
„Mein früher Tod passt nicht ins Bild. Mein Sterben hinterlässt unschöne Risse in eurer ach so heilen Fassade.“ Familie und Freunde sind geschockt. Der Abschiedsbrief eines viel zu früh Verstorbenen, verlesen auf der Trauerfeier, löst Entsetzen, Abwehr & Schuldgefühle aus. Wut, Eifersucht und Einsamkeitsempfinden sind weitere Gefühle, die die Serie „Am Ende – Die Macht der Kränkung“ (ZDFneo / Tivoli & Mona Film) antreiben. Im Zentrum stehen die vielfältigen Möglichkeiten, Menschen, besonders die, die einem nahestehen, zu kränken, tief zu verletzen – und so unter Umständen existenzielle Entscheidungen und Lebenswege ungünstig zu beeinflussen. Dramaturgisch ist ein solcher Abschied mit Knalleffekt eine ideale Vorlage, um der Puzzle-artig strukturierten, die Chronologie aufbrechenden Geschichte aus verschiedenen Perspektiven nachzuspüren: aus der des Toten, seiner jüngeren Schwester, seines besten Freundes, seiner Mutter, seiner Frau und seines Sohnes. Jede dieser Personen bekommt ihr eigene Serienfolge. Die Erzählung besitzt eine Menge Leerstellen, die im Verlauf der sechs Folgen gefüllt werden. Auch ohne jedes Krimi-Motiv bleibt die Handlung voller emotionaler Verfehlungen immer spannend, wobei sich die große Last der Gefühle, die anfangs arg bedeutungsschwer auf den Bildern liegt, mehr und mehr verflüchtigt.