TV-Premieren im November
und von den Wiederholungen nur das Beste
27.11.2025
Eine Anklageschrift trifft einen 18-Jährigen völlig unvorbereitet. „Schwerer Landfriedensbruch“ und „Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte“ werden ihm zur Last gelegt. Das Ereignis ist zwei Jahre her und aus seinem Gedächtnis gelöscht, nun muss er es rekonstruieren. Er muss versuchen, sich zu erinnern. Ein schmerzhafter Prozess. Nicht umsonst hat er diese Nacht verdrängt. Der Fernsehfilm „Polizei“ (NDR / Kineo Filmproduktion) erzählt von einem jungen Mann, der zur falschen Zeit am falschen Ort war. Eine große Stärke der Geschichte besteht in der konsequent durchgehaltenen subjektiven Erzählperspektive. Keine verwässernde Relativierung. Kein Wegrationalisieren der seelischen Wunden. Autorin Laila Stieler geht es um die Auswirkung, die ein Fehlverhalten der Polizei auf das Opfer haben kann, einen sensiblen und etwas naiven jungen Mann, der möglicherweise zu gut(mütig) ist für diese Welt. Buket Alakuş hat das dichte Drehbuch kongenial inszeniert: Interaktionen, Kamera, Szenenbild, Schnitt – alles so alltagsnah wie möglich. Das gilt vor allem auch für das vorzügliche Ensemble um Levy Rico Arcos.
27.11.2025
00:30
BR
Kinofilm
Victoria Schulz, Hans-Jochen Wagner, Ziska Riemann. Erst mal die Welt retten
„Electric Girl“ (WDR, Arte / NiKo Film, Wüste Film) ist ein mitreißendes und von Victoria Schulz toll gespieltes Drama mit Animationselementen: Mia finanziert sich ihr Studium als Synchronsprecherin einer japanischen Zeichentrickfigur, identifiziert sich zunehmend mit der Rolle und glaubt schließlich, sie müsse die Welt retten. Ziska Riemanns zweiter Spielfilm nach „Lollipop Monster“ ist eine über weite Strecken begeisternde und mit Poetry-Slam-Einlagen gewürzte Melange aus Drama, Anime & Superheldinnenkino, gekrönt vom energiegeladenen Spiel der Hauptdarstellerin. Preiswürdig ist die Bildgestaltung von Hannes Hubach.
27.11.2025
01:30
NDR
Reihe
Anneke Kim Sarnau, Beckmann, Oeller, Krohmer. Vielversprechender Vorgeschmack
Nach Bukows Abgang bekommt es die Kripo Rostock mit einem besonders grausamen Verbrechen zu tun. Und dann taucht plötzlich Bukows Halbschwester Melly Böwe auf und grätscht Katrin König in ihren Fall. Grund: ein 16-Jähriger im Zeugenschutz, Böwes Schützling, könnte etwas mit dem Mord zu tun haben. Erfreulicherweise erwartet die Zuschauer in „Seine Familie kann man sich nicht aussuchen“ (NDR / filmpool fiction), dem ersten Rostocker „Polizeiruf 110“ ohne Charly Hübner, kein nerviger Zickenkrieg im Dienst. Die Situation zwischen den beiden entspannt sich deutlich; dass sie künftig gemeinsam ermitteln ist noch nicht ausgemacht. Es ist ein ungewöhnlicher Einstieg für eine (potenzielle) Neue, ein Einstieg mit tiefsitzendem psychologischem Konfliktpotenzial. Auch wenn Böwe offenbar zum Anti-Bukow gemacht werden soll, zwar direkt, aber freundlich, zugewandt, ja geradezu herzlich, wird dieser „Polizeiruf“-Ableger auch künftig dunkel, abgründig und ambivalent genug bleiben. „Seine Familie kann man sich nicht aussuchen“ ist ein in sich stimmiges Krimidrama, das vor allem auch als Charakterstudie der „Heldinnen“ taugt. Es ist somit eine klug konzipierte Übergangsepisode. Die Neugier ist hinreichend geweckt.
