen Problemen leidet, kommt ganz schön viel Psychologie zusammen. Tatsächlich sind solche Geschichten für Autoren eine besondere Herausforderung, wenn sie nicht dem üblichen Schema entsprechen sollen; und diese Vorgabe erfüllt „Die Toten am Meer“ (Degeto / Moovie) nur bedingt. Die Anmutung des Films ist fast interessanter als der Plot, weil Kameramann Wolf Siegelmann mehrfach für faszinierende Bilder sorgt, die Regisseur Johannes Grieser auf reizvolle Weise zusammengesetzt hat. Abgesehen von der Grundidee des „Copykillers“ zeichnet sich das Drehbuch der Produzentin Heike Voßler durch eine gewisse Detailverliebtheit aus, bei der Hermann Hesse eine ganz besondere Rolle spielt. Sein Thrillerpotenzial aber schöpft der gut besetzte Fernsehfilm längst nicht aus.

Reihe

Die Toten vom Bodensee

Koeberlin, von Waldstätten, guter Whodunit, schwache Charaktere, Mystery Deko

Vor der Kulisse eines düsteren Bodensees ereignet sich eine mysteriöse Mordserie. Haben übermutige Forscher keltische Gottheiten aus ihrem verdienten Jahrhundertschlaf erweckt? Oder ist alles nur Show für den Zuschauer? Die ZDF/ORF-Koproduktion „Die Toten vom Bodensee“ funktioniert spannungsdramaturgisch gut, bleibt filmisch und atmosphärisch aber ihrem Sujet einiges schuldig. Die krasse Kontrast-Charakterisierung der Hauptfiguren ist der größte Schwachpunkt des Films. Und so muss ausgerechnet Arthaus-Actrice Nora von Waldstätten weit unter ihren Möglichkeiten agieren – fast wie ein humanoider Roboter.

Reihe

Dünentod – Ein Nordsee-Krimi: Schatten der Vergangenheit

Hendrik Duryn, Barucki, Lause, Panzner, Strauß, Hasenheit, Rick. Aus dem gleichen Holz geschnitzt

Auch wenn der sechste „Dünentod“-Thriller sein Spannungspotenzial nicht ausnutzt: Die Geschichte ist fesselnd, zumal der Wilhelmshavener Kommissar Tjark Wolf (Hendrik Duryn) um das Leben seiner Freundin bangen muss: Irgendjemand will eine zehn Jahre alte Rechnung begleichen und zieht dabei eine blutige Spur. Das Drehbuch zu „Schatten der Vergangenheit“ (RTL / MadeFor) spielt clever mit den Erwartungen der Krimi-Fans und legt schon früh die Basis für ein dramatisches Finale, in dem Wolf einmal mehr mit seinem Kindheitstrauma konfrontiert wird.

Fernsehfilm

Ein einsames Haus am See

Suzanne von Borsody und Max Tidof in einem tödlichen Katz-und-Maus-Spiel

Suzanne von Borsody spielt in “Das einsame Haus am See” eine Polizeipsychologin, die in die Fänge eines Psychopathen gerät. Der TV-Thriller, der in Sujet und Stimmung deutliche Parallelen zu “Schweigen der Lämmer” aufweist, ist fast eine Stunde lang ein zwielichtiges, eindringlich gespieltes Kammerspiel für zwei. Dem Film von Routinier Sigi Rothemund nach dem Drehbuch von Stefan Kolditz tut die Einheit von Raum, Zeit und Handlung gut.

Fernsehfilm

Ein Mann wie eine Waffe

Klaus Löwitsch geht mit Jennifer Nitsch in den psychologischen Nahkampf

„Es ist ein ungewöhnlicher Krimi, weil es keine zwei Seiten gibt. Der Täter ist unter denen zu suchen, die ermitteln“, so Klaus Löwitsch 1999 über den Pro-Sieben-Psychothriller „Ein Mann wie eine Waffe“. Es ist eine seiner letzten Rollen. Der Fassbinder-Mime starb 2002. An seiner Seite: Jennifer Nitsch; sie starb zwei Jahre später… Ein spannender Genrefilm, der die etwas grobe Dramaturgie mit einem ansehnlichen Look und viel Atmosphäre wettmacht. Auch wenn dem Star einiges auszusetzen hatte an der Regie des „Youngsters“ Michael Rowitz.

