Wie schon bei den ARD-Donnerstagskrimis aus Zürich und Barcelona ist der zweite „Lissabon-Krimi” (Degeto / Polyphon) besser als der erste. Das liegt vor allem an der Geschichte, weil die Hauptfigur, der verwitwete portugiesische Strafverteidiger Silva (Jürgen Tarrach), nun selbst betroffen ist: Er ist überzeugt, dass Mafia-Boss Zarco seine Frau auf dem Gewissen hat, und sinnt auf Rache. Regie führte mit „Stralsund“-Regisseur Martin Eigler ein ausgewiesener Krimiexperte, weshalb „Alte Rechungen“ zudem deutlich spannender ist. Dafür erscheint die Stadt diesmal nicht mehr in einem solch betörend schönen Licht.

Mit den Episoden 5 und 6 pendelt sich die ARD-Degeto-Reihe „Der Lissabon-Krimi“ (Polyphon Pictures) auf einem guten Niveau ein. Die Figuren haben sich moderat weiterentwickelt. Die Spannung hält sich im ersten neuen Film zwar in Grenzen, aber dafür wandelt sich der zweite gegen Ende gar zum Thriller. Auch die Geschichten sind interessant. In „Zum Schweigen verurteilt“ übernehmen Anwalt Silva (Jürgen Tarrach) und seine Assistentin Marcia (Vidina Popov) den Fall eines Priesters, der beschuldigt wird, einen Jungen missbraucht und ermordet zu haben. Die Handlung von „Die verlorene Tochter“ ist emotional noch fesselnder: Nach Jahren ohne Kontakt taucht aus heiterem Himmel Silvas Tochter (Helen Woigk) auf. Sie hat sich einer militanten Umweltschutzorganisation angeschlossen und bittet den Vater um Hilfe: Ihr Freund steht unter Mordverdacht; sie ist überzeugt, dass der Geheimdienst dahintersteckt. Das Licht, längst eine Art Markenzeichen der Reihe, ist zauberhaft, die Musik ist gerade in Episode 2 regelrecht Fado-gesättigt.

Im siebten „Masuren-Krimi“ mit Claudia Eisinger endet der horizontale Erzählstrang mit dem vermeintlich toten Gatten der Kriminaltechnikerin. Der Titel, „Liebestod“ (Degeto / Odeon Fiction), bezieht sich aber auf den rätselhaften Todesfall einer jungen Frau: Die 18-jährige Rada ist nicht weit gekommen, als sie der strenggläubigen Enge ihres Elternhauses entfliehen wollte. Kamera, Kostüm und Szenenbild sorgen im Zusammenspiel mit Gasthauptdarstellerin Katharina Schüttler dafür, dass sich die düstere Atmosphäre perfekt vermittelt. Die Bildgestaltung ist ohnehin mehr als sehenswert.

Der zweite neue Film aus der Reihe mit Claudia Eisinger als etwas spezielle Kriminaltechnikerin ist gerade gastdarstellerisch längst nicht so kraftvoll wie zuletzt „Liebestod“. Auch die Krimistory von „Tod in Galindien“ (Degeto / Odeon Fiction) orientiert sich an gewohnten Mustern. Im Rahmen der Ermittlungen zu einem aktuellen Mordfall führt die Spur in die Vergangenheit: Vor acht Monaten ist eine Kajakfahrerin gerammt worden, seither sitzt sie im Rollstuhl. Während des Betriebsfests einer Werft ist ihr Mann getötet worden; womöglich hat er herausgefunden, wer den Bootsunfall verursacht hat. Die Bildgestaltung ist erneut hochwertig, große Krimispannung kommt allerdings nicht auf.

Die Titel der Donnerstagskrimis im „Ersten” beinhalten stets auch das Versprechen illustrer Schauplätze: Tel Aviv, Lissabon, Kroatien; und nun Prag. Im ersten von zwei Filmen, „Wasserleiche“ (Degeto / Schiwago Film), wird dieses Versprechen mehr als eingelöst: Dank der wunderschönen Nachtaufnahmen macht Prag seinem Namen als „Goldene Stadt“ alle Ehre. Die Hauptfigur ist nicht weniger interessant: Roeland Wiesnekker spielt den Berliner BKA-Kommissar Jan Koller, dessen Ermittlungsmethoden zumindest in den Augen der einheimischen Ermittlerin recht fragwürdig sind. Der Film erfreut zudem durch eine schlüssige Rückblendenkonstruktion, denn Koller klärt den Mord an einem befreundeten Kollegen, indem er den Tatabend, einen Junggesellenabschied, gemeinsam mit den Beteiligten rekonstruiert. Gemessen an der Originalität der Geschichte und der exquisiten Bildgestaltung ist der zweite Film, „Der kalte Tod“, dagegen eine kleine Enttäuschung.