27.11.2025
12:45
SWR
Fernsehfilm
Rott, Hegewald, Rasper. Das Landleben, das Leichte, das Schwere & die große Politik
Ein Erwachsener, dem es schwer fällt, Verantwortung zu übernehmen, und zwei Kids, die freiwillig die erwachsene Rolle annehmen – das ist die Geschichte hinter der Geschichte der ARD-Dramödie „Die Kinder meines Bruders“. Der Film von Ingo Rasper ist reich an psychologischen Nuancen, redet die Probleme trotz Freitagssendeplatz nicht klein und ist zugleich in einer angenehm unaufdringlichen Tonlage erzählt – ist stimmig & stimmungsvoll. Besonders überzeugend sind David Rott, Max Hegewald und das gute Gespür für visuelle Metaphern. Allein den Abgesang auf das Sorgenkind „Milchquote“ hat die ARD etwas zu spät im Programm platziert. Dem hohen Unterhaltungsfaktor aber tut das keinen Abbruch.
27.11.2025
20:15
ARD
Reihe
TV-Premiere
Lina Wendel, Karim Chérif, Kotbong Yang, Javeh Asefdjah, Mike Bäuml, Christoph Schnee. Saudischer Racheengel
In „Die Füchsin – Rachespiel“ (Degeto / Odeon Fiction), der zweiten Episode nach dem Relaunch der Reihe, wird Deutschland zum Schauplatz eines innenpolitischen Machtkampfs zwischen Monarchie und oppositionellen Kräften Saudi-Arabiens. Fuchs & Co bekommen es mit einem Diplomaten zu tun, der selbst auf fremdem Territorium nicht vor blutiger Selbstjustiz zurückschrecken würde; außerdem mit einer Dissidentin, die zwar ihre Ehrlichkeit beteuert, jedoch unter Mordverdacht steht. Es dauert eine Weile, bis die (politischen) Fronten geklärt sind. Die Krimi-Handlung kommt entsprechend etwas schleppend in Gang, bevor sich ein hochemotionales Drama entwickelt, das die Geschichte schließlich in einem kapitalen Showdown mit tragischem Epilog gipfeln lässt. Schade, dass Kim Riedle nicht (mehr) dabei ist.
28.11.2025
00:10
rbb
Serie & Mehrteiler
Meike Droste, Martin Brambach, Gollhardt, Jacobs. Aus „Danni“ wird „Temme“?
Deutsche sind risikoscheu. Programmmacher ganz besonders. Doch endlich versucht sich die ARD auch mal zur Primetime an einer Dramedy im britischen Stil. Mit Benedikt Gollhardt („Danni Lowinski“) und Dietmar Jacobs („Stromberg“) verpflichtete man gute Autoren, mit Martin Brambach den komischsten Schauspieler, den wir haben, und mit Meike Droste („Mord mit Aussicht“) setzte man auf eine Mittdreißigerin (!), die ihre Hauptfigur hinreißend alltagsnah, unverstellt & bodenständig gibt. Und das Thema? Die Scheu der Deutschen vor dem Risiko. In einer Kölner Versicherung, die alles versichert, von der Treue des Ehemanns bis zum Tod durch gefrorene Hähnchen, gehen Phobiker ein und aus und treffen dort auf die ebenfalls nicht ganz angstfreie Carla Temme, die lieber „heilt“, statt teuer zu versichern. Die intelligenteste Unterhaltungsserie, die die ARD in den letzten Jahren zustande brachte.
28.11.2025
00:15
ARD
Reihe
Lina Wendel, Karim Chérif, Kotbong Yang, Javeh Asefdjah, Mike Bäuml, Christoph Schnee. Saudischer Racheengel
In „Die Füchsin – Rachespiel“ (Degeto / Odeon Fiction), der zweiten Episode nach dem Relaunch der Reihe, wird Deutschland zum Schauplatz eines innenpolitischen Machtkampfs zwischen Monarchie und oppositionellen Kräften Saudi-Arabiens. Fuchs & Co bekommen es mit einem Diplomaten zu tun, der selbst auf fremdem Territorium nicht vor blutiger Selbstjustiz zurückschrecken würde; außerdem mit einer Dissidentin, die zwar ihre Ehrlichkeit beteuert, jedoch unter Mordverdacht steht. Es dauert eine Weile, bis die (politischen) Fronten geklärt sind. Die Krimi-Handlung kommt entsprechend etwas schleppend in Gang, bevor sich ein hochemotionales Drama entwickelt, das die Geschichte schließlich in einem kapitalen Showdown mit tragischem Epilog gipfeln lässt. Schade, dass Kim Riedle nicht (mehr) dabei ist.