Fernsehfilm

Einladung zum Mord

Bartuschek, Speidel, Nemec, Duken: Einladung zum Alptraum-Urlaub in Südafrika

“Einladung zum Mord” ist ein Remake von Rainer Erlers “Die letzten Ferien”, einem der ersten Thriller der Fernsehgeschichte. Von der Dramaturgie der Spannung steht das TV-Movie dem öffentlich-rechtlichen Original in nichts nach. Kein überflüssiges Styling, knappe Nebenhandlungen, Konzentration auf das Wesentliche, starke Besetzung.

Fernsehfilm

Entscheidung im Eis – Eine Frau jagt den Mörder

Michelsen, Knaup, Grünler & die Möglichkeiten zwischen Thriller & Kammerspiel

Wenn man soeben von einer Lawine überrollt worden ist und eine verschüttete Hütte die einzige Zuflucht bietet, sollte die letzte Hoffnung nicht gerade ein gesuchter Serienmörder sein. Das aber ist die Zwickmühle, in der sich die von Claudia Michelsen in dem TV-Thriller „Entscheidung im Eis“ befindet. Autor Timo Berndt erzählt lange Zeit ausschließlich aus der Sicht der Polizistin. Das reduziert zwar die Spannungsoptionen, dafür aber gelingen Regisseur Jörg Grünler die kammerspielartigen Szenen in der Hütte umso besser.

Fernsehfilm

Fighter / Romantic Fighter

Christian Oliver, Riefenstein, Schoras, Rainer Matsutani. Artifizielle Nachtschatten-Kämpfe

Mit einem jener klassischen „Vermöbel-Movies“, die primitive Rache-Geschichten mit einigen Action-Kampfszenen aufmischen, wollte Rainer Matsutani mit „Romantic Fighter“ (im Ausland: „Fighter“) nicht dienen. Eine Art Pop(Martial)Art-Melodram um zwei ungleiche Brüder, die dieselbe Frau lieben, hatte der Regisseur 1999 im Sinn. Ästhetischer Stil und Kampfsport wirkungsvoll vereint: die Kamera kreist, Fäuste fliegen, Knochen knacken.

Fernsehfilm

Gefangen im Paradies

Anna Loos, Bernhard Piesk, Felix Herzogenrath. Grauen vor Naturschönheit

Sat 1 setzt zu Beginn der TV-Saison 2016/17 ein Zeichen. Der Privatsender beendet seine Sommerpause nicht romantisch, sondern mit einem fesselnden Thriller: Als Piraten eine thailändische Urlaubsinsel überfallen und die Hotelgäste als Geiseln nehmen, muss eine Mutter über sich hinauswachsen und ein Trauma überwinden, um ihren Sohn zu retten. „Gefangen im Paradies“ ist ein professionell inszenierter Abenteuerfilm mit einer Survival-Rolle für Anna Loos, die aber auch eine Vielzahl physischer Herausforderungen zu bestehen hatte.

Fernsehfilm

Geheimnisvolle Freundinnen

Susanna Simon, Mina Tander, Götz George. Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?

Vier Frauen machen innerhalb von 48 Stunden (ganz unterschiedliche) Erfahrungen mit dem Tod. Vier Quereinsteiger machen erste Erfahrungen mit dem Regie-Handwerk. Sie bekamen die Chance, mit einem professionellen Produktionsteam und Schauspielern wie Susanna Simon, Götz George oder Axel Milberg zu arbeiten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. So einfach das Struktur-Prinzip, so wirkungsvoll ist es. “Geheimnisvolle Freundin” ist ein spannendes TV-Movie über Urängste, Projektionen und die Macht der Prophezeiung.

Fernsehfilm

Gonger – Das Böse vergisst nie

Ströbel, Weißbach, Glowna in Teenager-Mystery-Trash – nichts für Schöngeister!

