Ein Drogendealer ist ermordet worden. Und es sieht ganz danach aus, als ob Andreas Wolff, eine Berliner Polizeilegende, etwas mit dem Mord zu tun hat. Nachdem er vor fünf Jahren ins Koma geschossen wurde und nur durch eine Extremmedikation überleben konnte, die ihn in die Drogensucht trieb, ist dieser Mann heute ein menschliches Wrack. Und jetzt steht Wolff auch noch doppelt unter Druck: Seine Tochter ist entführt worden. Wahrscheinlich will hier einer späte Rache üben an dem „Superbullen“. Und der dreht durch… Kommissar Marck kann das alles nicht glauben, aber die Beweislage wird immer eindeutiger. Dennoch gibt er Wolff eine Chance: 48 Stunden – danach verspricht er, sich zu stellen. Die neue Polizei-Kollegin Vicky, mit der Marck bereits geschlafen hat, ist entsetzt über den Deal. „Was ist das Wort eines drogenabhängigen Mörders wohl wert?“, fragt sie – und lässt das SEK aufmarschieren!
Regisseur Christian Alvart über den Umgang mit dem TV-Mythos:
„Ich war fasziniert von der Idee, einer fernsehhistorisch so etablierten Figur wie dem Wolff so viel zuzumuten, ihn völlig neu zu entdecken. Der Sender wagt hier einen sehr radikalen, sehr mutigen Versuch – und ich hatte wahnsinnigen Spaß daran, die neue Form- und Bildsprache für einen solch wilden Ansatz zu entwickeln. Mir war es vor allem wichtig, eine neue, ästhetisch unverwechselbare Welt zu schaffen, die Welt von ‚Wolffs Revier’.“
Foto: Sat 1 / Stefan Erhard
„Wolff – Kampf im Revier“ kündigt Sat 1 als Pilot für eine Reihe an. Der 90-Minüter hält, was der TV-Mythos verspricht. „Wolffs Revier“ war die erste eigenproduzierte Krimiserie eines Privatsenders, sie brachte es auf 173 Folgen in 13 Staffeln und sie bekam den Grimme Preis. Das TV-Movie besticht durch seine gute Optik, telegene Locations, drei markante Typen (Luca, Brennicke, Heinrich) in den Hauptrollen und ein interessantes Gesicht (Isabel Bongart) in der zweiten Reihe. Der Film von Christian Alvart („Borowski und der coole Hund“) legt von Anfang an ein gutes Tempo vor – und die Action-Szenen besitzen für deutsche Fernsehverhältnisse die Güteklasse 1. Anders als bei der RTL-Action hat sich hier der Regisseur auch beim Drehen etwas gedacht und die Action-Momente, die sich auf Menschen in Bewegung beschränken, sichtbar „in Szene gesetzt“, anstatt sich nur auf den Schneidetisch zu verlassen. Der Plot mag knallig und simpel gestrickt und etwas unbefriedigend aufgelöst sein – wer sich aber 90 Minuten emotional fesseln lassen möchte, wer eintauchen will in einen atmosphärischen Genrefluss – der liegt bei „Wolff – Kampf im Revier“ richtig. Und eine Reihe – vorausgesetzt Sat 1 holt sich keine „Billigkräfte“ – wäre durchaus wünschenswert.
Dass der Pilot auf namhafte Darsteller in der zweiten Reihe verzichtet, ist bei der Vielzahl guter, unbekannter Schauspieler hierzulande nicht nur eine kluge Variante, um Geld zu sparen (um es beispielsweise für einen guten Regisseur und gute Action-Szenen zu investieren), diese Produktionsstrategie erweist sich auch als ein ästhetisch stimmiges Konzept – weil es der Produktion etwas von seinem Hochglanz nimmt, ja vielleicht sogar eine Spur mehr Realismus ins Spiel bringt. Im Revier – da sind die kleinen Gauner zu Hause und da sollten entsprechend die nicht so bekannten Gesichter ihre Chance bekommen. (Text-Stand: 20.12.2011)