28.11.2025
10:00
ZDF-Stream
Fernsehfilm
Streaming-Premiere
Waschke, Erdt, Stark, Felipe, Ott, Schmitt. Marlene Bischof, Nicolai Zeitler. Sieben Mal Kopfkino
Sieben Mal anders übernehmen in „I Am The Greatest“ (ZDF / BerghausWöbke Filmproduktion) ungute Fantasien die Regie. Indem sie das Kopfkino ihrer ProtagonistInnen bebildern, spielen Marlene Bischof und Nicolai Zeitler (beide Buch und Regie) Alltagssituationen durch, die, vom einen als Überforderung empfunden, für den anderen als solche nicht immer sichtbar sind. Aber jeder kennt das. Wenn nicht aus dem Alltag, dann aus schlaflosen Nächten. Auch da diktieren Tempo und Beschleunigung bei gleichzeitiger Destruktivität und Ohnmacht die Dramaturgie. Nicht die schlechteste Voraussetzung für filmisch spannende Gedankenspiele. Bis zum Erwachen. Bis zum Ende jeder Episode – die in „I Am The Greatest“ überzeugend variieren.
28.11.2025
11:10
HR
Serie & Mehrteiler
Anna Schudt, Mommsen, Große, Bohlmann. Authentisch, alltagsnah, anschlussfähig
Wenn die Kinder aus dem Haus sind, beginnt auch für die Eltern ein neuer Lebensabschnitt. Die Trilogie „Eltern allein zu Haus“ handelt von Beziehungen auf dem Prüfstand. Für „Frau Busche“ begibt sich Autorin Nina Bohlmann in den Mikrokosmos einer Patchwork-Familie. Da sind zwei, die schneller sind als andere Paare und ihre Beziehung nicht jahrelang aussitzen. Die Busches wirken wie Prototypen des modernen Großstadtmenschen, selbstständig, flexibel, unabhängig – und sie bleiben Eltern, selbst wenn sie längst geschieden und ihr Sohn fast erwachsen ist… „Frau Busche“ ist der Höhepunkt des Mehrteilers: Der Film von Josh Broecker wirkt spielerischer, dramaturgisch dichter (auch deshalb, weil man die Überschneidungen der drei Geschichten nun vollständig entschlüsseln kann), der Film besitzt ein höheres Tempo als seine Vorgänger und baut sogar ein paar Slapstick-Momente ein.
28.11.2025
12:30
MDR
Reihe
Katerina Jacob, Ernst Stötzner, Rauhaus, Huettner. Älterwerden ist noch kein Malheur
Eine Hobbygärtnerin mit Helfer-Syndrom holt sich einen solventen, aber gefühlsneutralen Ex-Beamten in ihre Stadtwohnung mit Hinterhofoase. Der neue Lebensabschnitt stellt beide vor neue Fragen. Wie sich die Suche nach dem Sinn des Lebens verändert und wie man auch im Alter immer noch ein wenig dazulernen kann – davon erzählt „Anna und ihr Untermieter“ (Calypso Entertainment) höchst unterhaltsam & ohne pädagogischen Impetus. Gemeinschaft statt Liebe, vielleicht irgendwann Freundschaft, das sind die Eckpfeiler der Geschichte, die nicht die in Degeto-Dramödien einst bevorzugte romantische Vorstellung vom zweiten Frühling bemüht. Das ungleiche Paar wird launig dargestellt, die Gegensätze aber sind nie übertrieben. Nicht nur das Helfer-Phänomen wird narrativ clever von Autor Martin Rauhaus in der Geschichte bearbeitet, auch der „Fall“ wird klug genutzt, um die Hauptfiguren zu charakterisieren. Seine Spezialität, die pointierten und lebensnahen Dialogwechsel, sind auch das Herzstück dieses Reihen-Auftakts, den Ralf Huettner kongenial in Szene gesetzt hat.
Vergangene Ausstrahlungen im November
Keine Ergebnisse
tittelbach.tv ist mir was wert
Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!
Foto: RTL / Mitch Stöhring Feministischer Racheengel: Marie Bloching in der preisgekrönten RTL-Serie „Angemessen Angry“. MeToo-Geschichte im Genre-Gewand!
Foto: NDR / Oliver Feist Ein Serien-Highlight im Dezember 2024: „Finsteres Herz – Die Toten von Marnow 2“ (ARD) mit Petra Schmidt-Schaller & Sascha Geršak
Foto: ZDF / Frank Dicks Sogar im ZDF sind jetzt die Vampire los. Mehr als ein stilvolles Horror-Teenie-Drama: „Love sucks“ mit Damian Hardung & Havana Joy
Foto: ZDF / Stefanie Leo Eine Weihnachtswunder-Komödie: witzig, märchenhaft schön, clever konzipiert & originell. Kalenberg, Malton & Amft in „Zitronenherzen“