Die Enkelgeneration eines nordfriesischen Dorfes muss für die Sünden der Vorfahren büßen. „Gonger – das Böse vergisst nie“ kommt schnell zur Sache – und allzu bald sind Horror, Mystery und guter Look ausgereizt. Kamera und Ausstattung setzen auf Atmosphäre und Regisseur Theede kennt die Motive und Effekte seiner Vorbilder Carpenter oder Craven nur zu gut. Etwas mehr Mythos und Geschichte hätten der Wiedergänger-Mär gut getan.

Fernsehfilm

Hepzibah – Sie holt dich im Schlaf

Mystery light für die Post-„Blair-Witch“-Generation. Identifikation statt Ironie

„Hepzibah – Sie holt dich im Schlaf“ besticht durch seinen stimmungsvollen „Harry-Potter“-liken Düster-Look: verstaubte Bibliotheken, grauenvolle Grüfte, einsame Friedhöfe, verlassene Wälder, Stürme und Unwetter appellieren an menschliche Urängste. Mittelalterliche Legenden und mythische Motive gehen in einer durchweg stimmigen Inszenierung auf. Und auch der englische Cast um Eleanor Tomlinson entspricht den Sehgewohnheiten.

Fernsehfilm

Ich werde immer bei euch sein

Katharina Böhm, Axel Milberg, Francis Fulton-Smith. Wenn alles zusammenbricht

Das Leben einer Ehefrau, die über Nacht zur Witwe wird, gerät völlig aus den Fugen. Der geliebte, sie betrügende Mann ist tot, die materielle Existenz bedroht und dann spukt es auch noch im Haus. Geschickt pendelt der Fernsehfilm zwischen Mystery-Atmosphäre und Thriller-Spannung. Die gewagte Genre-Mischung funktioniert auch, weil mit Katharina Böhm und Axel Milberg zwei überzeugende Hauptdarsteller die abstruse Handlung tragen.

Fernsehfilm

Im Netz der Gier

Tanja Wedhorn, Paula Hartmann, Vershinin, Schlotterer. Alle wollen abkassieren

„Im Netz der Gier“ (Degeto / Real Film) ist ein nur am Anfang und am Ende fesselnder Polit-Thriller mit Tanja Wedhorn als Büroleiterin einer Bundestagsabgeordneten, die auffällig viele Vortragshonorare von einer britisch-kasachischen Stiftung erhalten hat. Prompt gerät auch die Mitarbeiterin in den Strudel der Ermittlungen wegen Bestechlichkeit. Als sie samt Tochter zu ihrer Mutter nach Mecklenburg-Vorpommern flüchtet, büßt der Film allerdings stark an Spannung ein und erinnert zumindest optisch zwischenzeitlich stark an „Praxis mit Meerblick“ – was so gar nicht zum Titel passt, der an dunkelste TV-Movie-Zeiten erinnert.

Fernsehfilm

In der Überzahl

Thomsen, Mauff, Carsten Ludwig. Beunruhigendes Kammerspiel ohne Thrill

Auf dem Weg in die dänische Heimat wird ein Geschäftsmann von einem bewaffneten Jugendlichen bedroht – und dieser gibt fortan die Richtung an. Wovor ist der Junge auf der Flucht? Autor-Regisseur Carsten Ludwig („66/67 – Fairplay war gestern“) erzählt in seinem Beitrag zur ZDF-Reihe „Stunde des Bösen“ einen überaus ruhigen Thriller, dessen beengter Spielort im Auto des Protagonisten weder Beklemmung noch Angst zu produzieren vermag. Dennoch gelingt es „In der Überzahl“ – gut besetzt mit Thomsen/Mauff – zu verstören.

Fernsehfilm

Jack the Ripper – Eine Frau jagt einen Mörder

Sonja Gerhardt, Holger Karsten Schmidt, Niemann. Fräulein-Köder für den Killer

Der History-Krimi „Jack the Ripper – Eine Frau jagt einen Mörder“ mit dezenten Anleihen beim Gruselgenre wirkt wie seine Hauptdarstellerin insgesamt zu harmlos. Die Einbindung der Kinematographie in die Geschichte erweist sich zwar in Verbindung mit der Mythologisierung von Jack the Ripper und dessen gesellschaftlicher Funktion als gelungene Drehbuchidee, doch besonders spannend geraten die 100 Minuten nicht. Der Nervenkitzel bleibt zu sehr in den Konventionen eines frauenaffinen Primetime-Produkts stecken. So ehrenwert der Versuch, einen historischen Thriller zu erzählen, so stereotyp sind Dramaturgie & „Heldinnenreise“. Aber auch filmästhetisch und konzeptionell wirkt das Sat-1-Movie unausgegoren.

Fernsehfilm

Jeanny – Das fünfte Mädchen

Theresa Riess, Rubey, Karlström/Wettcke, Kopriva. Zuviel Rot auf deinen Lippen

Auf die Idee, einen Hit zu verfilmen, muss man erst mal kommen. „Jeanny – Das fünfte Mädchen“ (ORF, MDR / Rowboat, Graf) basiert auf dem gleichnamigen Falco-Lied, das nach seinem Erscheinen Mitte der 1980er für einen Skandal gesorgt hat, weil es angeblich eine Vergewaltigung verharmlost. Der Thriller handelt von der Liebschaft zwischen einer 19-Jährigen und einem doppelt so alten Steuerberater. Abiturientin Jeanny schwebt im siebten Himmel; bis sich die Hinweise verdichten, dass ihr Geliebter für das Verschwinden von vier jungen Frauen verantwortlich sein könnte. In der zweiten Hälfte verliert der Film deutlich an Spannung. Sehenswert ist er trotzdem: weil Manuel Rubey die tragische Figur mit gewohnt viel Charme versieht und sie geschickt in der Schwebe zwischen Sympathie und Verdacht hält. Eine Entdeckung ist zudem Theresa Riess in ihrer ersten großen Rolle.

Reihe

Killerjagd. Schrei wenn du dich traust

Campus-Thriller: Alexandra Neldel als Anwältin mit der Lizenz zum Schnüffeln

„Killerjagd. Schrei, wenn du dich traust“ ist der zweite Longplayer der Anwältin Anna Winter. In 90 Minuten kann sie tiefer gehen und Alexandra Neldel noch stärker auf ihren Sympathiebonus setzen. Der Campus-Krimi entwickelt sich zum spannenden Zweikampf, bei dem die Gegner früh offen geführt werden. Grundsolide gemachter, unaufgeregter TV-Thriller.

Reihe

Killerjagd. Töte mich, wenn du kannst

Neldel nimmt einen mit durchs Nervenkitzelgenre – fast ohne ein Lächeln

„Killerjagd. Töte mich, wenn du kannst“ reaktiviert den klassischen Thriller. Der 90-Minüter, der auf der Serie „Unschuldig“ basiert und zu einer Reihe entwickelt werden soll, verzichtet auf Experimente und setzt ganz auf seine populäre Hauptdarstellerin.

Genre: Thriller

Sterne-Bewertung

Drehbuch

Regie

Produktionsfirma

Produktion

Die Schattenfreundin

Die Toten am Meer

Die Toten vom Bodensee

Dünentod – Ein Nordsee-Krimi: Schatten der Vergangenheit

Ein einsames Haus am See

Ein Mann wie eine Waffe

Einladung zum Mord

Entscheidung im Eis – Eine Frau jagt den Mörder

Fighter / Romantic Fighter

Gefangen im Paradies

Geheimnisvolle Freundinnen

Gonger – Das Böse vergisst nie

Hepzibah – Sie holt dich im Schlaf

Ich werde immer bei euch sein

Im Netz der Gier

In der Überzahl

Jack the Ripper – Eine Frau jagt einen Mörder

Jeanny – Das fünfte Mädchen

Killerjagd. Schrei wenn du dich traust

Killerjagd. Töte mich, wenn du kannst

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